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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hallenschwimmbad – wie in Alaska kommt man sich vor und nicht wie am Südpol. Was die Jungs da geleistet haben, weiß die Welt gar nicht … Klein-Amerika im ewigen Frost und Eis. Nur im kurzen Sommer bei null Grad und drüber sieht man den Boden, die weiten Geröllhalden, das Meer und die schwarzschillernden Flanken der niedrigeren Berge.« Henderson lachte wieder jungenhaft. »Und wissen Sie, was die Jungs in ihren Wohnungen haben? Kühlschränke – bei 40 Grad minus im Winter! In eine warme Wohnung gehört ein Kühlschrank! Das ist nun mal so. Amerika –« Er starrte Virginia wieder mit diesem unverschämten Blick an, für den man ihn nicht verantwortlich machen konnte, weil er es selbst nicht wußte.
    »Interessant …« war alles, was Virginia nach diesem langen Vortrag bemerkte. »Warum starren Sie mich so an?«
    »Tue ich das?« fragte Henderson verblüfft.
    »Wir werden so einfach auf den Flugzeugträger verfrachtet?« Sie wandte ihm den Rücken zu und wühlte völlig sinnlos in den Karten, Tabellen und Fotos. Henderson auf ihrem Bett sitzen zu sehen löste in ihr ein merkwürdiges Gefühl aus, eine innere Unruhe, ein Flimmern der Nerven. »Und was ist mit meinem Labor? Wenn ich da auf diesem Eisberg arbeiten soll, muß ich doch zumindest wissen, welche Arbeitsmittel mir zur Verfügung stehen.«
    »Ich nehme an, das ist alles zentral geregelt. Für die Materialbeschaffung gibt es eine Menge Spezialabteilungen. Sicherlich auch für Laboreinrichtungen für Meeresbiologie. In allen Behörden gibt es Beamte genug, die sich mit solchen Dingen akribisch beschäftigen. Sie werden alles vorfinden, was Sie brauchen. Natürlich sollte gespart werden – hinterher kostet es freilich immer das Doppelte.«
    »Das eben befürchte ich.« Virginia drehte sich wieder zu Henderson um. Wieder dieser ausziehende Blick, wieder das dumme Wissen, ihn auf ihrem Bett sitzen zu sehen. »Wen kann ich darüber sprechen?«
    »Die Gesamtleitung liegt bei General Seymore.«
    »Und wie erreiche ich ihn?«
    »Drücken Sie ihm die Hand. Er ist im Camp, zusammen mit Major Brooks. Ach ja, der Captain ist Major geworden. Als Kommandant von ›Big Johnny‹ reicht Captain nicht. Ich nehme an, der General wird auch zu Ihnen kommen. Im Augenblick streitet er sich mit Dr. Smith.«
    Später kam Seymore wirklich zu Virginia, imponierend in seiner Uniform mit der langen Ordensspange und mit seinem entwaffnenden »Hallo, Miß Allenby! Nicht mehr lange, und Sie sind das schönste Stück Gefrierfleisch, das ich kenne!« Er versicherte, daß alles geregelt sei, daß das Labor unter Mithilfe der Meeresbiologischen Akademie von San Diego nach den neuesten Erkenntnissen zusammengestellt worden sei und daß sie sich überraschen lassen solle. »Ihre Forschungsstätte in San Francisco wollten wir nicht fragen, das hätte nur Neugier hervorgerufen«, sagte er. »San Diego dagegen ist an Geheimaufträge gewöhnt.«
    Nun also waren sie auf der ›Lincoln‹ gelandet. Vizeadmiral Lyonel Warner, der Kommandeur der schwimmenden Stadt, hatte sie empfangen und zu einem Begrüßungsessen eingeladen. Im Bauch des riesigen Schiffes lagerte alles, was man zum Aufbau einer Polarstation in der ersten Phase brauchte, vom Generator bis zu den zerlegten Fertighäusern, die mehr einem langen Container glichen als einem Wohngebäude, vom Motorschlitten bis zur Funkstation, vom Schneeschmelzapparat zur Wassergewinnung bis zur Kartoffelkiste, vom Badezimmer bis zu den Fäkalientonnen. Und natürlich waren auch Kühlschränke mitgekommen. In drei großen Kisten lagerte das Labor von Miß Allenby, Dr. Smiths Arbeitsmaterial nahm einen halben Frachtraum ein. Nach McMurdo waren bereits Berge von Baumaterial gebracht worden, Mischer, Röhren, Eisenmatten, Isoliersteine, Aluminiumplatten, Bettgestelle, Matratzen, vier Geländewagen mit Kettenantrieb, eine Unmenge von Plastikmaterial und Verpflegung für zunächst drei Monate. Benzin lagerte genug in den Tanks von McMurdo. Im nächsten Frühjahr konnte dann wieder ein großes Tankschiff die Basis erreichen und die Lager füllen, oder es landeten Tankflugzeuge. Man war nicht allein, war nicht von aller Welt abgeschnitten, konnte weder verhungern noch erfrieren: Eine perfekte Organisation besiegte die feindliche Natur.
    »Miß Allenby«, sagte am Abend beim Essen Vizeadmiral Warner zu Virginia, »ich will nicht Angst erzeugen oder dumm herumunken, aber wissen Sie, was es heißt, als einzige Frau monatelang nur unter Männern zu

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