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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Oder bis André zurückkam. Oder bis Gott weiß was passierte … Doch hier gab es keine Büsche mehr, nur in Waschbeton eingefasste Müllcontainer.
    Zwischen der Ziegelwand des Klo-Häuschens und der Einfassung für die Abfallbehälter klaffte eine schmale Lücke. Tizia war dünn und beweglich. Früher hatten ihre Eltern kaum glauben können, in was für winzigen Verstecken sie Platz fand. Einmal hatte sie sich im Keller zwischen Waschmaschine und Kühltruhe versteckt. Ihre Eltern waren nicht mal auf die Idee gekommen, dort nachzuschauen. Vielleicht passte sie auch hierhinein …
    Sie hielt den Atem an und quetschte sich in die Lücke. Der Waschbeton scheuerte an Schulterblättern, Ellenbogen und Beckenknochen, und einen Augenblick hatte sie das Gefühl, ihr seitlich gedrehter Kopf würde stecken bleiben. Als sie sich weiterschob, fühlte es sich so an, als risse ihr Ohr ab. Autsch. Jetzt hatte sie sich auch noch die Wange aufgeschürft! Tizia schluchzte leise auf und drückte sich weiter in die Nische, bis sie von vorn nicht mehr zu sehen sein konnte. Dafür hatte sie selbst auch nur noch ein beschränktes Sichtfeld auf das, was um sie herum vor sich ging.
    Die beiden Wagen auf dem Parkplatz lagen knapp außerhalb ihres Blickfeldes. Sie würde nicht mitbekommen, wenn André zurückkam. Sie sah nur ein schmales, nasses Stück Fahrbahn, die schattenhaften Umrisse der Bäume dahinter und den kalten, dunkelgrauen Himmel über sich.

7. Kapitel
    D ie Minuten vergingen. Tizia fror. Trotzdem lag ein dünner Schweißfilm auf ihrer Haut. Sie war wütend auf André, der sie in diese blöde Situation gebracht hatte. Und sie hatte entsetzliche Angst. Als sie das Plätschern einer Flüssigkeit und dann ein Fauchen hörte und einen hellen Schein auf dem Asphalt sah, wusste Tizia, dass sie auch allen Grund dazu hatte.
    Da war ein Feuer! Der Lichtschein spiegelte sich auf dem nassen Asphalt. Sie hörte das Grollen und Rauschen von Flammen, wie bei einem überdimensionalen Bunsenbrenner. Doch was konnte hier so infernalisch brennen? Die einzig logische Schlussfolgerung war, dass es eines der Autos war, das da in Flammen aufging! Andrés Auto?
    All das passierte doch nicht wirklich: dass sie, eingezwängt in einer Lücke zwischen einem Klohaus und einem Müllcontainer, auf einem einsamen Parkplatz stand, während ein unheimlicher Fremder das Auto ihres Freundes abfackelte! Wo zum Teufel steckte André? Hatte er das geplant? Aber warum? Ging es um Versicherungsbetrug? Und was sollte sie hier? Sollte sie vielleicht entführt werden, um ein Lösegeld zu erpressen? Das war doch lächerlich! Besonders in Anbetracht der finanziellen Situation ihres Vaters. Aber vielleicht ließen sich nicht nur Klassenkameraden von dem alten Herrenhaus und ihren albernen Angebereien täuschen?
    Tizia starrte auf die Spiegelungen der Flammen. Ein Knall ertönte, dann noch einer. Nun wurde das unheimliche Fauchen schwächer. Es roch beißend nach Rauch und schmorendem Kunststoff, untersetzt mit einer seltsam ekelhaften Note. Tizia versuchte, flach zu atmen, um den Würgereiz zu unterdrücken.
    Sie musste das Bewusstsein verloren haben. Mit einem Mal war es dunkel und still um sie herum. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Es konnten Sekunden sein, oder Stunden. Tizia wollte sich vorwärtsschieben, um endlich ihr Versteck zu verlassen. Doch sie rührte sich nicht. Was, wenn man ihr auf diese Weise eine Falle stellte und der Fahrer des Wagens auf sie lauerte? Er wusste wahrscheinlich, dass André einen Beifahrer gehabt hatte. Aber sie konnte sich nicht ewig hier verstecken. Das Feuer musste längst Aufmerksamkeit erregt haben. Wenn sie noch länger hierblieb, wurde sie womöglich von der Polizei oder von Bekannten ihres Vaters bei der Düsterbrucher Freiwilligen Feuerwehr entdeckt. Tizia von Alsen versteckt sich nachts auf einem allseits bekannten Sex-Parkplatz!
    Sie schob sich vorwärts. Als sie zwischen den Mauern hervortrat, sah sie das ausgebrannte Autowrack auf dem ansonsten leeren Parkplatz. Es stand dort, wo André seinen neuen Wagen abgestellt hatte. War das wirklich erst gerade eben gewesen? Im schwachen Licht sah das Auto aus wie aus dem Fundus eines Endzeit-Films. Die Scheiben waren gesprungen. Dort, wo mal die Reifen gewesen waren, züngelten im Radkasten noch bläuliche Flammen. Entsetzt und gleichzeitig fasziniert trat sie ein paar Schritte näher. Das Auto, das wertvolle neue Auto, war ein Wrack. Ein Monstrum. Es

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