Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
Vom Netzwerk:
Pastor klang wenig begeistert. »Aber die Katze streunt wohl in der Gegend herum.«
    »Na, bei dem schönen Wetter heute.« Carola waren Viecher aller Art gleichgültig. Ein ungünstiges Zusammentreffen, bei dem Beruf ihres Mannes. Sie warf noch einen Blick auf die verschlossene Haustür, winkte Krispin zum Abschied zu und drehte der unter dunklem Reet zusammengekauerten Kate dann vollends den Rücken zu.
    Als sie ein paar Minuten später durch den Nebeneingang des Seesen’schen Hauses trat, empfing sie der typische Geruch nach Stall und Kuh. Carola meinte sogar, noch schwach die säuerlichen Ausdünstungen der Milch zu riechen, die in den Jahrzehnten in das Mauerwerk eingezogen sein mussten. Oder vielleicht war es nur ihre Erinnerung? Jörg hatte das Milchvieh kurz nach dem Tod ihres Vaters abgeschafft. Der Geruch des Hauses versetzte sie jedenfalls sofort in ihre Kindheit zurück. Carola hängte ihre Jacke über einen der Haken, stellte ihre Schuhe unter die Bank und ging auf Strümpfen über die kühlen Fliesen in den Flur des Wohntraktes.
    »Jörg?«, rief sie. Für ihr Vorhaben – eine Überraschung für Tizia – war ihr Bruder der richtige Ansprechpartner.
    Oxana kam ihr entgegen, in Jeans und einem schwarzen T-Shirt mit Stones-Aufdruck, das vor Ewigkeiten mal Jörg gehört hatte. Um ihren Kopf hatte sie ein Seidentuch geschlungen, das sie sich nun vom Kopf riss. »Ich komme gerade aus dem Stall. Jörg ist unterwegs. Magst du einen Kaffee?« Ein Schwall dunkler, glänzender Haare fiel ihr bis knapp auf die Schultern.
    »Ich bin eben kurz bei Monas Kate gewesen, aber sie ist nicht da.« Carola fuhr sich durch ihr eigenes dünnes Haar, das schon während des Föhnens am Ansatz nachfettete. Eine Ungerechtigkeit. Sie folgte Oxana in die Küche und sah zu, wie diese Kaffeepulver in den Filter löffelte.
    »Ich wollte heute Morgen auch schon zu ihr gehen«, sagte Oxana, »aber Jörg hat mir davon abgeraten. Er meinte, wir sollten Mona erst mal in Ruhe lassen. Erstens stünde noch gar nicht fest, ob es wirklich ihr Sohn war, der da ums Leben gekommen ist. Zweitens könne es aufdringlich wirken. Siehst du das auch so?«
    »Inzwischen weiß man wohl, dass der Tote André ist.« Carola umging eine direkte Antwort.
    Oxana verfolgte ihre Frage weiter. »Jörg war richtig komisch deswegen«, sagte sie. »Der Todesfall ist ihm echt an die Nieren gegangen. Ist auch schrecklich, die Vorstellung, so zu verbrennen.«
    Carola wollte nicht näher darauf eingehen. Dass Jörg Mona nicht unbedingt zu seinen Lieblingsnachbarn zählte und Oxana deshalb davon abgeraten hatte, ihr Trost und Beistand anzubieten, sagte sie nicht. Wo doch im umgekehrten Fall Mona Falke immer für die Seesens da war. Dass Mona ihre Stunden dabei stets gewissenhaft abrechnete, spielte in Carolas Augen keine Rolle. Von irgendetwas musste die Frau schließlich leben.
    Oxana schenkte den Kaffee, der inzwischen durchgelaufen war, ein und setzte sich zu ihr.
    »Weißt du, was Jörg mit Mutters Auto vorhat?«, fragte Carola. »Es steht seit Monaten nur herum.«
    »Neulich war der Pastor abends da und hat sich den Wagen für eine Probefahrt ausgeliehen. Sein Renault ist wohl mal wieder kaputt.«
    Die Vorstellung, dass der Pastor den alten Golf kaufte, gefiel Carola nicht. Zur Hälfte gehörte der Wagen ihr. Sie wollte wenigstens gefragt werden. Sie hatte gedacht, dass man ihn Tizia zu ihrem achtzehnten Geburtstag schenken könnte. »Ralph Krispin ist interessiert? Warum das denn?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht hat sich das auch schon wieder erledigt. Er hat den Wagen spät abends ohne ein Wort wieder auf den Hof gestellt und den Schlüssel eingeworfen.« Oxana zuckte auf die ihr eigene Art mit den Schultern und lächelte spöttisch.
    Bisher hatte Carola ihre zukünftige Schwägerin eher kritisch gesehen, aber sie wurde ihr immer sympathischer. Sie hatte wohl befürchtet, Oxana könne Jörg und vor allem das Landleben schnell wieder satthaben. Wie es der Russin so weit weg von ihrer Heimat St. Petersburg ging, darüber hatte sie bisher nicht nachgedacht. Fühlte sie sich einsam? »Ist deine Freundin Nadja eigentlich gerade hier?«, erkundigte sie sich. Sie hatte gehört, wie Jörg über Nadjas ständige Besuche gestöhnt hatte. Er mochte Oxanas Familie, aber ihre älteste Freundin Nadja zählte er irgendwie nicht dazu. Carola, die die Frau ein Mal gesehen hatte, konnte das nachvollziehen. Nadja war eine »Männerfalle«.
    »Ja, ist sie«, sagte Oxana. »Es ist

Weitere Kostenlose Bücher