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Duenne Haut - Kriminalroman

Duenne Haut - Kriminalroman

Titel: Duenne Haut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kabelka
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erinnern an eine Schrift. Die Keilschrift! Er bemüht sich, sie zu entziffern, er strengt sich an, aber es will nicht gelingen. Dabei ist er doch klug, studiert. Er hat zwei Doktortitel, dessen ist er sich bewusst. Aber in welchen Disziplinen? Es fällt ihm nicht ein.
    Die Fackeln an den Wänden werfen zuckende Schatten. Aus den Ritzen im Lehmboden züngeln Schlangen. Er nimmt den Teppich, seinen wertvollsten Perser, und wirft ihn über sie. Der Teppich wölbt sich, wirft sich auf zu ständig sich wandelnden Buckeln. Geil!
    Er spürt, wie er einen Ständer bekommt, härter als für gewöhnlich.
    Aus heiterem Himmel trifft ihn ihre Pranke, schmettert ihn zu Boden. Ihr Gebrüll füllt die Höhle wie dicker Nebel. Ein Nebel, der klebrig wird auf der Bindehaut, die Augen verkleistert. Wieder will er schreien, um Hilfe diesmal, und wieder bringt er nur dieses lächerliche Quieken zustande. Er liegt auf seinem teuren Perser, dessen weiche Borsten zu Fanghaaren werden, die ihn langsam einnetzen, festzurren. Die Riesin steigt über ihn, ihre Beine spreizen sich, ihr Fell weicht zur Seite.
    Er blickt geradewegs in die klaffende Spalte ihrer Vulva.
    Er möchte den Blick abwenden, aber die Tentakel haben bereits seinen Kopf fixiert und zwingen ihn, in die grausige Schlucht zu starren, die sich seinem Gesicht nähert, ihn zu verschlingen droht. Halt, nein, jetzt fällt ihm ein, dass er doch zweifacher Doktor der Psychiatrie und der Psychosomatik ist, diese Bilder lassen sich leicht erklären, und was erklärt ist, ist gebannt, nur vom Namenlosen droht Gefahr! Er will befreit auflachen, auch das nur ein Quieken. Ich träume, erfasst er, ich muss träumen. Oder träumt er, dass er träumt? Er ist verwirrt. Ich bin verwirrt, ich muss nachschlagen in einem Handbuch, wo sind meine Bücher? Du brauchst keine Bücher mehr, sagt die Vulva, nur noch Zentimeter von ihm entfernt, kommt, fick mich, gib’s mir! Nicht mit dem Schwanz, nein, mit deinem Kopf. Stoß zu, Dieter – fester, tiefer!
    Er wehrt sich, aber die Schamlippen umschließen bereits seinen Schädel. Der Sog zieht ihn hinein. Er ringt um Luft.
    Fester, Dieter, fester!
    Seine Schädelknochen werden weich und formbar wie bei einem Kleinkind. Ich löse mich auf, fühlt er, ich löse mich auf in ihrem Schleim.
    Schlappkopf!, brüllt sie und stößt ihn aus. Nicht einmal dafür bist du zu gebrauchen!
    Mit dem schartigen Knochen in ihrer Hand beginnt sie zu sägen. Zuerst sind seine Arme dran, dann die Beine. Alles, was vorsteht, wird amputiert, auch Nase und Ohren. Er spürt keinen Schmerz. Aber es stört ihn, rein intellektuell stört es ihn, dass er zum Torso wird, zum eiförmigen Klumpen. Dass das Individuelle dem Amorphen weicht. Das kannst du nicht hinnehmen, denkt es in ihm, das darfst du so nicht akzeptieren!
    Jetzt ist auch der Penis weg. Sie hält ihn vor seinen Mund. Möchtest du kosten? Er schüttelt den Kopf. Ausgezeichnet, sagt sie, während sie den Schwanz hinunterschlingt, du weißt nicht, was du versäumst!
    Er fährt im Bett hoch. Nicht das geringste Licht dringt durch die geschlossene Jalousie. Da ist es wieder, das grässliche Geräusch. Ein Quietschen, wie von schlecht geschmierten Scharnieren. Er spürt den Schweiß auf der Stirn.
    Zuerst war das Ohr – das weiß die Medizin mittlerweile. Unsere ersten Sinneswahrnehmungen stammen aus der Welt des Hörens: das Gluckern im Bauch der Mutter, dumpfe Detonationen aus der Ferne, Kratzgeräusche, Musik … Die früheste Empfindung von angenehm oder bedrohlich wird mitbestimmt von Sounds. All das weiß ein Dr. Sachs natürlich, aber dieses Wissen beruhigt im Augenblick wenig.
    Irgendjemand schleicht durch sein Zimmer.
    Er atmet gepresst. Überlegt, was die bessere Strategie ist: sich schlafend zu stellen oder selbst die Initiative zu ergreifen? Bevor er sich entscheiden kann, vernimmt er ein schnelles, fahriges Schlurfen. Dann fällt die Tür leise ins Schloss.
    Seine Hand tastet nach dem Lichtschalter. Er ist allein. Nur ein zarter Duft liegt noch über seinem Bett.
    Ein Duft, der ihm nicht ganz unbekannt ist.

19 I M Q UADRAT
    Die Schnellen sind oft gnadenlos im Umgang mit den Langsamen. Geduld mit ihnen zu haben hieße, sich selbst herunterzustufen. Das kann kein Schneller zulassen, denn das würde seine Position auf dem Podest torpedieren. Ist es nicht so, Herr Prader?
    Es war natürlich kein Zufall, dass sie
Herr Prader
sagte anstatt
Ernst
. Mickl wollte ihn vor den Augen der anderen bestrafen dafür, wie er

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