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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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gemeldet, als der Name ›Düsterbruch‹ fiel.«
    »Meinen Sie, der alte Fall hat etwas mit unseren aktuellen Ermittlungen zu tun?«, fragte Pia.
    »Keine Ahnung. Aber wenn Sie noch was über Justina herausfinden, wüsste ich gern darüber Bescheid. Sehen Sie es einem alten Mann nach. Manchmal denke ich, dass sie vielleicht noch irgendwo lebt.«

16. Kapitel
    B eim Verlassen des Altenheims sah Pia, dass drei unbeantwortete Anrufe auf ihrem Mobiltelefon eingegangen waren. Sie überflog die Anruferliste: Broders hatte sie ein Mal zu erreichen versucht, Lessing zwei Mal.
    »Ganz großes Theater!«, deklamierte Broders, als sie ihn zurückrief. »Dieses Backhaus, das euer Zeuge am Samstag genannt hat, ist der Treffer des Monats.«
    »Noch ’ne Leiche?«, fragte Pia alarmiert.
    »Nein. Besser. Dort drinnen haben unsere Jungs circa zehntausend Ecstasy-Tabletten und vierzig Kilogramm Amphetamine gefunden.«
    »Wie bitte?«
    »Der Verkaufswert liegt bei schätzungsweise hundertfünfzigtausend Euro.«
    »In einem abbruchreifen Backhaus in Düsterbruch liegen Drogen für hundertfünfzigtausend Euro?«, wiederholte Pia ungläubig.
    »Es wird das Zeug sein, das nach André Falkes Verhaftung verschwunden war. Die GER ist schon unterwegs. Wahrscheinlich köpfen die auf dem Weg nach Düsterbruch schon mal ’ne Flasche Schampus.«
    »Gib dich über die GER keinen Illusionen hin: In der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift geht es genauso stocknüchtern zu wie bei uns, Broders.«
    »Meinst du? Sonst würde ich direkt überwechseln. Aber macht nix. Ende der Woche lassen wir ja mal die Sau raus.« Er spielte auf Gablers Jubiläum an: dreißig Jahre bei der BKI Lübeck. Die Planungen zur Feier liefen seit Wochen, während Gabler selbst mehr und mehr den Eindruck erweckte, einfach nur weglaufen zu wollen. »Du bist doch dabei, Pia? Ich dachte, wie tanzen zur Feier des Tages gemeinsam eine kleine Sevillana.«
    »Klar, Broders, aber nur, wenn du in einem Flamencokleid erscheinst.«
    Er gluckste noch amüsiert, als sie das Gespräch beendeten.
    »Na endlich! Plauderstunde im Altenheim beendet?« Nach Broders’ lockerem Tonfall hörte sich Lessing so an, als kaute er Glasscherben.
    »Hast du von dem Fund in dem Backhaus gehört?«
    »Die sprechen bei euch von nichts anderem mehr. Ich war eben schon kurz in Düsterbruch und hab’s mir angesehen. Amphetamine säckeweise. Schöne Sache. Aber deshalb rufe ich dich nicht an. Ich habe gerade erfahren, dass Fjodor Markow heute in Deutschland eintreffen wird. Bist du bereit?«
    »Wofür?«
    »Für einen kleinen Ausflug.«
    »Könntest du das präzisieren?«
    »Wir fahren nach Hamburg ins Park Hyatt Hotel . Dort steigt Fjodor Markow für gewöhnlich ab.«
    Als sie eine halbe Stunde später zusammen im Auto saßen, strahlte Lessing eine fast ungesunde Energie aus. Er trommelte mit den Fingerspitzen auf dem Lenkrad herum, und auf der Autobahn trat er das Gaspedal des leicht betagten Audi über Gebühr durch. Jetzt, da sich Markow endlich in seinem Zugriff befand, schien er ganz in seinem Element zu sein.
    »Erinnerst du dich an unser Gespräch mit Nadja Ivanova, Pia?«, fragte er, als er angesichts des üblichen Staus vor dem Horner Kreisel abbremsen musste.
    »Natürlich. Worauf willst du hinaus?«
    »Markows Hintergrund. Der ist wichtig. Was weißt du über die Zustände in den Arbeitslagern in der ehemaligen Sowjetunion?«
    »Eher wenig«, sagte Pia. »Ich habe mal was über das berüchtigte Lager Kazan gelesen. Es wurde ›Das ewige Bett‹ genannt, weil nie ein Häftling lebend da rausgekommen ist. Daraus schließe ich, dass Markow dort nicht gewesen sein kann.«
    »Stimmt. Fjodor Markow ist 1983 zu zwanzig Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Seine Chancen, das zu überleben, standen nicht besonders gut. Schlechte Ernährung, eiskalte Winter und heiße Sommer ohne jeden Schutz, gefährliche Mithäftlinge. Man konnte sich an so einem Ort nur behaupten oder untergehen.« Lessing bog vom Horner Kreisel in die Sievekingsallee.
    »Was bedeutet das für das anstehende Treffen?«
    Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Du solltest wissen, dass die Arbeitslager in unterschiedliche Bereiche, die ›Zonen‹, aufgeteilt waren. Und diese Zonen wurden von sogenannten ›Dieben im Gesetz‹ kontrolliert.«
    Pia nickte. Der Begriff war ihr bekannt.
    »Diese Leute waren der Ordnungsfaktor in den Gefängnissen und Arbeitslagern. Sie haben alles kontrolliert. Die Beschaffung von Lebensmitteln,

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