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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord
Autoren: Katharina Peters
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Maßnahmen zu besprechen, als Fine ungewöhnlich leise eintrat und ein bemerkenswert nachdenkliches Gesicht aufsetzte. »Olaf Leihm – klingelt da was bei euch?«
    »Der Schachfreund von Michael Sänger«, sagte Kasper sofort. »Was ist mit dem?«
    »Der Mann ist tot.«
    »Wie bitte?« Romy stellte ihre Tasse ab. »Was ist passiert?«
    »Seine Putzfrau hat ihn heute früh gefunden – er lag tot im Bett. Sie hat den Hausarzt benachrichtigt, und der hat gerade uns verständigt. Ein unnatürlicher Tod könne nicht ausgeschlossen werden. Ich habe schon mal die Technik informiert, und zwei uniformierte Kollegen sind auch schon unterwegs. Ist wohl keine schlechte Idee, wenn ihr auch sofort rausfahrt.«
    Romy war bereits aufgestanden. »Gibt es schon irgendein Stichwort?«
    Fine hob nur die Hände.
    Olaf Leihm war alleinstehend und wohnte in einem Mehrfamilienhaus am Kiebitzmoorteich. Ein Polizeiwagen stand vor der Tür, und ein paar Schaulustige hatten sich bereits eingefunden, obwohl inzwischen dichtes Schneetreiben herrschte. Romy war immer wieder verblüfft, wie schnell sich Unglück und Tod herumsprachen und wie interessiert die Leute daran waren, Einzelheiten zu erfahren, um damit hausieren zu gehen.
    Kasper eilte durch einen engen Hausflur im Erdgeschoss, an dessen Ende ein Beamter an der Wohnungstür stand und sie begrüßte. Die Techniker waren noch nicht eingetroffen, doch ein zweiter Polizist hatte bereits mit dem Arzt gesprochen, machte sich Notizen und fotografierte. Kasper ließ sich von dem Kollegen eine kurze Einweisung geben, während Romy sich an den Arzt wandte, einen großgewachsenen schlaksigen Blondschopf, der neben Leihms Bett saß und eine SMS abschickte, bevor er aufstand und die Kommissarin begrüßte.
    »Doktor Martin Soldau«, stellte er sich vor. »Ich bin seit fast fünfzehn Jahren Olaf Leihms Hausarzt und Internist.«
    »Und was veranlasst Sie zu der Annahme …«
    Der Arzt lächelte kurz. »Dazu wollte ich gerade kommen, Frau Kommissarin. Olaf Leihm war Diabetiker, seit Jahrzehnten. Er ist immer verantwortungsvoll und aufmerksam mitseiner Krankheit umgegangen, aber natürlich kann es passieren, dass man sich mit der Insulinmenge vertut – nicht auszuschließen jedenfalls …«
    »Doktor, woran ist der Mann wann ungefähr gestorben?«, unterbrach Romy den Arzt. An einer umfassenden Krankengeschichte war sie nun weiß Gott nicht interessiert.
    »Kreislaufzusammenbruch und Herzstillstand, soweit ich das bei oberflächlicher Untersuchung feststellen kann. Gestern Abend oder in der Nacht, doch das ist lediglich eine Schätzung.«
    »Aber er hatte nichts am Herzen, wenn ich Sie gerade richtig verstanden habe«, drängte Romy und trat von einem Bein aufs andere.
    »Nein ganz und gar nicht. Aber er könnte sich am Abend, bevor er ins Bett ging, eine Überdosis Insulin gespritzt haben, versehentlich«, erklärte Soldau geduldig. »Dadurch geriet er während des Schlafs in den Zustand einer Unterzuckerung, sein Kreislauf brach zusammen, er wurde bewusstlos, ohne noch einmal aufzuwachen, Koma, Herzstillstand. Das ist durchaus möglich.«
    »Könnte?«
    »Ja, eine theoretische Möglichkeit, doch Olaf Leihm war, wie gesagt, ein ausgesprochen aufmerksamer und zuverlässiger Patient. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass er sich derart vertan hat, und seine Werte waren bei der letzten Untersuchung vor einer Woche stabil«, erläuterte der Arzt. »Hinzu kommt, dass ich eine Verletzung am Kopf festgestellt habe, die sich ein Rechtsmediziner genauer ansehen sollte.«
    Soldau trat ans Bett, wo Olaf Leihm wie ein friedlich Schlafender in den Kissen lag. Lediglich die bleiche Gesichtsfarbe deutete darauf hin, dass der Mann nicht schlummerte. Der Arzt wies auf eine Stelle hinter Leihms rechtem Ohr, wo sich ein etwa zehn Zentimeter langer dunkler Fleck samt Schwellung abzeichnete.
    Romy beugte sich über den Toten. »Er könnte sich irgendwo gestoßen haben, an einer Türkante oder im Bad. Vielleicht ist er noch mal aufgestanden, weil ihm nicht wohl war.« Sie sah den Arzt fragend von der Seite an.
    »Das wäre eine Erklärung. Eine von mehreren«, stimmte Dr. Soldau in ernstem Ton zu.
    Sie nickte nachdenklich und sah auf, als Kasper zu ihnen trat. »Die Kriminaltechniker sollen sich sehr genau umschauen – der Mann hat sich vor seinem Tod irgendwo heftig gestoßen. Oder er wurde heftig gestoßen …«
    Dr. Soldau nickte. »Und anschließend ins Bett gepackt.«
    Als hätten wir gerade nicht genug zu tun,
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