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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Mordfall Feldheim hatten alles wieder hochgekocht. Am Ende hatten sie die gegenseitigen Vorurteile ausräumen können, doch da war es fast zu spät gewesen: Bei einer missglückten Festnahme war Olaf Maiwald mit einer Axt angegriffen und schwer verletzt worden. Er hatte aufgrund der Verletzung und der darauf folgenden Infektion seinen Unterschenkel verloren. Eine Infektion, die immer höher gekrochen war, hervorgerufen durch Bakterien in der Wunde. Und sie, Pia, hatte damals noch versucht, die Beinarterie abzudrücken, weil Maiwald zu viel Blut verlor. Mit ihren Fingern und dem, was gerade zur Hand gewesen war. Und, was fast noch schwerer wog, sie hatte Maiwald dazu überredet, die Angelhütte am See, in der es passiert war, überhaupt erst aufzusuchen. Die Jagd auf einen Tatverdächtigen hatte sie blind gemacht für das Risiko: Aber nicht sie, sondern Maiwald zahlte nun sein Leben lang den Preis dafür. Sie hingegen war unverletzt geblieben. Trotz langer Gespräche, die sie danach geführt hatten, spürte sie immer noch das Grauen und das schlechte Gewissen über diesen Vorfall.
    Das alles ging Pia in Lichtgeschwindigkeit durch den Kopf, während sie darauf wartete, dass Olaf Maiwald den Hörer abnahm.
    »Maiwald!«
    Er war in seinem Büro. Sie meldete sich und wartete mit einem Anflug von Unwohlsein auf die Reaktion.
    »Oh …« Eine Pause. Dann mit gepresster Stimme: »Du bist es, Pia. Was verschafft mir die Ehre?«
    »Ich bin gerade mit Michael Gerlach hier in Kiel. Wir arbeiten an dem Mordfall auf dem Parkplatz an der Bundesstraße nach Lütjenburg. Die verbrannte Leiche in dem Autowrack.«
    »Ich hab davon gehört. Sag mal, was ist bei euch bloß wieder alles los?«
    »Du weißt doch, die dramatischsten Fälle passieren immer im Bereich der BKI Lübeck«, sagte Pia spöttisch. Den Spruch hatte Gablers Vorgänger, der ehemalige Leiter der Lübecker Mordkommission, oft zum Besten gegeben. Manchmal war Pia geneigt, selbst daran zu glauben.
    Maiwald schnaubte. »Gib nicht so an. Möchtest du nur auf einen Kaffee vorbeikommen, weil du Sehnsucht nach mir hast, oder wollt ihr was Bestimmtes?«
    »Wir brauchen Informationen über einen Mann, der in Kiel gewohnt hat: André Falke. Er ist das Opfer des Mordanschlags. Es soll eine Kriminalakte über ihn geben.«
    »Ich schau nach, was ich über ihn finde. Wann wollt ihr vorbeikommen?«
    »Äh … gleich. In ein paar Minuten«, sagte Pia.
    Olaf Maiwald saß hinter seinem Schreibtisch, als sie eintraten. Sein Büro war doppelt so groß wie Pias, mit der entsprechenden Deckenhöhe und schmalen, hohen Fenstern, wie sie Gebäuden aus der Kaiserzeit eigen sind. Nach etlichen Jahren im Einsatz der Polizei präsentierte sich das Haus allerdings nicht kaiserlich, sondern mit dem üblichen spröden Behördencharme.
    Maiwald erhob sich, kam ihnen entgegen und begrüßte sie. Er war dünner geworden, seine Augen schienen tiefer in den Höhlen zu liegen als früher. Er wirkte reifer, aber auch desillusioniert, das war vor einem Jahr noch nicht so gewesen. Olaf Maiwald deutete sogleich auf sein Bein mit der Prothese: »Da staunst du, Pia, oder? Langsam komme ich einigermaßen damit klar. Ihr hättet mich mal am Anfang damit sehen sollen … Aber es nervt schon ziemlich. Das Leben ist ja bekanntermaßen nur dazu da, sich an einen schlechteren Zustand zu gewöhnen.«
    »Aus wilden Verfolgungsjagden wird wohl jetzt erst mal nichts mehr«, sagte Gerlach. Pia hätte ihn gegen mindestens eines seiner gesunden Schienbeine treten mögen.
    Maiwald lachte ein wenig zu laut. »Dafür scheiß ich drauf, wenn mir einer in den Fuß schießt. Wollt ihr einen Kaffee?«
    Als beide nickten, verschwand er in einem Nebenraum. »Du darfst doch jetzt wieder welchen, Pia? Natürlich! Du hast einen Sohn bekommen, nicht wahr?«
    Hatte sich das bis Kiel herumgesprochen? Sie nickte, obwohl Maiwald das von seinem Standort in der Teeküche aus nicht sehen konnte. »Felix ist jetzt ein gutes halbes Jahr alt. Ich bin gerade erst wieder im Job.«
    »Vollzeit?«
    Sie schüttelte den Kopf und nahm die Tasse Kaffee entgegen, die er ihr nun reichte.
    »Seht mal her«, sagte Maiwald, als sie alle saßen. »Eine hübsche, nicht ganz dünne Kriminalakte über euren Mann. Ich wollte eigentlich, dass mein Kollege Thomas Ellert dazukommt. Der kennt Falkes Story besser als ich. Aber der ist unterwegs.« Kriminalbeamter war ein Erfahrungsberuf. Wenn man wusste, wen man zu was befragen musste, ging vieles einfacher. Olaf Maiwald

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