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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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innen heraus strahlte, war ich mir wieder ganz sicher, dass das meine Happiness war, die da vor mir stand, der gazellenhafte Körper war unverändert gut in Schuss, und ihre sexuelle Gier auch. Sie hatte es weiß Gott dringend nötig, und ich eigentlich auch, aber es fehlten nicht nur Kerzen und Gainsbourg, ich war einfach insgesamt nicht so gut drauf, um es ihr mit aller Kraft zu besorgen. Also rutschte ich nur ungeschickt auf ihr herum wie auf einem gefrorenen Schneehaufen, und plötzlich musste ich an Lemmy denken, wie er verzweifelt versuchte, sein Becherchen zu füllen, und je mehr ich an Lemmy dachte, desto schlechter ging es mir, kurz: Das machte hier irgendwie überhaupt keinen Spaß!
    Als ich dann auch noch die Überwachungskameras entdeckte, die über uns hingen, fühlte ich mich beobachtet, wie ich das bisher nicht gekannt hatte, und schließlich sagte ich zerknirscht: „Ich glaub, ich bring es heute einfach nicht.“
    So verharrten wir dann ein paar Minuten lang bibbernd in der Löffelstellung, mit meinem Pelzmantel als Decke. Nie zuvor hatte ich so eine Sehnsucht nach unserem gemütlichen Separée im Pink Flamingo gehabt, wo es sich so gut rutschen ließ.
    Schließlich stand sie auf und zog sich wortlos an, genau das, wovor wir Männer uns immer fürchten. Ich hatte schon Angst, sie würde nach dem Kriegsschiff Karmilla läuten und mich aus ihrem Leben entfernen lassen, aber sie klopfte mir nur auf die Wampe und schaute mich irgendwie komisch an, ich fragte: „Was ist?“
    Sie sagte: „Du wirst fett, Rocky. Faul und fett.“
    Und ich bettelte: „Sag bitte trotzdem nicht Rocky zu mir, ich heiße immer noch Rock wie der Felsen, und nicht Rocky wie das Felschen, oder hast du’s hier herinnen schon ganz vergessen.“
    Sie blieb skeptisch, und sie hatte natürlich allen Grund dazu.
    Es musste also dringend etwas passieren, damit Happiness hier wieder raus und ich wieder in Form kam. Ich fragte: „Was kann ich tun?“ Aber die Frage war im Grunde überflüssig, denn wir kamen beide aus den korruptesten Ländern der Welt, sie aus Nigeria und ich aus Österreich, also wussten wir ohnehin, worum es letztlich ging.
    Geld war aber meine Achillesferse, damit konnte ich gerade überhaupt nicht dienen. Ich kam mir da ein wenig hilflos vor, obwohl sie mir glaubhaft versicherte, dass sie mich trotzdem liebte. Aber was sollte das werden, wenn sie mich von hier aus liebte, während ich zuhause im Bett lag?
    Ich sagte: „Kannst du mir die Nummer von Lovegod geben?“
    Sie war auch der Meinung, dass er der richtige wäre, um sie hier herauszuholen, schließlich war er es auch gewesen, der mein Mädchen hineingebracht hatte, und jetzt war ich unglücklich und depressiv und freute mich gar nicht so richtig auf Weihnachten. Nur konnte Happiness ihn natürlich nicht selbst anrufen, weil die hier vermutlich auch schon das Telefon anzapfen konnten und die Jungs von der Bullerei dann das Kilo Heroin aus ihrem Darm mit ihm in Verbindung bringen würden, und dann würde auch Lovegod reingehen, zwar nicht in den Frauenknast, aber in den Knast. Sie flüsterte mir seine Nummer ins Ohr, und zwar sicherheitshalber von hinten nach vorne, und ich merkte sie mir, aber von vorne nach hinten. Sie erklärte mir, dass hier alles über diese Karmilla da draußen liefe, die dann die Bestechungsdeals für die Staatsanwälte weiter oben arrangierte, die dann auch mal den Stempel „Freispruch“ auf eine Anklage draufknallen konnten.
    Dann gab es noch Küsschen und feste Umarmung, aber das „Falls wir uns nichts mehr sehen – Frohe Weihnachten!“ ersparte ich mir in diesem speziellen Fall, denn meine tiefe Hoffnung war eine andere. Und zuhause würde ich dann auch sofort wieder mit Liegestützen und Sit-ups beginnen, „Versprochen!“
    Als ich mit Karmilla den Gang wieder zurückging, schaute sie mich interessiert an, bis ich ihr sagte: „Ich schick dann mal jemanden vorbei.“
    Und sie sagte: „Alles klar, Schätzchen.“
    ***
    Ich hatte mit Lovegod und seinen nigerianischen Brothas ja noch so eine Art Rechnung offen, sie würden sich also ein bisschen schämen müssen, wenn ich sie traf. Aber würden sie mir auch helfen können, Happiness wieder aus dem Knast zu holen?
    Ich musste jedenfalls die Balance wahren zwischen „Ich bin ein bisschen böse auf euch, ihr verdammten Freaks!“ und „Bitte helft mir, ihr verdammten Freaks!“.
    Ich rief Lovegod an, und wie es schien, hatte er schon irgendwie mit meinem Anruf gerechnet. Er

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