Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
wußte Cobb, wie gefährlich dieses Lächeln sein konnte. »Ich habe die höchste Form gelernt, Kung-Fu.«
    »Sie wußten das, Ric?« Cobb warf einen haßerfüllten Blick auf Henderson.
    »Natürlich. Und jetzt hauen Sie endlich ab, Alan!«
    »Sagen Sie bloß, Sie können auch Kung-Fu!«
    »Noch nicht. Aber ich werde bei Miß Allenby Unterricht nehmen, und das verspreche ich Ihnen«, seine Stimme wurde jetzt sehr ernst, »wenn Sie Virginia nur einmal anfassen, breche ich Ihnen das Genick.«
    »Das schreibe ich mir ins Herz, Ric! Sie hören noch von mir!« Cobb drehte sich, stöhnte bei dieser abrupten Bewegung etwas und ging dann davon, die rechte Hand noch immer auf die linke Schulter gepreßt.
    Virginia sah ihm nach, bis er zwischen den Aufbauten verschwand. »Nun haben wir einen Feind, Ric«, sagte sie. »Das läßt er nicht auf sich sitzen. Das will, ja das muß er ausbügeln. Und wir müssen mit ihm monatelang zusammenleben.«
    »Ich werde mit Commander Brooks reden.«
    »Cobb gehört weder zur Navy noch zur Air Force. Er hat seine eigene Pioniertruppe.«
    »Aber Seymore hat den Oberbefehl.«
    »Wenn auch. Außer euch Fliegern ist Cobbs Bautrupp der wichtigste auf dem Eisberg. Wer soll die Häuser aufstellen?«
    »Er soll Cobb ablösen und zurück in die Staaten schicken.«
    Es war ein Wunsch, das wußte Henderson genau, der nie in Erfüllung gehen würde. Das einzige, was bei einer Meldung herauskam, war eine Verwarnung von Cobb. Er würde sie wegstecken wie einen faden Witz und auf einen günstigen Moment warten, ihnen die Blamage heimzuzahlen. Man hatte Zeit auf ›Big Johnny‹, viel Zeit, und sicherlich auch viele Gelegenheiten.
    »Warum müssen Männer immer Feinde werden?« sagte Virginia.
    »Warum kämpfen die Robbenbullen um eine Seekuh?« Henderson legte den Arm um Virginia und zog sie an sich. »Auch nach 100.000 Jahren hat der Mensch das Tier in sich. Die mörderischsten Kämpfe in der Natur sind die Kämpfe um das Weibchen. Nur wir Menschen glauben, anders zu sein; dabei sind wir am hinterlistigsten.«
    Sie gingen zu ihren Kabinen zurück, und es war wie immer, wenn Virginia in dieser reinen Männergesellschaft auftauchte: Man pfiff ihr nach, rief ihr Worte zu oder eindeutige Ferkeleien.
    Mit in den Nacken geworfenem Kopf ging sie durch dieses Spalier männlicher Sehnsüchte, mit kräftigen Schritten und einem stolzen, abwehrenden Gesicht, und keiner sah die Angst, die in ihr war, bis sie ihre Kabine erreicht hatte und sie sofort hinter sich verriegelte.
    Alan Cobb, er würde ein Problem werden.
    Es war falsch gewesen, ihn auf die Bretter zu werfen, aber es war geschehen, und man mußte jetzt mit seinem Haß leben.
    Ein sonniger Morgen war es, ein strahlender Tagesanfang, als in der weiten Bucht des Eisberges ›Morgenröte‹ zuerst das Periskop und dann der lange, weiße, stählerne Körper der ›Gorki‹ aus dem tiefblauen Meer tauchte. Wie ein glitzernder Riesenfisch drückte er ein paar Eisschollen weg und hob sich dann wie schwerelos auf die Oberfläche der See.
    Kaum war der Turm in der reinen, kalten Luft, flog das große Schott auf, und Kapitän Malenkow kletterte ins Freie und stürzte an das Schanzkleid. Weit breitete er die Arme aus, als könne er den Eisberg an sich drücken, und dann überfiel ihn die tiefe Rührung, die zum Wesen jedes Russen gehört. Er umarmte Nurian, der als zweiter auf den Turm kletterte, und hatte Mühe, nicht zu weinen. Aber sie küßten sich dreimal auf die Wangen, drückten sich beide Hände und standen dann Hand in Hand wie Kinder in einem Wunderland vor der 400 Meter hohen Eiswand, die sich vor ihnen mit bizarren Zacken, mit Türmen und Grüften aufbaute.
    Die gesamte Mannschaft kam an Deck, nahm Aufstellung wie zu einer Parade, stand stramm, die Köpfe flogen auf ein Kommando zur Seite mit Blick auf Malenkow, und der wachhabende Offizier meldete mit lauter, heller Stimme: »Melde, Genosse Kapitän: Boot ›Gorki‹ hat befohlenes Ziel erreicht.«
    »Danke, Semjon Nikolajewitsch.« Malenkow grüßte zurück. Ihm war es, als drücke ein harter Daumen auf seine Kehle. Voll Rührung füllten sich seine Augenwinkel mit Tränen. »Es lebe das sowjetische Volk! Es lebe Mütterchen Rußland! Es lebe unser sozialistischer Staat!«
    Und dann hallten zum erstenmal 350 Männerstimmen gegen die himmelhoch ragende eisige Wand: »Es lebe das Sowjetvolk!«
    Vom Achterdeck, wo die Bordkapelle Aufstellung genommen hatte, erklang die Nationalhymne. Am Turm stieg langsam die

Weitere Kostenlose Bücher