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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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konnte wenigstens gut scheißen und blieb in shape , wie er das nannte. Dann gab es auch hier in Bratislava im Flüchtlingsheim zunächst nur traditionell Hirse und Mais im Kreise der lieben Drogenhändler, und jeden Morgen einen guten Schiss in ein mitteleuropäisches Klo hinein, alles astrein, alles normal.
    „Aber?“
    Dann kam der Erfolg, wie er weiter erzählte, und mit dem Erfolg kamen die Tränen beim Scheißen, weil plötzlich nichts mehr ging. Zunächst legte er noch Wert auf gutes Essen im Steakhouse und auf Paprikahähnchen und ein bisschen Obst und Gemüse. Doch bald kam die Faulheit, und mit der Faulheit kam das Fastfood, und mit dem Fastfood kam der Abstieg, mangelnde Bewegung machte den Darm träge, und jetzt hatte er seit Wochen Verstopfung, und alles, was er hineinfutterte, blieb drinnen.
    Ich wollte jetzt gar nicht mehr wissen, wie lange dieser Idiot von seiner Hexenmama gestillt worden war. Langsam wurde mir das alles ein bisschen zu viel, ich wollte den Floh wieder aus meinem Ohr kriegen, den Ku mir da reingesetzt hatte. Diese schwarzen Jungs hatten mit Sicherheit alle eine schwierige Kindheit gehabt und am Abend hatten sie wahrscheinlich nicht einmal fernsehen dürfen, aber mussten sie deswegen so fett werden?
    Ich fragte: „Und wie sehen die Finanzen aus?“
    Ich war heute voller Selbsthass, darum stellte ich Fragen, deren Antworten ich gar nicht hören wollte. Nicht einmal der Humvee draußen vor der Tür gehörte ihm, wie er mir erzählte. Er deutete vielmehr auf den Tisch neben uns, an dem die paar aufgedrehten Asiaten vor einer Cola saßen, aus der sie mit immerhin vier Strohhalmen gemeinsam schlürften, sie aßen kein Fett, keine Pommes, kein Ketchup, nichts. Wenn du für den wirtschaftlichen Wettbewerb fit bleiben wolltest, dann musstest du auch körperlich fit sein und solltest obendrein möglichst Schlitzaugen haben, dann konntest du dir irgendwann einen Humvee leisten. Eine Idee, wie er sich selbst wieder mal einen leisten könnte, wollte ich ihm gerne verraten: „Friss weniger!“
    Lovegod erzählte, dass ihnen diese verdammten Gelben mit ihrem Billig-Meth, das sie auf den Flohmärkten in der Gegend verkauften, das Geschäft versauten, und so fett, wie er mittlerweile war, konnte er es nicht einmal mehr mit vier kleinen asiatischen Kampfmaschinen aufnehmen. Immer wieder kamen Kunden zu den Gelben an den Tisch, und dann verschwanden putzige kleine Hände unter dem Tisch, und dann kapierte ich, dass diese asiatischen Tiger hier ihre Geschäfte machten und ihr Zeug verkauften.
    Ich fragte: „Und was ist mit Heroin?“
    Aber auch diese Antwort kannte ich bereits. Der Nachschub stockte, seit die Zöllner das Pulver, das eigentlich für das Weihnachtsgeschäft vorgesehen war, aus Happiness herausgeholt hatten. Seine finanzielle Lage war so dramatisch wie die Lage in seinem Arsch. Er hörte sich an wie die verdammten Griechen, die rein überhaupt nichts mehr hatten außer ihrem Selbstmitleid, und ich selbst war schon fast so verzweifelt wie die, ich fragte: „Und wo sind deine Brothas?“
    Er erzählte mir, dass sich Steel nach Afghanistan abgesetzt hatte, wo er sich als Yussuf Islam der Jüngere in eine Terroristenschule eingeschrieben hatte, nachdem er sich hier noch einen schönen Gebetsteppich gekauft hatte. Da konnte man nur noch verzweifeln über diesen Exzess fehlgeschlagener Integration, und ich sagte: „Alles klar, ich kenn mich aus, wir werden sicher noch von ihm hören, wenn irgendwo ein Flugzeug abstürzt. Und wo ist Concrete?“
    Der saß drüben in Budapest im Bau, wie sich herausstellte, weil er zunächst einen Straßenmusikanten niedergeschlagen hatte, aber nur, um in den Bau hineinzukommen, wo er Kundschaft anwerben sollte, was aber nicht gelang, weil er vor zwei Wochen einen Mithäftling erschlagen hatte. Jetzt saß er dort in Einzelhaft.
    So machte man wirklich keine Werbung für Multikulti. Ich war ehrlich besorgt und fragte: „Hast du denn auch kein Speed mehr?“
    „Nur noch ein bisschen.“
    „Wie viel?“
    Er zeigte mir ein paar bescheidene Brösel, es war wirklich zum Weinen. Wenn ich das bisschen einpacken wollte, dann würde es Lemmy unter dem Christbaum erst gar nicht finden. Ich sagte trotzdem: „Gib her!“
    Es war ja ohnehin schwer genug, für Lemmy irgendetwas Passendes zu finden.
    Weil ich aber im Heim gut erzogen worden war, holte ich mein zweites Fläschchen SuperSlimShot aus der Tasche und schob es ihm hinüber, er fragte: „Was ist das?“ Er

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