Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duerers Haende

Duerers Haende

Titel: Duerers Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
Vom Netzwerk:
werden wir diesem privaten Vermittler einen Besuch abstatten. Und dann drittens noch mal Herrn Ostapenko befragen. Das genau ist unser Plan für die nächsten Tage. Und nichts anderes.«
    Heinrich kommentierte seine Zwangsemeritierung aus dem kunsthistorischen Lehrfach mit dem etwas verkniffenen Satz: »Wie sieht denn unser Plan für die Montagskonferenz aus, die in drei Minuten beginnt?«
    »Der sieht so aus, dass wir zwei da hingehen. Wie wir das schon seit Jahren machen, Herr Oberkommissar.«
    Sie bedeutete ihm aufzustehen und sagte an der Tür noch zu Eva Brunner: »Und Sie sehen in der Zwischenzeit zu, dass Sie Herrn Ostapenko zu einem Termin hier ins Präsidium kriegen.«
    »Aber den erreiche ich doch daheim jetzt sicher nicht.«
    »Wenn nicht da«, erwiderte sie, »dann auf dem Handy. Die Nummer haben Sie ja noch. Am liebsten wäre mir ein Abendtermin. Wir werden nämlich zeitgleich seine Frau aufsuchen und uns anhören, was die uns zu dieser Anzeigen-und-Gutschein-Geschichte zu sagen hat. Getrennt von ihm. Das kann sehr aufschlussreich sein. Vor allem kann dann Herr Ostapenko seiner Frau nicht wieder das Wort verbieten.«
    »Und was ist mit den Automodellen, die ich zusammensuchen und dann dem Anwohner vom Wasserwerk vorlegen sollte, und dem Anruf bei Dr. Müdsam?«
    »Das machen Sie anschließend. Immer eins nach dem anderen. Die Vorladung Ostapenkos hat Priorität.«
    Als sie die Treppe hinuntergingen, sah Heinrich sie spöttisch von der Seite an. »Habe ich in den drei Tagen, in denen ich krank war, was verpasst? Deine Beförderung von der Kriminalhauptkommissarin zum ersten weiblichen Feldwebel bei der Kripo Nürnberg? Oder die Umformung unserer Kommission zum militärischen Stützpunkt im Kampf gegen das weltweite Verbrechen?«
    Sie blieb abrupt stehen. »Erstens warst du eine ganze Woche krank und nicht nur drei Tage. Und zweitens: Red nicht so saudumm daher! Hast du schon vergessen, was Fleischmann gesagt hat? Dass unsere Kommission aufgelöst werden soll. Möchtest du unter Trommen arbeiten? Ich nicht. Deshalb brauchen wir einen vorzeigbaren Ermittlungserfolg, und das nicht erst in ein paar Wochen, sondern ziemlich zackig.«
    Schweigend betraten sie das Besprechungszimmer. Es waren wegen ihres späten Eintreffens nur mehr zwei Stühle frei – einer neben der Reußinger, der andere neben Trommen. Sie hatte also die Wahl zwischen Szylla und Charybdis. Sie entschied sich für Charybdis. So musste sie dem Feind wenigstens nicht in die Augen sehen. Dieser jedoch deutete ihre Wahl falsch. In einer beiläufigen Geste, die vertraut wirken sollte, legte er den Arm auf ihre Stuhllehne. Sie sah ihn lächelnd an und kippte den Stuhl dann im Nu nach hinten auf den Mauervorsprung der Fensterbank. Trommen, der seinen Arm nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte, stieß einen leisen Schmerzensschrei aus. Gut so, dachte sie befriedigt, die erste Rate hat er schon bezahlt.
    »So«, eröffnete Fleischmann die Konferenz, »nachdem jetzt alle da sind, können wir anfangen. Erster Tagungsordnungspunkt: die Unzufriedenheit einiger Kollegen mit der hiesigen Gerichtsmedizin. Herr Trommen, Sie haben das Wort.«
    Seine darauf folgende Suada war reich an Wörtern und arm an Erklärungen. Da aber der Hauptkommissar – leider – über die Gabe der geschliffenen Rede verfügte, schien dieser Umstand niemandem aufzufallen außer seiner Kollegin Steiner. Zu ihrer wachsenden Verärgerung nahm sie während des Vortrags hin und wieder ein bestätigendes Nicken bei ihren männlichen Kollegen wahr. Sie sah zu Heinrich, der aus dem Fenster starrte. Endlich war Trommen fertig.
    In dem Moment, als sie sich zu Wort melden wollte, sagte Fleischmann: »Ich vermisse bei Ihrem Vorschlag, Herr Trommen, ein wenig die zwingenden Gründe, die uns eine derartige Konzentration auf das Erlanger Institut anempfehlen sollen. Außerdem würde diese einseitige Verlagerung in eine immerhin mehr als zwanzig Kilometer entfernte Stadt sich finanziell nicht rechnen. Was meinen Sie, was da an Mehrkosten auf uns zukäme, wenn allein Ihre Mitarbeiter gezwungen wären, jedes Mal diesen Weg hin und zurück auf sich zu nehmen?«
    Doch Trommen gab sich nicht so leicht geschlagen. »Meine Kommission erledigt so etwas meist telefonisch. Wir haben nicht die Zeit, stundenlang in irgendwelchen gerichtsmedizinischen Instituten herumzustehen. Wir nicht.«
    Damit widersprach er offen und, soweit sie wusste, das erste Mal seinem direkten Vorgesetzten. Trommen

Weitere Kostenlose Bücher