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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Frauen an die Wand nagelte, und auch, für einen Amerikaner lebensnotwendig, einen eigenen winzigen Fernsehsender, der zwar nur Kassetten abspielte, aber die hatten es in sich und brachten vom Western bis zum Sexfilm alles, was ein einsames Herz erfrischen kann. Außerdem sprach Sergeant Mulham morgens und abends die neuesten Nachrichten, die er vom Flugzeugträger ›Lincoln‹ per Funk empfing. Mulham hatte diesen TV-Posten bekommen, weil er eine sonore Stimme besaß; sein Kopf allerdings wirkte so, als habe er gerade mit einer Fernsehkamera einen Zusammenstoß gehabt. Als er zum erstenmal auf dem Bildschirm erschien, stöhnte Dr. Smith erschüttert auf. »Mein Gott«, sagte er betroffen. »Und das täglich zweimal! Man beachte nur dieses entsetzliche Grinsen. So müssen einmal die Neandertaler die Zähne gefletscht haben! Das kann man nur ertragen, wenn man die Augen schließt und bloß die Stimme hört.«
    Aber ›Big Johnny‹ wuchs aus dem Eis heraus mit einer Perfektion, die Staunen abnötigte. Schon drei Monate nach der Landung und dem Hissen des Sternenbanners durch General Seymore war hier eine kleine, feste Siedlung entstanden mit warmen, flachdachigen Häusern, die der leitende Bauingenieur geringschätzig Wohn-Container nannte; Transformatoren erzeugten Strom, etwas abseits der Wohnhäuser entstanden die Versuchslabors und die Spezialgebäude für die geheimnisvollen elektronischen Wunderwerke, die später einmal die USA unangreifbar machen sollten. Ob Atomraketen vom Land oder aus dem Meer – im Anflug wurden sie bereits vernichtet und sollten Amerika nie erreichen. Ein strahlender Schutzschild hinauf bis zu den Sternen.
    Auch das Labor von Virginia Allenby war als Fertighaus errichtet worden und wartete nun auf den Anschluß an das Zentralheizwerk, an dem 30 Mann arbeiteten. Das Gebäude war kein Problem, das hatte man aus Fertigteilen bereits bei Washington zur Probe aufgebaut gehabt und dann Teil für Teil numeriert, wieder abgerissen und verpackt. Die gesamte Technik, das Verlegen der dick isolierten Rohre, der Einbau der Heizkessel und der Ölbrenner, die elektronischen Steuerungen, die regelbaren Hausanschlüsse, das waren Arbeiten, die viel Zeit schluckten.
    Einer der ersten, die den Eisberg betraten, zusammen mit Henderson und Virginia, war Lieutenant Alan Cobb. Man war sich seit dem Vorfall auf Deck aus dem Weg gegangen, was bei den riesigen Ausmaßen der ›Lincoln‹ nicht schwer war. Hier nun aber, auf dem Eisfeld von ›Big Johnny‹, das sanft zum Meer abfiel und das ideale Plateau für die kleine Stadt im Eis bildete, war es unvermeidbar, daß man sich immer sah, immer begegnete und vor allem zusammen arbeiten mußte.
    Während Henderson den unermüdlichen Pendelverkehr der Lastenhubschrauber von der ›Lincoln‹ zum Eisberg und zurück leitete und auch dafür sorgen mußte, daß die schweren Transportmaschinen vom Typ Hercules C-130 aus McMurdo sicher auf dem Eisflugfeld landen konnten, kommandierte Cobb den aus Marinesoldaten bestehenden Bautrupp, was zwangsläufig, bei Cobbs Eitelkeit und Jähzorn, zu Reibereien mit dem Chefingenieur Peter Handling führte. Oft standen sie sich gegenüber, brüllten sich an, drohten mit Prügeln und einem heimlichen Duell nach Art von John Wayne, bis Commander Brooks als Kommandant der Stadt im Eis eingriff und weise wie Salomon beiden Kampfhähnen recht gab, was sie verwirrte, aber den Streit beendete.
    An einem Abend betrat Cobb das fertiggebaute, aber noch nicht eingerichtete, provisorisch von einem Ölofen gewärmte Labor von Virginia Allenby und tat erstaunt, sie hier zu finden. »Das ist nun wirklich ein Zufall«, sagte er, nahm die Pelzmütze ab und knöpfte seinen Daunenmantel auf. »Ich bin auf meinem Kontrollgang und wollte mich nur überzeugen, wie der Bauzustand ist.« Mit unverschämtem Blick musterte er Virginia und verzog den Mund. »Wie ich mich überzeugen kann, ist der Bauzustand hervorragend. Alles ist da, wo es hingehört, und das in bester Qualität …«
    »Sie lügen, Lieutenant.« Virginias Stimme bekam einen harten Klang. »Sie wußten genau, daß ich allein hier bin.«
    »Aber nein!«
    »Und warum blickten Sie nach allen Seiten, ehe Sie hereinkamen? Ich hab's vom Fenster aus gesehen.«
    »Und haben nicht sofort um Hilfe gerufen?« Cobbs Grinsen war von gemeiner Gehässigkeit.
    Er kam langsam näher, und jeden Schritt, den er vorwärts machte, trat Virginia zurück. Dann hatte sie die Wand im Rücken und keine Möglichkeit

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