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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord
Autoren: Katharina Peters
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das Ihr Ernst?« Sänger schüttelte den Kopf.
    »Wäre so etwas denkbar bei ihm – ich meine, dass er sich derart bei der Insulinmenge vertut?«
    »Eigentlich nicht. Olaf war immer sehr sorgfältig, aber …«
    »Ja?«
    »So was kann natürlich trotzdem passieren. Er war sich dessen bewusst, denke ich.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Olaf war seit Jahrzehnten Diabetiker – er kannte alle Risiken und war immer gut informiert«, entgegnete Sänger.
    Was auch ein Argument gegen die Annahme eines schlichten Flüchtigkeitsfehlers darstellte, grübelte Romy. Leihms Arzt hatte das ausdrücklich betont. »Wann genau war Olaf Leihm gestern hier?«
    »Wie immer – er kam gegen sechs, brach aber erst um kurz nach zehn wieder auf«, antwortete Sänger. »Wir haben noch eine Kleinigkeit gegessen und uns unterhalten. Zu dem Zeitpunkt war er sehr munter und guter Dinge und hatte keinerlei Beschwerden.«
    Munter, guter Dinge, eine nette Unterhaltung beim Abendessen. Romy runzelte die Stirn und quittierte Sängers Beschreibung mit einem leisen »Aha«, wobei sie sich keine Mühe gab, ihren skeptischen Tonfall zu unterdrücken.
    Sänger stutzte. »Wie darf ich das verstehen?«
    »Ach, wissen Sie, ehrlich gesagt, irritiert mich Ihre Wortwahl gerade ein wenig«, entgegnete Romy nachdenklich. »Immerhin ist Ihre Frau noch keine Woche tot, und die Umstände Ihres Todes können durchaus als erschütternd bezeichnet werden. Sie ist ermordet worden, die Ermittlungen dauern an, und auch angesichts der aufgedeckten Hintergründe habe ich so ganz spontan ein Problem mit der Vorstellung von einer munteren Schachpartie, die Sie sich mit Ihrem Freund wenige Tage nach dem Geschehen gegönnt haben.«
    Das war ausgesprochen provokant, verletzend, möglicherweise sogar dreist und völlig unangemessen, aber Romy ließ die Einschätzung trotzdem stehen.
    Sängers Augen verengten sich sofort. »Ich habe lediglich beschrieben, dass mein Freund bei seinem Aufbruch gestern Abend noch munter und beschwerdefrei war. Eine Schachpartie selbst würde ich nicht so bezeichnen, weder die gestrige noch sonst eine. Soweit zu den sprachlichen Feinheiten«, erklärte er in scharfem Tonfall. »Ansonsten hat es mir gutgetan, den Abend mit Olaf zu verbringen und etwas völlig Normales zu tun nach all den schwierigen Tagen – wie sagten Sie gerade: erschütternd, ja. So ist es. So war es, und so wird es wohl auch noch eine Weile bleiben. Ich wollte mich ablenken, insbesondere, nachdem ich gestern in Greifswald war, um meine Frau zu identifizieren, in Begleitung von Olaf übrigens. Jetzt ist er auch tot. Was glauben Sie wohl, wie es im mir aussieht? Ich bin fassungslos.«
    Und verdammt wütend, dachte Romy. Warum eigentlich? Sie erwiderte seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. »Tut mit leid, falls ich Ihnen auf die Füße getreten sein sollte. Ich muss manchmal die absurdesten Fragen stellen«, entgegnete sie höflich. »Olaf Leihm ist also um zehn aufgebrochen. Mit seinem eigenen Wagen?«
    Sänger atmete tief durch und nickte dann.
    »Hat er sich danach noch mal gemeldet? Um zum Beispiel Bescheid zu sagen, dass er gut zu Hause angekommen sei – das wäre bei dem Wetter ja durchaus nichts Ungewöhnliches.«
    »Nein, das war aber auch nicht vereinbart. So weit hatte Olaf es nicht zu sich nach Hause, und er war ein sicherer Fahrer.«
    »Was haben Sie gemacht, als Herr Leihm gegangen war?«, fuhr Romy fort.
    »Ich habe die Küche aufgeräumt und noch mal Schnee geschaufelt«, antwortete Sänger prompt. »Dann habe ich mir die Spätnachrichten angesehen und bin ins Bett gegangen.«
    »Das heißt, Sie waren der Letzte, der ihn lebend gesehen und gesprochen hat«, stellte die Kommissarin fest.
    »Gut möglich, falls er nicht unterwegs noch jemanden getroffen hat, einen Nachbarn möglicherweise.« Michael Sänger hob beide Hände. »Aber sagen Sie mal, Ihre Aufgabe, jede Menge Fragen stellen zu müssen, in allen Ehren, doch was soll das eigentlich alles? Mein Freund hat sich tragischerweise zuviel Insulin gespritzt – das ist ganz schrecklich, und ich kann im Moment gar nicht intensiver darüber nachdenken, aber wonach suchen Sie, noch dazu hier bei mir?«
    Romy musterte ihn. »Der Insulin-Unfall ist lediglich eine zum jetzigen Zeitpunkt angenommene Variante, auf die uns der Hausarzt aufmerksam gemacht hat«, betonte sie. »Noch dazu eine bislang völlig unbewiesene, da die rechtsmedizinischen Untersuchungen noch nicht mal begonnen haben.«
    »Ach?« Sänger wandte
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