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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein klein wenig. Du fehlst mir, du allein, aber du wirst es nicht erfahren. Die Zunge soll man mir herausreißen, wenn auch nur ein Wort davon gesprochen wird. O verdammt, könnte ich dich doch so hassen, wie ich dich liebe … »Wenn ich alles ausgepackt habe, wird es wohnlicher sein. Sehr schön ist das eigene Dampfbad«, fügte sie hinzu.
    »Eine Ausnahme. Das hast auch nur du.«
    »Ich werde mich bei Admiral Schesjekin bedanken.«
    »Er wird sich wundern.« Malenkow ging um den Tisch herum und setzte sich Ljuba gegenüber. »Der Bau deiner Banja geschah auf meine Anordnung.«
    »Dann muß ich dir danken«, sagte sie gepreßt. »Nötig aber war es nicht. Ich will keine Ausnahme sein.«
    »Du bist hier die einzige Frau. Willst du in die Gemeinschaftsbanja gehen?«
    »Warum nicht?« Sie warf trotzig den Kopf in den Nacken. »Wir alle sind Menschen. Mir macht der kleine Unterschied nichts aus.«
    Die Offiziere – es waren unterdessen neun Genossen geworden – lachten und klatschten begeistert in die Hände. Malenkow blickte die Berreskowa gleichgültig an, hob nur die Schultern ein wenig und winkte dann einem Gefreiten, der als Ordonnanz für den Tisch eingeteilt war.
    Die Suppe wurde serviert, eine Fischsuppe von trübem Aussehen, aber gutem Geschmack. Sumkow, der auch an den Tisch kam – was er sonst nie tat, denn wenn er sich beim Essen blicken ließ, schüttete man Kübel voll Schimpfwörter über ihm aus –, sah die Berreskowa flehend an. Sie reagierte nicht darauf und löffelte ihre Fischsuppe. Ab und zu warf sie einen Blick über den Tisch auf Malenkow, aber der tat so, als sei sie gar nicht zugegen, und unterhielt sich angeregt mit seinem Nachbarn, einem Kapitänleutnant, der das U-Boot ›Tolstoi‹ befehligte. Das anschließende Hauptgericht aus Sauerkohl, roten Rüben und Kartoffeln, die bereits Frost mitbekommen hatten und süßlich schmeckten, aß sie tapfer auf. Jetzt hatte sich Sumkow ahnungsvoll in die Küche zurückgezogen und saß geschützt an der Wand zwischen zwei Kesseln, denn aus dem Kantinensaal erscholl lautes Murren, deftige Flüche machten sich Luft, und einer der Offiziere sagte sogar laut: »Man sollte wirklich Anatol Viktorowitsch mit dem nackten Arsch in das Eis setzen …« Dann machte er eine entschuldigende Verbeugung zu Ljuba hin.
    Nach dem Abendessen ging die Berreskowa allein zu ihrem Haus zurück. Bis unter die Augen war sie mit Wut gefüllt, beschäftigt mit bösen Gedanken, wie sie Jurij Adamowitschs Benehmen rächen könnte, diese den Atem abwürgende Mißachtung ihrer Gegenwart. Erwartete er, daß sie zu ihm kam, nach dieser furchtbaren Stunde im Schwimmbad, in der er sie erniedrigt hatte, wie man ärger keine Frau erniedrigen kann? Der Held der Sowjetunion, erhaben über alle Schuld, über alle Reue? So in Gedanken versunken war sie, daß sie auf dem in das Eis geschlagenen Weg ausrutschte, wild mit den Armen um das Gleichgewicht rang und dann doch hinstürzte.
    Mit einem unterdrückten Schmerzenslaut erhob sie sich, ging vorsichtig weiter und atmete auf, als sie ihr Haus erreicht und die Tür hinter sich zugeworfen hatte. Die Lampen, die sie anknipste, brannten trüb; die Stromaggregate, die bis zum vollen Einsatz der Transformatoren im Elektrizitätswerk die ›Morgenröte‹ versorgten, waren zu schwach für eine normale Lichtstärke.
    Während sie in der Kantine gegessen hatte, waren ihre restlichen Kisten und Koffer in das Haus gebracht worden, zwei große Ledertaschen mit Wäsche und Kleidung, fünf Kisten mit Meßgeräten, Mikroskopen, gläsernen Laborschalen, Scheidetrichtern, Spiegelglasmanometern, Analysenwaagen, Gebläsebrennern, Mischzylindern, Rundkolben, Dreihalskolben, Destillierkolben und einer Menge anderer Geräte, stoßsicher in Holzwolle verpackt. Die empfindlichen elektronischen Geräte, kleine Wunderwerke, die einen faszinierenden Einblick in den Mikrokosmos erlaubten, lagen noch in dickwandigen Spezialkisten auf der ›Nadeshna‹. Sie sollten erst in den Eisberg transportiert werden, wenn alle Gebäude der ›Morgenröte‹ errichtet waren und die unsichtbare Stadt im Eis als vollendet gemeldet wurde. Der Ausbau des U-Boot-Hafens war die Stufe I, die wichtigste.
    Ljuba Alexandrowna zog den Vorhang vor das Schlafzimmerfenster und streifte ihre Kleidung ab. Im Spiegel, vor dem sie sich drehte, sah sie, wie sich an ihrer linken Hüfte ein großer blauer Fleck bildete, und diese Stelle schmerzte auch sehr und ließ sie hinken. Eine Prellung, harmlos,

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