Düstere Schatten (Darian & Victoria #2) (German Edition)
tausenden Jahren auf dieser Welt gesehen habe. Ich bin sehr froh, dass du sie für mich gefunden hast. Victoria wird mir gehören!«
Ich setzte mich schnell auf. Das spärliche Licht, mit dem unser Zelt beleuchtet war, lies mich erkennen, wie er zärtlich ihre Wange streichelte. Ihr gefiel es. Ein leichtes Stöhnen entfuhr ihren Lippen bei jeder Berührung.
»Du kannst sie nicht auf deine Seite ziehen. Sie ist von einem solch starken Licht umgeben, das es dir unmöglich macht, dich ihrer anzunehmen.«
»Ich werde einen Weg finden, sei unbesorgt. Und das Opfer, das es mich kosten wird, bin ich bereit zu geben.«
Wut kochte in mir auf und ich hieß sie willkommen. Ich sammelte die Energie, die sie mir bereitstellte, und warf sie geballt auf meinen Vater. Dieser hob nur lächelnd die Hand. Der Fluch prallte jedoch nicht an ihm ab, er wurde vielmehr in seinen Körper gesogen. Dann berührte er mit eben dieser Hand wieder meine Prinzessin. Ich befürchtete schon, er wolle sie töten und sprang auf, um sie zu schützen. Die Befürchtung war jedoch unbegründet. Mein sechster Sinn sagte mir, dass er ihr niemals Leid zufügen würde, über die Gründe konnte ich nur mutmaßen.
Er brauchte sie für seine Pläne, ihr Wissen und ihre Macht, aber ich spürte noch etwas anderes. Ein kleiner Funken Zuneigung. Etwas, das meinem Vater bislang fremd war. Er war bereit, für sie zu kämpfen, und ihm war jedes Mittel recht, zu gewinnen.
Schamlos
Victoria
Während des Schlafens spürte ich eine fremde Signatur. Gedankenspuren, die mir keinesfalls unbekannt waren. In der Phase zwischen Träumen und Wachen versuchte mein noch schlafendes Gehirn, den Strom zuzuordnen, verfolgte ihn zurück zu seinem Besitzer. In dem Moment, in dem ich ihn erkannte, war ich plötzlich hellwach und sprang voller Panik auf. Darian war weg. An seiner Stelle lag Balthasar und lächelte mich an.
Er setzte sich auf und deutete auf seinen Arm. »Mir war nicht bewusst, dass es wirklich so ist. Ich habe von den Menschen gehört, dass ein Arm - wie nennen sie es - einschlafen kann? Aber ich wollte dich nicht wecken, Liebste. Ich habe deine Träume verfolgt und gesehen, welches Wohlwollen meine Berührungen in dir auslösten. Da nehme ich dieses Kribbeln in meinem Arm in Kauf.«
Meine Panik gewann die Oberhand. Wo war Darian?
»Verschwende doch nicht die kostbare Zeit unserer Zweisamkeit mit Gedanken an Darian. Er ist mir in keiner Weise ebenbürtig, das solltest du wissen. Und ich habe gesehen, dass dein Interesse an mir wächst und wächst, liebste Victoria. Vor mir kannst du nichts verbergen.«
Ich wollte am liebsten schreiend davonlaufen, aber ich war wieder einmal von seinem Blick paralysiert. Selbst die kleinste Bewegung, die einen Abstand zwischen ihn und mich bringen könnte, schien mir unmöglich. Ich versank tief in den mir so vertrauten Augen. Darians Augen. Wohl das Einzige, was Balthasar an seinen Sohn weitergegeben hatte. Ich glaubte, tief in seine Seele blicken zu können und gab mich ganz der Zukunft hin, die ich darin sah.
An der Seite des mächtigsten Mannes der Welt könnte ich alles bekommen, was ich begehrte. Ein Bild entstand in meinem Kopf, ließ sich nicht verdrängen. Es dehnte sich aus, erstreckte sich in allen Winkeln meiner Gedanken, verdrängte alles andere. Wie eine Königin saß ich an seiner Seite in einem imposanten Saal. Der allgegenwärtige weiße Marmor verhöhnte mit jeder Reflexion der unendlichen Lichter des Kristallleuchters meinen ehemaligen Gott. Die kuppelförmige Decke war mit antiken Fresken geschmückt, die denen der Sixtinischen Kapelle glichen.
Die Mentalbegabten unter meinen Untertanen lasen mir jeden Wunsch von den Lippen ab. Im Raum befanden sich jedoch nicht nur Kinder des Mondes. Die ganze Menschheit vergötterte meinen Gemahl, verehrte mich als seine Königin. Der Mann an meiner Seite hatte keine Mühen gescheut, mir dieses Leben zu bieten. Kriege hatten auf der Welt getobt, bis die Menschen endlich einsehen mussten, dass sie ihre Zukunft nicht verändern konnten.
Balthasar beugte sich von dem Thron neben dem meinem zu mir herüber und küsste mich zärtlich, als einer der Bediensteten eintrat. Er wurde von einem Löwen flankiert. Die beiden sollten für unser Vergnügen sorgen, der Junge flüsterte daher dem Löwen etwas ins Ohr. Daraufhin tanzte der Löwe zu unseren Füßen, wirbelte in stummer Verzweiflung herum. Der Dompteur knurrte ihn erneut an und der Löwe sprang
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