Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch
nur so ’n Eindruck. Er trug eine teure Uhr, eine Breitling. Kann aber auch ein sehr gut gemachter Blender gewesen sein. Außerdem hat er die ganze Zeit mit seinem iPhone rumgefummelt …«
Pia machte sich eine Notiz darüber. Irgendwo mussten die Sachen geblieben sein.
»Letzten Endes hat sich mein zweiter Eindruck ja bestätigt«, setzte der Verkäufer hinzu. »Herr Falke hat den Wagen gekauft, so wie er da stand, und gleich zehntausend Euro in bar angezahlt.«
»Was hat der Wagen insgesamt gekostet?«, hakte Broders nach.
»Knapp fünfzigtausend Euro. Ist ein bisschen was an Sonderausstattung drin.« Der junge Mann klang anerkennend.
War, dachte Pia, die die Fotos des ausgebrannten Audi gesehen hatte. »Ist Herr Falke allein hier gewesen? Wir suchen seine Freundin. Oder hat er jemanden erwähnt?«
Der Verkäufer dachte kurz darüber nach, schüttelte dann aber den Kopf. »Er hat über gar nichts Persönliches gesprochen. Nicht so wie einige, deren Lebensgeschichte man in zehn Minuten erfährt.«
»Schade«, meinte Broders und sah Pia an.
»Darf ich fragen, warum sich die Polizei dafür interessiert?«, erkundigte der Verkäufer sich.
»Wir ermitteln in einem Mordfall.«
»Oh.« Er schien nachfragen zu wollen, schloss dann aber wieder den Mund und sah von einem zum anderen.
Auch bei ihrem nächsten Termin in Kiel erfuhren Pia und Broders wenig Neues. Der Bewährungshelfer stöhnte über hohe Arbeitsbelastung und musste seine Aufzeichnungen zu Hilfe nehmen, um sich überhaupt an André Falke zu erinnern.
»Der Typ Knacki, der schnell rückfällig wird«, war seine Einschätzung. »Leute wie ihn kann man zehnmal hintereinander einsperren, da tut sich nichts im Kopf. Die machen genau da weiter, wo sie aufgehört haben.«
Das passte zu dem Schicksal, das Falke kurz darauf ereilt hatte, half ihnen aber konkret nicht weiter. Da sie schon mal in Kiel waren, gönnten sich Pia und Broders einen Mittagsimbiss bei einem Italiener im Sophienhof.
»Wir brauchen diese Frau.« Pia rollte eine Portion Spaghetti all’arrabbiata auf. »Die Frau, die in seiner Wohnung war. Die kann uns bestimmt mehr über seine jüngsten Aktivitäten sagen.« Sie hatte die Stimme gedämpft. Obwohl sie sich zum Essen in eine Nische zurückgezogen hatten, war es riskant, über so etwas in der Öffentlichkeit zu sprechen. Namen zu nennen, war ein Tabu.
»Die Spurensicherung hat ein paar Haare von ihr sichergestellt. Mit etwas Glück bekommen wir demnächst ein DNA -Profil.«
»Was uns so erst mal wenig nützt.« Pia beförderte eine weitere Gabel voll Nudeln in ihren Mund. Zu spät fiel ihr ein, dass Felix so scharfes Essen weniger zu schätzen wusste als sie. Nun war es zu spät. Sie hatte fast aufgegessen. Bedauernd gab sie den Rest ihrer Portion verloren.
»Das wird sich dann rausstellen«, meinte Broders kauend.
»Wo sollen wir denn anfangen zu vergleichen? Wir haben bisher noch keinen Schimmer, wer die Frau ist oder wo wir sie finden können.«
»Vielleicht bringt ein Aufruf an die Öffentlichkeit was?«
Pia schob ihren Teller beiseite. Sie zuckte mit den Schultern.
»Bist du schon satt?« Broders säbelte an seiner Pizza herum.
»Beinahe«, antwortete sie mit einer Spur Bedauern in der Stimme.
Nach dem Mittagessen versuchten Pia und Broders noch einmal, Mona Falke zu erreichen. Wieder hatten sie kein Glück. Auch die Suche nach der ominösen Schwester war, wie sie von einem Kollegen aus Lübeck erfuhren, bisher ergebnislos verlaufen. Pia dachte daran, dass sie morgen frei hatte. Vielleicht würde Broders allein mit Frau Falke über den Tod ihres Sohnes sprechen müssen? Sie vermisste Felix und freute sich auf die Stunden mit ihm. Gleichzeitig wusste sie, wie wichtig die ersten Tage einer Mordermittlung waren. Und sie hatte schon die Tatortarbeit verpasst.
»Ich würde mir den Parkplatz, auf dem das Autowrack gefunden wurde, gern selbst noch mal ansehen«, sagte sie deshalb, als sie wieder im Auto saßen. »Das ist kein großer Umweg.«
»Hättest du das nicht früher sagen können? Das kostet uns locker ’ne halbe Stunde. Und die Spurensicherung dort ist auch schon abgeschlossen.«
»Wir können danach ja von Oldenburg aus die A1 nach Lübeck nehmen.« Pia wusste, dass Broders lieber Autobahn fuhr als Landstraße.
»Denkst du auch mal an das Erdöl, das bald alle ist?«
»Ich möchte den Tatort mit eigenen Augen sehen«, beharrte sie.
»Eine halbe Stunde!«, wiederholte er. »Ich dachte, da müsstest du längst
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