Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duerers Haende

Duerers Haende

Titel: Duerers Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
Vom Netzwerk:
musste sich sehr sicher fühlen, dass er glaubte, sich diesen Affront leisten zu können. Diese Sicherheit bezog er, dachte sie wehmütig, aus seinem hervorragenden Draht zum Leitenden Kriminaldirektor. Anders war der offene Widerspruch nicht zu erklären. Dann, so ihre bittere Schlussfolgerung, waren gewiss auch die »Bestrebungen« so weit fortgeschritten, dass es daran nichts mehr zu drehen und zu wenden gab.
    Sie sah Heinrich und sich bereits unter der Fuchtel des missliebigen Kollegen, als Fleischmann sagte: »Aha. Das ist ja interessant. Ich fürchte, wenn Sie bei einer Kommissionsstärke von immerhin sieben Leuten keine Zeit für eine der grundlegenden Pflichten eines Kommissars haben, dann sollten Sie einmal über Ihr Zeitmanagement nachdenken. Ich erwarte Sie zu diesem Thema im Anschluss der Konferenz in meinem Büro. Ich bin mir sicher, wir kommen gemeinsam auf eine tragfähige Lösung.«
    »Da bin ich, bei allem Respekt, Herr Fleischmann, anderer Mei …«
    »Außerdem sieht der Leiter der Kriminaldirektion«, unterbrach ihn Fleischmann ungerührt, »dem ich diesen Ihren Vorschlag natürlich unterbreitet habe, das ähnlich wie ich. Herrn Kriminaldirektor Bauerreiß ist wichtig, dass wir auch in Zukunft mit zwei Instituten zusammenarbeiten. Und uns nicht ohne Not auf eines festlegen.«
    Trommen war zwar schlau und kalkuliert, zugegeben. Aber nicht schlau genug, um zu wissen, dass man eine mittlere Leitungsebene nicht von einem Tag auf den anderen übergehen sollte. Oder gar in aller Öffentlichkeit brüskieren. Trommen hatte einen großen Fehler gemacht. Und als sie ihn von der Seite musterte, sah sie, dass auch er das erkannt hatte. Zu spät erkannt hatte. Er würde in den folgenden Tagen versuchen, diese Scharte wieder auszuwetzen. Einen für ihn angenehmen Nebeneffekt hatte dieser Lapsus allerdings, ohne dass er davon wusste: Seine offene Rechnung Paula Steiner gegenüber hatte sich mit einem Schlag um ein gehöriges Maß verringert. Jetzt standen auf dem Schuldschein nur mehr die unsäglichen »Bestrebungen«. Um die aber würde sie, befürchtete sie, sich selbst kümmern müssen.
    »So, nachdem das geklärt ist«, beendete Fleischmann ihre Überlegungen, »können wir mit unserer eigentlichen Arbeit weitermachen, denke ich. Frau Steiner, wie weit sind Ihre Ermittlungen im Fall dieses ermordeten Kraftfahrers vom Wasserwerk gediehen?«
    Sie ließ sich Zeit für ihren Bericht. Sprach von der ergiebigen, jedoch zeitraubenden Suche nach den Spuren, denen jetzt Schritt für Schritt nachgegangen werde, erwähnte die Analyse der komplexen Motivstruktur, die so gut wie abgeschlossen sei, betonte die zahlreichen Zeugenbefragungen, die interessante neue Aspekte aufgeworfen hätten, welche nun in die Gesamtbetrachtung eingeschlossen würden. Von Gutscheinen oder Anzeigen, der Arbeitsagentur oder einem privaten Arbeitsvermittler sagte sie nichts. Zu guter Letzt erwähnte sie noch die neue Kommissionsmitarbeiterin, Anwärterin Eva Brunner, die so anstellig und hilfreich für ihre leider immer noch unterbesetzte Kommission sei, dass sie, hörte sie sich zu ihrer eigenen Überraschung verkünden, diese in Zukunft gerne behalten würde. Auch Heinrich, der bei ihrem letzten Nebensatz kurz aufgeblickt hatte, schien von diesem Vorhaben erstaunt zu sein. Fast so wie Trommen, der sofort Einspruch erhob.
    »Die Brunner ist aber mir versprochen worden, Paula, du kannst …«
    Wieder unterbrach ihn Fleischmann. »Darüber wird gesondert zu sprechen sein, Herr Trommen, Frau Steiner.«
    Als die Konferenz vorbei war, erhob sich Trommen als Erster. Er eilte zur Sekretärin des Kriminaloberrats, um mit ihr das Zimmer zu verlassen. Paula Steiner sah ihm amüsiert hinterher. Mit Antichambrieren allein wirst du deinen Fehler nicht wiedergutmachen können. Da kommt schon wesentlich mehr Arbeit auf dich zu. Eine Vorstellung, die ihr gefiel.
    Fleischmann bedeutete ihr zu warten, bis alle gegangen waren. Dann schloss er die Tür und sagte, den Türgriff noch in der Hand: »Das war jetzt überflüssig. Ich weiß, dass und wie wichtig Sie sind, Frau Steiner, das müssen Sie mir nicht bei der Montagskonferenz coram publico aufs Butterbrot schmieren.«
    »Ja, ich weiß, dass Sie es wissen, Herr Fleischmann. Aber ich weiß auch, dass es vereinzelt Personen gibt, die das nicht wissen. Ich dachte, es ist an der Zeit, diese Wissenslücke ein für alle Mal zu schließen.«
    »So. Aha«, brummte der Kriminaloberrat. »Auf jeden Fall mailen Sie mir

Weitere Kostenlose Bücher