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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord
Autoren: Katharina Peters
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den Kopf und sah Kasper an. Der nickte betont freundlich. »So ist es.«
    »Und weiter? Gibt es denn Hinweise auf …«
    »Fremdverschulden«, vervollständigte Romy den Satz. »Nun, zumindest liegen einige Indizien vor, die uns stutzig gemacht haben und denen wir nachgehen müssen. Über Einzelheiten dürfen wir allerdings keine Auskunft geben, wie Sie sicherlich nachvollziehen können. Sie kannten Leihm sehr gut. Hatte er Feinde, größere Probleme? Erzählen Sie doch einfach mal ein bisschen von ihm – bitte«, schob sie nach.
    Sänger überlegte nur kurz. »Olaf hatte keine Feinde. Er ist vor kurzem pensioniert worden und wollte seinen Ruhestand genießen. Er war Lehrer wie ich, für Geschichte und Deutsch, allerdings an einer anderen Schule. Er lebte relativ zurückgezogen, war kein Freund von Hektik und Trubel.«
    Passt auch nicht zu einem Schachspieler, dachte Romy. »Wie stand er eigentlich zu Ihrer Frau?«
    »Das ist ja eine merkwürdige Frage«, stellte Sänger konsterniert fest.
    Der Meinung war Romy auch, aber sie zuckte nur mit den Achseln. »Wie schon mal gesagt – ich muss manchmal dieabsurdesten Fragen stellen. Die schießen mir einfach so durch den Kopf.« Sie lächelte.
    Sänger wirkte nicht überzeugt. »Na schön. Er mochte Monika ganz gern und sie ihn.«
    »Haben Sie ihm eigentlich erzählt …«
    »Nein!«, herrschte der Witwer sie plötzlich mit vorgerecktem Kinn an. »Warum sollte ich mir das antun?«
    Kasper warf ihm einen warnenden Blick zu, während Romy äußerlich völlig gelassen blieb.
    »Schon gut«, wiegelte Sänger ab. »Tut mir leid, wenn ich etwas emotional reagiere. Sie können sich aber doch wohl vorstellen, dass ich nicht daran interessiert bin, von Monikas Fehltritten zu erzählen! Es ist für mich kaum nachvollziehbar, was sie damals gemacht hat, wessen sie schuldig ist. Darüber rede ich doch nicht, erst recht nicht mit einem Freund.«
    Damals, dachte Romy. Wir wissen nicht, in welchem Zeitraum Monika sich an Kindern vergangen hat und ob 1995 tatsächlich Schluss damit war; wir sind lediglich einigen Anhaltspunkten nachgegangen, die sich aufdrängten … Ein unangenehmes Gefühl beschlich sie plötzlich. »Sie haben mit Ihrer Tochter über das Thema gesprochen, nicht wahr?«
    Sänger starrte sie sekundenlang stumm an. »Ja, soweit ich es für nötig hielt«, flüsterte er dann. »Und jetzt hören Sie bitte mit Ihren Fragen auf.«
    Romy beugte sich langsam vor. »Das werde ich nicht tun, Herr Sänger. Im Verlauf unserer Ermittlungen hat sich herausgestellt, dass sich Ihre Frau schwerster Vergehen schuldig gemacht hat. Ist Ihnen nach unserem letzten Gespräch vor zwei Tagen nicht einmal der Gedanke gekommen, dass Ihre Tochter, auch wenn sie etwas anderes behauptet, möglicherweise doch …«
    »Um Himmels willen – nein!«
    »Warum nicht?«
    »Das hätte ich erstens sofort gemerkt, und Lotte wärezweitens umgehend zu mir gekommen«, entgegnete Sänger aufgebracht.
    »Das behaupten viele Eltern.«
    »Es ist mir egal, was andere oder viele behaupten! Lotte und ich hatten schon immer ein vertrauensvolles und inniges Verhältnis. Es gab und gibt keine Heimlichkeiten oder schlimmen Geheimnisse. Und niemals wäre es denkbar, dass Monika meine Tochter … nein! Was für eine widerliche Vorstellung! Außerdem war unsere Ehe – ja: gut. In jeder Hinsicht übrigens. Was immer sie früher getan hat …«
    »Herr Sänger, Sie verwechseln da gerade etwas ganz Entscheidendes: Sexueller Missbrauch von Kindern hat weniger mit sexuellen Bedürfnissen als mit Macht und Gewalt zu tun«, warf Romy ein.
    Sänger verzog das Gesicht. »Möglicherweise tue ich das. Und ich bleibe trotzdem dabei – Monika hat meine Tochter nicht angerührt. Das hätte sie nicht gewagt, verstehen Sie? Niemals hätte sie gewagt, meinem Kind etwas anzutun!«
    Romy lehnte sich zurück. »Ja, ich verstehe.« Ihr Puls hatte sich deutlich beschleunigt.
    »Außerdem möchte ich, dass Sie jetzt gehen.«
    Kasper erhob sich sofort, er legte Romy eine Hand auf die Schulter, und sie stand langsam auf. »Wir finden alleine den Weg hinaus, danke.«
    Auf dem Rückweg sprachen sie minutenlang kein einziges Wort. Man hörte nur das Geräusch des emsig arbeitenden Scheibenwischers und das Knirschen des Schnees unter den Reifen. Erst als sie fast im Kommissariat angekommen waren, ergriff Kasper das Wort. »Du hast den Mann ganz schön unter Druck gesetzt. Was treibt dich eigentlich? Denkst du wirklich, dass es einen Zusammenhang
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