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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bin ich wahnsinnig geworden? Das bin doch nicht ich, die diesen Mann umklammert, diesen Russen, Jurij Adamowitsch! Habe ich zwei Leben? Wer erklärt mir das?
    Als habe Malenkows Liebe sie betäubt, schlief sie hinterher schnell ein.
    »Jurij Adamowitsch, sind Sie noch da?« bellte Schesjekin im Telefon.
    »Zur Stelle, Genosse Admiral.« Malenkow zog die Decke über Virginias blankem Körper höher.
    »Warum spielen Sie Fisch?«
    »Fisch?« fragte Malenkow irritiert zurück.
    »Die sind stumm und reden nur mit dem Schwanz.«
    »Genosse Admiral … Wladimir Petrowitsch –«
    »Ljuba meldet sich nicht!«
    »Schlafen wird sie. Einen tiefen Schlaf hat sie immer, wenn sie allein ist.«
    »Der Hubschrauber ist auch verschwunden.«
    »Das ist gut.«
    »Gut ist das?« schrie Schesjekin und zerdrückte seine Papyrossa auf der Tischplatte. »Er ist nicht aufgestiegen. Ist auf dem Eis geblieben. Fast genau an der Stelle, an der Sie Miß Allenby auf Ihren Schlitten geladen haben. Ist das ein Zufall?«
    »Zufälle sind oft merkwürdig, sonst wären sie keine Zufälle.«
    Schesjekin schnappte nach Luft. »Sie fahren zu Ljuba«, sagte er schwer atmend. »Beim Morgengrauen. Nehmen Sie Oberleutnant Nurian mit. Und Waffen! Finden Sie den Hubschrauberpiloten, nehmen Sie ihn gefangen.«
    »Soll er auf der Station der Genossin Berreskowa eingeschlossen werden?« fragte Malenkow in dienstlichem Ton.
    »Bringen Sie ihn hierher.«
    »Genosse Admiral, dann sieht er doch den Hafen. Dann ist der doch kein Geheimnis mehr.«
    »Miß Allenby sieht auch alles – was kann sie damit anfangen? Auch der andere Gefangene wird nichts berichten können – es gibt ihn nicht mehr. Verschollen bleibt er, für immer.«
    »Einfacher wäre es, Genosse Admiral, ihn verunglücken zu lassen. Das Eis ist glatt, leicht kommt man ins Rutschen, und wer ins Meer fällt, erfriert in kurzer Zeit.«
    »Jurij Adamowitsch, welch eine gute Idee!« Schesjekin genoß die kleine Pause, die er jetzt einlegte. »Machen Sie es so, und wenn Sie zurück sind, werfen Sie auch Virginia ins Meer.«
    »Sie … sie ist keine Gefahr«, sagte Malenkow stockend. Er warf einen Blick auf Virginias entspanntes, glückliches Gesicht. Ab und zu fuhr ein Zucken durch die Haut. Sie träumt, dachte er zärtlich, sie träumt. Wie schön sie ist … »Können Sie eine Frau töten, Wladimir Petrowitsch?«
    »Ich? Sie werden es tun, Kapitän Malenkow.« Schesjekin tat es sichtlich wohl, so etwas Ungeheuerliches zu sagen. Das martert ihn, dachte er. Das läßt sein Herz bluten. Was traut er mir zu … Natürlich werde ich diese Untat verbieten. Aber bis morgen soll er schmoren.
    »Ist das ein Befehl?« fragte Malenkow mit plötzlich heiserer Stimme.
    »Was sonst, Genosse?« Schesjekin freute sich und bleckte die gelblichen Zähne. »Spione! Betrachten wir sie als solche. Und schlafen Sie jetzt nicht weiter, Jurij Adamowitsch. Versuchen Sie immer wieder, Ljuba zu erreichen. So tief kann kein Mensch schlafen. Meine Sorge um sie scheint größer zu sein als Ihre!«
    »Das … das ist eine falsche Einschätzung, Genosse Admiral.« Malenkow legte den Hörer auf. Er beugte sich über Virginia und berührte ganz sacht mit seinen Lippen ihre geschlossenen Lider. Sie wachte nicht auf, aber als er wieder an ihre Seite kroch und seine Hand auf ihre Brust legte, dehnte sie sich und seufzte im Schlaf. Malenkow schob seinen Kopf auf ihren Leib und schloß die Augen.
    Nicht an Morgen denken, Jurij Adamowitsch, nicht an den anderen Tag. Überhaupt nicht denken, nur fühlen, ihren Körper, ihre Wärme, ihre duftende Haut und den Schlag ihres Herzens …
    Noch vier Gläschen Wodka hatte Henderson getrunken, dann schlief er wie narkotisiert vom Alkohol und von Ljubas unermüdlicher Liebe.
    Sie saß mit untergeschlagenen Beinen neben ihm, streichelte immer wieder seine Muskeln, spielte mit seinen Brusthaaren und wußte, daß dieser Mann, Ric Henderson, ihr Schicksal verändert hatte. Die Welt war kleiner geworden, zusammengeschrumpft auf einen einzigen Menschen, der nun alles Leben bestimmte, Gegenwart und Zukunft und – wenn es das gab – die Ewigkeit. Ein Amerikaner … Ljuba, vergiß, was du bist. Du mußt es vergessen, laß aus dir einen neuen Menschen wachsen, sei ein Teil seines Körpers, ein Atem in seinem Atem, ein Herzschlag von seinem Herzen. Ric, ich liebe dich! Wie hell ist diese Welt geworden …
    Sie rüttelte ihn an den Schultern und rief seinen Namen, aber Henderson blieb in seinem betäubten Schlaf.

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