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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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einfühlsam?“
    „Einfühlsam! Huber fährt also zu Bergers Haus, läutet an der Tür, und als eine Frau herauskommt, fragt er: ‚Entschuldigen Sie bitte, sind sie die Witwe Berger?‘ Da sagt sie: ‚Berger schon, aber nicht Witwe.‘ Sagt er: ‚Wollen wir wetten?‘
    Und? Wie findest du ihn?“
    „Du bist ein Ass!“
    Dann rief ich noch Gutti zuhause in Wien an und sagte ihm, er solle sich Bleistift und Zettel zurechtlegen und aufschreiben, was positiv und was negativ an dem war, was ich ihm gleich sagen würde: Dass ich nämlich das Mädchen gefunden hätte, das ich suchte, dass sie aber leider einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein dürfte (einmal in meinem Leben musste ich „einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein dürfte“ sagen!), dass sie somit jetzt sein Fall wäre, und dass er nun ihren Transport in Richtung Keller von Biene Mayr organisieren müsste, ein paar Stempel, eine Unterschrift, und Jiři würde wieder mehr Zeit haben zu rauchen.
    Guttmann sagte: „Bei ‚positiv‘ steht noch gar nichts, hast du nicht auch mal was Schönes zu erzählen?“
    Hatte ich natürlich auch: „Ich fahr jetzt zu Happiness in den Frauenknast.“
    ***
    Man kennt das aus guten Hollywood-Filmen: Wie Richard Gere fuhr ich durch die ganze verdammte Stadt zu meiner Pretty Woman, nur nicht mit Chauffeur und Limo, sondern mit meinem Datsun. Und ich hatte keine Blumen dabei, nur was zum Kiffen. Und das musste ich im Datsun lassen, wenn ich nicht auch Weihnachten hinter Gittern in Bratislava feiern wollte.
    So ein Gefängnisaufenthalt ist für jede Beziehung eine schwere Prüfung, man kann so schwer sagen, wohin sich alles entwickelt. Dabei hatte Happiness noch Glück gehabt, dass das Zeug rechtzeitig rausgekommen war aus ihrem Darm, aber ihre Verdauung war immer gut gewesen, und anal eine ihrer Stärken. Trotzdem: Wenn wir beide Pech hatten – sie zugegeben noch ein bisschen mehr als ich! –, dann würde sie hier nicht unter fünf Jahren ausfassen, da konnte ihr auch der beste Anwalt nicht helfen, und der beste war Herschel, der Jude, den ich schon informiert hatte. Aber der war ja in Tel Aviv.
    Gott sei Dank war ich seit ein paar Jahren mit Happi verheiratet, wir hatten damals noch die zwei Jahre gewartet, bis sie volljährig gewesen war, und Dirty Willi hatte dann eine schöne Sause für uns organisiert mit Wedding Wankers und Black Brides auf der Leinwand und Schnaps und guter Musik oben im Vorführraum. Nun waren wir schon seit fast fünf Jahren ein Ehepaar, mit allen Höhen und Tiefen, und ich musste schon sagen: Du meine Güte, wie die Zeit vergeht!
    Damals war das noch möglich gewesen, dass man eine Schwarze heiratete, ohne in Generalverdacht zu geraten, selbst ein AIDS-krankes Schwein mit leichtem Hang zum Drogenbaron zu sein. Heute ging das nicht mehr.
    Ich stellte also einen Antrag auf Ehegattenbesuch in einer Solozelle, blieb dann aber auf meinem Weg zu Happiness natürlich wieder im Kanal hängen, aber diesmal war ich nicht so begriffsstutzig wie bei Jiři. Die Lady im blauen Bauarbeitergewand hieß Karmilla und hatte sich aus Zeiten des Kalten Krieges herübergerettet in die neuen Zeiten, nun passte sie nicht mehr auf russische Atomraketen, sondern auf süße Mädchenärsche auf, die ihr scheinbar besser gefielen. Von uns Männern hielt sie nicht so viel, aber gut, das war mein Schicksal. Ich verkürzte die Wartezeit und holte wieder meine Scheine hervor, erst dann zog sie zufrieden ihren Schlüssel heraus, nahm mich an der starken Hand und führte mich einen Gang hinunter, durch den sicher schon viele Delinquentinnen marschiert waren, und so wie sie mich dabei anschaute, war ich mir nicht sicher, ob ich den Gang jemals wieder zurückgehen würde.
    Der Verschlag, in den man mich endlich vorließ, war klein, dafür kalt und ungemütlich, wie eine Art Solokabine in einer Peepshow irgendwo in der russischen Steppe entlang einer schlecht frequentierten Fernfahrerroute ganz weit im Nordosten. Hier sollte, wenn möglich, erst gar keine Stimmung aufkommen, aber Happiness war trotzdem happy, mich zu sehen. Als sie eintrat, freute sie sich wie ein einsamer Goldfisch über einen neuen Spielkameraden im Glas. Beinahe hätte ich sie in ihrem orangen Sackoverall gar nicht erkannt, da merkte ich erst, wie sehr ich bei Frauen doch auf ihren Körper achtete, wie wichtig mir Arsch und Beine und Titten waren, und wie fremd mir ihr Gesicht immer blieb. Erst als sie den Sack ablegte und ich sehen konnte, wie sehr sie von

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