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Duenenmond

Duenenmond

Titel: Duenenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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sich für Jo an, als sei sie mit dem Tier verschmolzen. Sie hörte den keuchenden Atem, roch die Ausdünstungen und geriet fast in eine Art Meditation durch das gleichmäßige Auf und Ab.
    In Wieck machten sie Station. Jo war einerseits froh, wieder auf ihren Füßen zu stehen, wollte andererseits aber unbedingt noch weiter.
    »Das müssen wir auch. Mein Auto steht am Reitstall. Wir müssen die beiden auf jeden Fall dahin zurückbringen. Und das ist noch ein ganzes Stück«, erklärte Jan.
    »Ich könnte nicht einmal sagen, wie lange wir jetzt unterwegs waren«, sagte sie atemlos. »Zum Schluss war ich wie in Trance.«
    »Puh, ich bin froh, dass es dir gefällt. Am Anfang dachte ich schon, das sei nicht dein Ding.«
    »Als ich dich mit den beiden Riesenpferden gesehen habe, hätte ich dich am liebsten zum Teufel gewünscht. Herrje, ich habe doch noch nie auf so einem Tier gesessen. Ich habe noch nicht mal eines aus der Nähe gesehen.«
    »Echt nicht? Ich denke, alle kleinen Mädchen machen mal Urlaub auf dem Ponyhof.«
    »Ich war nie ein Fan von Hanni und Nanni. Also Ponys habe ich natürlich schon mal aus der Nähe gesehen und auch angefasst. Aber noch nie ein richtiges Pferd.«
    Sie ließen Molly und Fritz im Schatten einer Buche zurück und spazierten über das Kopfsteinpflaster auf ein rotes Backsteingebäude zu.
    »Hast du Lust, dir die Galerie anzusehen?«, fragte Jan.
    »Gern.«
    Die Galerie Künstlerdeck hatte bereits geschlossen.
    »Schade.« Jan studierte die Öffnungszeiten. »Wir sind eine Viertelstunde zu spät.« Er presste die Nase an die Scheibe und legte wegen der reflektierenden Sonne seine Hände um sein Gesicht. »Scheint keiner mehr da zu sein.«
    Jo tat es ihm gleich.
    »Wirklich schade«, sagte sie. »Wie es aussieht, haben die nicht nur das Bilder-Einerlei, das man sonst meistens sieht.« Sie betrachtete die Ausstellungsstücke, so gut es eben ging. Vor allem die Keramik gefiel ihr. Sie beschloss, an einem anderen Tag wiederzukommen. Gerade wollte sie sich abwenden und zu Jan und den Pferden gehen, als sie ein Plakat entdeckte, das für die Ausstellung einer Bildhauerin warb. Nun drückte auch Jo ihre Nase an der Scheibe platt. Das war doch … Ja, das war die Brünette auf dem vergilbten Foto in der Glasvitrine desRäucherhauses. Jo bedauerte noch mehr, dass sie nicht in die Galerie gehen konnte.
    »Keiner da. Wir kommen nicht rein.« Jans Stimme war ganz dicht an ihrem Ohr. Sie hatte vor lauter Konzentration nicht bemerkt, dass er zurückgekommen war. Er schlang von hinten seine Arme um ihre Taille und küsste sie auf den Hals.
    »Nein, macht ja nichts«, erwiderte sie abwesend. Sie kniff die Augen zusammen, um die Adresse des Ateliers lesen zu können, in der die Bildhauerin ihre Werke zeigte. Dann schloss sie die Augen, prägte sich den Straßennamen ein und überließ sich seinen Lippen, die hinabwanderten zu ihrer Schulter.
    »Ich bin ganz verschwitzt«, murmelte sie mit angewidert kraus gezogener Nase.
    »Mmh«, machte Jan und schnupperte sich zu ihrem Ohr hinauf. Sie spürte seine Zunge. »Ganz salzig«, raunte er.
    Sie drehte sich in seinem Arm zu ihm um und küsste seine Wangen.
    »Du schmeckst aber auch ganz würzig.«
    Er lachte auf. »Los, aufsitzen, bevor du mich noch anknabberst.«
    »Wenn schon, dann vernasche ich dich mit Haut und Haaren.«
    »Später, wir müssen erst die Pferde in den Stall bringen.«
    »Einverstanden.« Jo warf ihm einen vielversprechenden Blick zu.
    Nach etwa noch einmal der gleichen Strecke, die sie nach Wieck geritten waren, erreichten sie den Zingster Osterwald. Birken und Eichen breiteten ihre leuchtend grünen Blätterüber sie aus. Jo gefiel es hier noch besser als in dem Darßer Urwald, den sie bisher durchquert hatten. Es waren einfach weniger Menschen unterwegs. Die Wanderwege, die sie zu Beginn ihres Ritts überquert hatten, waren regelrecht überlaufen. Jetzt trafen sie kaum noch einen Menschen. Dafür sahen sie eine Gruppe Rehe auf einer Lichtung und einmal sogar einen Hirsch, der eilig davonstob, als sie sich mit dumpfem Hufgeklapper näherten.
    Der Reitstall lag versteckt zwischen uralten Kiefern und Buchen. Jo sah ihn erst, als sie nur noch wenige Meter von der Einfahrt trennten. Auf einer Koppel, die sich hinter dem Hauptgebäude erstreckte, standen mindestens dreißig Pferde. Ihr stockte der Atem bei dem Anblick. In ihrem ganzen Leben war ihr nicht bewusst gewesen, wie majestätisch diese Tiere waren.
    Sie half, Molly von dem Sattel zu

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