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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Notsituation, Genossen. Wir müssen handeln!«
    »Es kann sein, daß sie uns nicht entdecken.« Ein anderer Major sagte es sehr zaghaft. »Wer kann durch 400 Meter dickes Eis blicken?«
    »Man kann, Sie Eisentopf!« brüllte Schesjekin. »Es gibt Geräte, die durchdringen alles, wie der Ultraschall bei den Medizinern.«
    »Und ausgerechnet die haben die Hubschrauber an Bord? Genosse Admiral, das ist unwahrscheinlich. Es ist besser, wenn wir uns völlig still verhalten. Aus der Luft ist von ›Morgenröte‹ überhaupt nichts zu sehen.«
    Schesjekin beruhigte sich etwas. Es stimmt, über uns ist ein 400 Meter hohes, wildes Eisgebirge: Man kann gar nichts sehen. Sollen sie nur über uns hinwegfliegen, die Amerikaner! Was werden sie registrieren? Eis, eine Küste aus riesigen, gezackten Eistürmen, eine weite, stille Bucht, dahinter eine geschlossene Eisdecke und endlose, leblose Weite, das Ross-Meer.
    Aber wer denkt schon an eine Wäscherei? Wer rechnet damit, daß dem Kamin weißer Dampf entweicht, der durch eine Röhre in eine tiefe Eisspalte geleitet wird und dort in den kalten Himmel steigt und schnell im Wind verweht? Wem kommen in einer solchen Situation, wie sie jetzt über Schesjekin hereinbrach, Gedanken an eine Wäscherei? Ein einziger Mensch kann doch nicht an alles denken …
    Und während Schesjekin die monotone Stimme des Chefradaristen hörte: »Noch 9 Kilometer … Noch 6 Kilometer … Jetzt sind sie über uns, genau über uns« und den Kopf zwischen die Schultern zog, als stürzten die Hubschrauber auf ihn nieder, sagte Lieutenant McColly ruhig und nüchtern: »Commander, vor mir, jetzt unter mir, kommt Dampf aus dem Eis. Aus einer Spalte, einer verdammt tiefen Spalte. Weißer Wasserdampf.«
    »Ich komme!« Brooks schwenkte ab, die drei Hubschrauber folgten ihm, und gemeinsam umschwirrten sie den wild zerklüfteten Eisfleck, aus dem eine dünne Dampfwolke in den Himmel stieg und vom Wind sofort zerfetzt und weggetrieben wurde.
    »Das müssen sie sein!« rief Brooks. »Ein Eisberg gibt keinen heißen Dampf ab!«
    »Aber wo stecken sie, Commander?« fragte Sergeant Jess. »In diesen Spalten und Grüften kann doch niemand leben!«
    »Hast du eine Ahnung, was die Russen alles können!« Brooks kreiste noch einmal um das Dampfloch. Er fotografierte den Dampf und die Eiswildnis, die wirklich für keinen Menschen erreichbar schien und die dennoch das Hauptlager der Sowjets sein mußte. »Weiter, Jungs!«
    Sie flogen bis zu der weiten Bucht und dem Eisgürtel, sahen die 421 Meter hohe Eiswand aus bizarren Eissäulen, aber nicht den überdachten Eingang des Fjords, der in die riesige Höhle des Eisberges führte. In einem weiten Bogen kehrten die fünf Hubschrauber zurück, überflogen noch einmal die dampfende Spalte und bildeten dann wieder ihre V-Formation.
    Schesjekin atmete auf. »Sie kehren um«, sagte er mit einem befreiten Seufzer. »Sie haben uns nicht entdeckt. Genossen, Glück nennt man das, oder eine Atempause – wer weiß das? Auf jeden Fall muß General Wisjatsche informiert werden.« Er stand auf, nickte seinen Offizieren zu und verließ den Radarraum. So schnell wie möglich müssen die Gefangenen weg, dachte er, als er zum Funktelefon griff. Wo bleibt bloß die Ablösung? Liegt da draußen im Treibeis herum und streicht sich weiß an. Geht das nicht schneller, ihr lahmen Hunde? Glaubt ihr, die Amerikaner schlafen? Längst haben sie Satellitenfotos von euch, und wenn sie auch noch die argentinischen Flaggen erkennen, dann – sie sind keine Idioten, nur gutgläubig. Kindlich gutgläubig. Glauben an jeden Vertrag und freuen sich, wenn man ihnen auf die Schulter klopft. Freundschaft zwischen Sozialismus und Kapitalismus – nur naive Gemüter halten das für eine Realität. Dämlich aber sind die im Westen nicht! Also arbeitet schneller, Genossen, damit meine U-Boote zu euch kommen können, mit Malenkow und der Berreskowa, mit Henderson und Miß Allenby. Ein merkwürdiges Gefühl habe ich, Genossen, eine innere Unruhe. Man darf es nicht laut sagen – aber auf jede Morgenröte folgt eine Abendröte … So etwas belastet, glaubt es mir.
    Brooks hatte erneut Verbindung mit der ›Lincoln‹ aufgenommen und bekam einen sehr nervösen und gereizten Seymore ans Telefon.
    »Was ist?« rief Seymore sofort. »Brooks, machen Sie jetzt keine langen Sprüche! Was ist?«
    »Wir haben sie, Sir«, sagte Brooks knapp, wie gewünscht.
    »Was heißt das?«
    »Am anderen Ende des Eisberges kommt Wasserdampf aus

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