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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stimme klang aufgeregt. »Verdammt, es sind Motoren! Hier stimmt etwas nicht, Sir …«
    Korvettenkapitän Thomson schüttelte den Kopf, aber er wagte es dennoch, Vizeadmiral Warner zu wecken. Dabei sah er kurz auf die Uhr. Zwei Uhr nachts.
    Warner meldete sich, verschlafen, gähnend und dreimal kurz aufhustend. »Ja?«
    »Hier Brücke. Thomson. Sir, das Sonar will Unterwassergeräusche vernommen haben. Motorengeräusch. Wie bei einem U-Boot …«
    »Hier?« Warner gähnte wieder. »Verrückt!«
    »Das ist auch meine Meinung, Sir. Aber Roper gibt keine Ruhe. Ich hielt es für meine Pflicht, Sie davon zu verständigen.«
    »Ich danke Ihnen, Thomson.« Man hörte im Telefon, wie sich Warner wieder hinlegte und anscheinend aus einem Glas einen Schluck Wasser trank. »Wenn Roper sein Phantom deutlicher hört, wecken Sie mich wieder. Wo soll denn hier ein U-Boot herkommen?«
    »Jawohl, Sir.« Thomson legte auf. Auf dem anderen Telefon sagte er zu Roper: »Lieutenant, vergessen Sie's! Ein Eisberg unter Wasser ist uns wichtiger.«
    Mißmutig legte Roper den Hörer weg und starrte auf die Sonarimpulse. Das geheimnisvolle Geräusch war wieder verstummt. »Da hält uns einer zum Narren!« knurrte er wütend, so laut, daß es alle im Sonarraum hörten. »Es waren Motorengeräusche, oder ich bin plötzlich ein Vollidiot geworden!«
    Das Grinsen in den Gesichtern der Elektronikspezialisten trug nicht dazu bei, seine Stimmung zu heben. Er verließ den Sonarraum, ging in die Kantine und trank einen heißen Tee mit viel Zucker.
    Die ›Gorki‹ hatte den McMurdo-Sund erreicht und ging auf mehr Tiefe. In Schleichfahrt, mit so wenig Motorengeräusch wie möglich, begann die Durchquerung. Im Sonar fing man deutlich das Dröhnen der schweren Motoren des Flugzeugträgers auf und wußte, daß die ›Gorki‹, wenn auch ganz schwach, von den amerikanischen Horchgeräten erfaßt werden würde.
    »Maschinen stop!« sagte Malenkow, als Oberleutnant Nurian ihm zunickte. Vollkommen still war es im Boot. Auch wenn kein Krieg war, wenn keine Wasserbomben fielen und das Schiff durcheinanderrüttelten, die Spannung war die gleiche wie im Ernstfall. Alle lagen in ihren Kojen, nur die Wachen und die Offiziere standen an ihren Posten.
    Im Kommandoraum saß Malenkow auf einem eisernen Stuhl und starrte vor sich hin. In zwei Tagen haben wir ›Morgenröte‹ erreicht, dachte er. Dann werden wir in der weiten Bucht auftauchen und über Wasser in den überdeckten Eisfjord einfahren, in den Berg hinein, und die Fahne der Sowjetunion in das Eis stoßen. Ein großer Augenblick wird das sein, und es ist schade, Ljuba Alexandrowna, daß du nicht bei mir bist und es siehst. Sag, wie soll das werden mit uns? Das herrlichste Raubtier auf dieser Welt bist du, frißt die Männer und läßt die Überreste ohne Reue zurück. Das Grab deines Mannes kennst du nicht mal; dieser Oleg – welch ein Idiot! – hat sich deinetwegen umgebracht. Wie viele, gesteh es, haben sich deinetwegen das Leben genommen, drei oder vier oder fünf? Kannst dein Bett polstern mit den Leichen, was, kannst eine Liste führen über deine Opfer, und dann sitzt du da und hörst Beethoven und Wagner und Tschaikowski und Borodin, schreibst an einem Roman, von dessen Seiten das Blut tropfen müßte, und dann ziehst du dich aus, legst dich auf das Bett, auf das mit Leichen gepolsterte Bett, und ich werfe mich auf dich, und wir lieben uns wie Rasende, und ich bin für dich doch nichts anderes als das Spinnenmännchen, das nach der Liebe totgebissen und aufgefressen wird. Wann wird das sein, Ljuba Alexandrowna? Nur vergiß nicht das eine: Wehren werde ich mich! Mich treibt niemand in den Selbstmord, auch du nicht! Oder kannst du mit eigener Hand töten? Warum begreife ich nicht, wie du bist? »Langsame Fahrt …«, sagte er.
    Im Maschinenraum brummten leise die atomgetriebenen Motoren auf. Die ›Gorki‹ glitt weiter durch den McMurdo-Sund. Eine halbe Stunde lang, dann lag sie wieder regungslos in der Tiefe. Es war das Katz-und-Maus-Spiel, das Lieutenant Roper auf der ›Lincoln‹ zur Verzweiflung brachte. Niemand glaubte ihm, und deshalb rief er auch nicht mehr Thomson auf der Brücke an.
    Den Rest der Nacht lag Malenkow auf seinem Bett; er hatte Nurian das Kommando übergeben. In ihm brannte die Sehnsucht nach Ljuba Alexandrowna, eine selbstzerstörerische Leidenschaft, die mit jeder Erinnerung an sie und die vergangenen Liebesstunden stärker wurde. Wenn er die Augen schloß, sah er ihren

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