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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Mädchen im Ballettkostüm, ich dachte: Der alte Drecksack holt sich hier herinnen also einen runter, wenn er sich diese Fotos anschaut. Die Kleine war aber wirklich perfekt, also konnte ich ihn verstehen. Heimlich steckte ich ein paar von den Fotos ein, mich würde keiner verdächtigen, denn die Saft-Räuber waren einfach geile Jungs und hatten die Fotos mitgenommen. So würde ich es erklären, falls mal jemand fragte.
    Dann warf ich noch alles durcheinander, zog Läden aus den Kommoden heraus und machte ein bisschen Rabbatz, und ich erklärte Bertha auch, wieso: „So ein Raub muss ein bisschen echt aussehen!“
    „Verstehe.“
    Dann fragte ich sie, warum sie das Zeug nicht einfach selbst mit nach Hause genommen hätte, jeden Tag ein bis zwei Kartons, dann wäre es nur Diebstahl gewesen, jetzt aber war es Raub. Sie sagte: „Erstens kann ich nicht so viel schleppen, wegen meinem Ischiasnerv, und zweitens geht da auch was mit der Versicherung, wenn ich hier überfallen werde und Leid an Körper und Seele erfahre, da werden die ordentlich löhnen müssen.“
    Drum also die gefesselten Hände, und darum der Knebel! Diese Bertha hatte es echt drauf, sie fragte: „Wissen Sie denn, was ich hier verdient habe? Nichts! Aber jetzt ist Zahltag! Mit dem Geld von der Versicherung mache ich mir noch ein paar schöne Jahre, und dann Abgang. So ist das Leben, ein Fest!“
    Plötzlich wünschte ich mir eine Mutter, die so lebensweise gewesen wäre wie sie. Ich wollte mich an sie drücken und mich von ihr stillen lassen, aber sie lehnte das ab und sagte stattdessen: „Dort ist die Bar! Ich brauch jetzt selbst mal einen ordentlichen Schluck nach dem ganzen Theater.“
    ***
    Während wir ins Wohnzimmer – sehr weiß, sehr hell, sehr glatt – hinübergingen und sie zielsicher die Bar ansteuerte, fragte ich sie: „Haben Sie Ihre beiden Idioten denn jemals gestillt?“
    Sie sagte: „Den einen genau vier Wochen, den anderen genau vier Monate lang, wieso?“
    „Ach, ich frag nur.“
    Ich wusste diese Information nicht einzuordnen, aber vielleicht kommt dabei ja genau das heraus, wenn man den einen vier Wochen lang stillt und den anderen vier Monate lang: zwei richtige Idioten. Ich musste jedenfalls Ku davon erzählen, damit er es für seine Studie „Mutterbrust – mehr Schaden als Nutzen“ verwenden konnte.
    Bertha griff zielsicher nach einer Flasche, an der sie scheinbar regelmäßig nippte. Sie verzog dabei den Mund und stellte sie wieder zurück. Sie nahm eine andere und ließ es ordentlich laufen. Wieder nix. Sie sagte: „Das eine sag ich Ihnen: Teuer muss nicht immer gut sein, und billig nicht immer schlecht. Lieber trink ich zuhause meinen Eierlikör!“
    Wir einigten uns auf eine Flasche Gin, die wir zum Tisch trugen, dazu zwei Gläser. In kleiner Runde saßen wir dann auf riesigen Ledersesseln im Salon, unter uns schwere Teppiche, über uns ein schwerer Luster, ich fragte: „Darf man hier eigentlich rauchen?“
    Dabei bot ich ihr einen großzügigen Joint an, sie sagte: „Für mich nicht, danke, aber ich nehme einen mit für die Jungs.“
    Ich hatte mich von dem ganzen Irrsinn beinahe ein wenig vom Kurs abbringen lassen, also fing ich praktisch noch mal von vorne an, als ich ihr erklärte, warum ich überhaupt hier war:
    „Es geht um die Tochter des Hauses, sie soll verschwunden sein. Ein gewisser Ronald von Hagen, genannt Rockin’ Ronnie, ist ihr Onkel und hat mich beauftragt, nach ihr zu suchen.“
    Sie fragte: „Der fette Mongo?“
    Das traf es eigentlich ganz gut, wie ich fand, es war aber nichtsdestoweniger verletzend. Ich sagte ihr das und tadelte sie dafür, aber es war ihr egal, und Kubelka hatte ihn schließlich auch schon so genannt, also was solls. Sie sagte: „Ich weiß nicht, wo das Mädchen ist, ich hab hier ja auch keinen Überblick mehr. Der Herr Doktor ist vor vier Wochen aus dem Haus gegangen und wollte hinüber nach Ungarn zum Zahnarzt, er hat wirklich sehr schlechte Zähne, und wenn Sie mich fragen, dann kommt das davon, dass er kein Fleisch isst. Er fuhr also hinüber und kam nicht mehr zurück, aber ich sag Ihnen ganz ehrlich: Wer weiß, ob er sich nicht aus dem Staub gemacht hat und jetzt irgendwo auf einer Yacht liegt und sich seine Sorgen an den Hut steckt, wie es im Schlager heißt, der hatte nämlich ein paar Probleme mehr, als für den Einzelnen gut ist, aber jetzt hat er immerhin mit dem Ganzen hier nichts mehr zu tun.“
    Ich fragte: „Mit dem Ganzen hier meinen Sie was

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