Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
McMurdo ist der McMurdo-Sund. Nordwestlich von ihm, zwischen Scott Base und der Walfischbucht, treibt unser Berg. Durchqueren Sie den Sund in voller Fahrt, ehe der Amerikaner dort einläuft. Dann warten wir ab, wie sich die Lage weiter entwickelt. Es kann sein, daß wir unsere Position verlassen und uns in einem Sund südöstlich von Kap Colbeck verstecken. Dann liegt zwischen ›Morgenröte‹ und uns nicht mehr der Amerikaner.«
    Malenkow schwieg. Er schien die Karte zu studieren. Schesjekin pfiff unterdessen ungeduldig durch die Zähne, so unmelodiös, daß es sogar Braslowski weh in den Ohren tat.
    Endlich meldete sich Malenkow wieder. »Eine gute Idee, Genosse Admiral. Eine vorzügliche.«
    »Was?«
    »Der Ortswechsel, den Sie vorschlagen. Wenn Sie in den Roosevelt-Sund einlaufen und in einem Seitenarm ankern, wird uns niemand entdecken. Einen doppelten Vorteil haben wir: Wir sind sehr nah an ›Morgenröte‹ und haben 400 Seemeilen freies Wasser.«
    »Ich werde es Admiral Sujin vorschlagen.«
    »Aber dann kreuzen Sie die Route des Flugzeugträgers, Genosse Admiral.«
    Schesjekin hob den Blick zur Decke der Funkstation, als habe man ihn tödlich beleidigt. »Jurij Adamowitsch«, sagte er gedehnt, »haben Sie schon mal einen Geist auf dem Meer gesehen?«
    »Nein.«
    »So ist es. Wir werden wie ein Geist sein, die Amerikaner werden nicht mal einen Hauch von uns spüren. Malenkow, viel Glück …«
    Das Gespräch war beendet. Die ›Gorki‹ zog die Antenne ein und ging wieder auf 60 Meter Tiefe. Ihre Scheinwerfer erhellten um sie herum das Meer, Radar und Sonar tasteten den Weg vor ihr ab, auf den Bildschirmen zogen flimmernde Punkte vorbei, das unter dem Meeresspiegel treibende Massiv von Eisbergen.
    Malenkow befahl volle Kraft. An den Kontrollgeräten saßen die Spezialisten, Schweißtropfen auf der Stirn. Konnte man bei dieser Geschwindigkeit noch ausweichen, wenn auf dem Radarschirm ein Eisberg auftauchte?
    »Was denkst du, Nurian?« fragte Malenkow und brütete wieder über der Karte.
    Oberleutnant Nurian, der Navigationsoffizier der ›Gorki‹, gab keine Antwort. Wer verstand diese Frage?
    »Was haben die Amerikaner vor?« fragte Malenkow weiter.
    »Sie verstärken die Basis McMurdo, Genosse Kommandant.«
    »Warum tun sie das?«
    »Wer kann ihre Gedanken lesen?«
    »Einfach ist es, von McMurdo zu ›Morgenröte‹ hin und her zu pendeln …«
    Nurian schüttelte den Kopf. »Warum dieser Umweg, Jurij Adamowitsch? Die Amerikaner könnten es einfacher haben: Sie besetzen einfach den Berg.«
    »Nicht, wenn sie auch etwas Besonderes mit ihm planen.«
    »Haben sie es nötig? Sie brauchen keine U-Boot-Basis wie wir.«
    »Wenn man es so sieht …« Malenkow wickelte ein Honigbonbon aus dem Papier und schob es in den Mund. Im Boot herrschte strengstes Rauchverbot; man wich auf Süßigkeiten aus. »Trotzdem, der Flugzeugträger gefällt mir nicht. Warum baut man McMurdo aus, gerade jetzt, wo der Eisberg im Ross-Meer treibt?«
    »Zufall. Es gibt solche verrückten Zufälle, Jurij Adamowitsch. Einen Onkel habe ich, in Tbilisi. Eines Morgens geht er spazieren, ganz friedlich, hat Laika, sein Hündchen, an der Leine, denkt sich nichts Böses, und plötzlich hört er Geschrei: ›Haltet ihn, haltet ihn!‹ Was macht Onkelchen? Er bleibt natürlich stehen und wundert sich. Da kommt um die Ecke ein Mann gerannt, wirft ihm etwas zu, Onkelchen fängt es auf, Laika knurrt und zieht an der Leine, und der gehetzte Mann läuft weiter, nun von seiner Last befreit, und verschwindet zwischen den Bäumen im Park. Ha, und dann kamen die anderen um die Ecke, immer noch brüllend: ›Haltet ihn! Haltet ihn!‹, und rennen an Onkelchen vorbei, und Laika knurrt und zerrt an der Leine, und keiner beachtet ihn, und alle verschwinden zwischen den Bäumen. Da steht nun Onkelchen, ein Paket in der Hand, nein, was sage ich, eine Art Leinensäckchen, mit Leder verstärkt, sieht es an und weiß nicht, was damit anfangen. Nach Hause geht er also, öffnet das Säckchen, und was kommt hervor? Na? 7.300 Rubelchen in Scheinen! Das Herz blieb Onkelchen fast stehen. Noch nie hatte er so viel Geld gesehen, nicht in seinen Händen. Und am nächsten Tag stand es in der Zeitung: Ein Unbekannter hatte die Bank überfallen und konnte flüchten. 11.000 Rubel soll er mitgenommen haben, dabei waren's nur 7.300. Was tat Onkelchen? Behalten hat er die Rubelchen, als er das las. ›Halunken seid ihr alle!‹ hat er sich beruhigt. ›Also darf ich auch ein Halunke

Weitere Kostenlose Bücher