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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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leben?«
    »Ich kann mir das denken, Admiral.« Virginia nickte. »Aber ich vertraue darauf, daß ich von Gentlemen umgeben bin.«
    »Wir alle hoffen das. Aber wenn doch einer …«
    »In San Francisco habe ich, so nebenbei, eine Karateschule besucht, und ich nehme an, daß man mir auch eine Pistole gibt.«
    »Bravo!« Warner klatschte in die Hände. »Da haben wir es wieder! Die heutigen Frauen sind uns Männern oft sogar überlegen: Ich kann kein Karate.«
    Nach dem Abendessen zeigte Warner den Gästen seine schwimmende Stadt – einen kleinen Teil nur, denn um dieses Riesenschiff kennenzulernen, benötigte man Tage. Aber was Smith, Virginia und die anderen Wissenschaftler sahen, war so imponierend in seiner Größe, technischen Vollkommenheit und militärischen Stärke, daß die Gruppe nur noch staunend herumging. Allein die Flugzeughalle mit den Maschinen, deren Flügel hochgeklappt waren, die Werkstätten, die Küchen, Bäckereien, Magazine, Eßsäle, es waren Dimensionen, die man sich vorher nie vorgestellt hatte.
    »Daß so etwas überhaupt schwimmen kann …«, sagte Virginia fasziniert.
    »Für das Meer ist das alles nur wie ein Stück Seetang.« Warners Stimme gab den Stolz wieder, der ihn jedesmal bei solch einem Rundgang befiel. »Wie winzig sind wir für den Ozean.«
    »Wie hoch ist die Besatzung?« fragte Dr. Smith.
    »Zur Zeit rund 2.300 Mann. Im Kriegsfall sind es mehr. Über 3.000 …«
    »Ungeheuerlich! Eine schwimmende Festung.«
    »Na ja …« Warner wiegte den Kopf. »Ein einziger Atomtorpedo genügt, uns wegzupusten – wenn er uns trifft und nicht durch unsere Elektronik abgelenkt wird. Ein Schiff bleibt ein Schiff und damit immer gefährdet. Unsinkbare Schiffe gibt es nicht, das behauptet nur die Propaganda.«
    »Es könnte sich also eine Tragödie wie bei der ›Titanic‹ wiederholen?«
    »Theoretisch ja. Aber praktisch?« Warner schüttelte den Kopf. »Da müßte schon die Hälfte des Rumpfes aufgeschlitzt werden, und das ist unmöglich. So ein Loch wie bei der ›Titanic‹ schotten wir völlig ab. Oder wir müßten ›Big Johnny‹ rammen …«
    Das Lachen klang etwas gepreßt. In der riesigen Flugzeughalle kamen sich alle winzig und hilflos vor. Unter ihnen lag eine Wassertiefe von über 6.000 Metern, um sie herum die Einsamkeit von Tausenden von Kilometern …
    »Morgen verlassen wir das Maria-Theresia-Reef und fahren geradewegs auf den McMurdo-Sund los. Das Gebiet, in das wir hineinkommen, beansprucht Neuseeland für sich, aber das kümmert mich nicht. Bis 1991, wenn man einen antarktischen Vertrag abschließen will, um dann auch diesen letzten Teil der Erde aufzuteilen, ist das hier freies Land. Das Wettrennen der großen Staaten hat schon längst begonnen. Unter diesem riesigen Eispanzer vermutet man unfaßbare Schätze an Öl und Mineralien, die unsere Erde noch über Jahrhunderte versorgen können.«
    »Das heißt«, sagte Virginia laut, »daß eines Tages auch dieser unberührte Kontinent zerstört wird.«
    »So ist es.« Vizeadmiral Warner nickte ernst. »Wir sind schon dabei … Sie, meine Dame, meine Herren, sind die Vorarbeiter …«
    Es war kein guter Ausklang des sonst so schönen Abends.
    Nach vier Tag- und Nachtfahrten mit einer Geschwindigkeit von 16 Knoten sahen sie die ersten Treibeisschollen. Flach oder bizarr geformt, nicht größer als vier, fünf Meter im Durchmesser, mit eingeschlossenem dunklen Geröll oder bläulich und grün schimmernd, dazwischen kleine, gezackte Schollen, die auf dem Meer schwammen wie größere Federn. Auch Tiere hatte man gesichtet. Ab und zu tauchte seitlich eine spitze Rückenflosse auf, durchschnitt das Meer und tauchte wieder weg. Es wurde spürbar kälter.
    »Das sind Schwertwale«, sagte Virginia, die mit Henderson an der Reling des Start- und Landedecks stand und zum erstenmal ein Treibeisfeld sah. »Die kleinen Brüder der Blauwale. Bald müssen wir auch die Krabbenfresserrobben sehen.«
    »Und Ihre Fischpopulationen …«
    »Das haben Sie gut behalten, Ric.«
    »Bei solch einem umwerfenden Lehrmeister …«
    »Na ja.« Virginia lächelte etwas mitleidig. »Komplimente sind nicht Ihre Stärke, Ric. Eine indiskrete Frage: Haben Sie keine Braut?«
    »Nein. Wozu? Mädchen gibt es genug auf der Welt; eine Braut aber will geheiratet werden. Das kann ich nicht.«
    »Sind Sie ein Gegner jeglicher Bindung?«
    »O nein, Virginia. Aber Sie wissen nicht, was ein kleiner Lieutenant verdient. Und ich bin noch immer Lieutenant, mit 26 Jahren. Bei

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