Düstere Schatten (Darian & Victoria #2) (German Edition)
der Vierten Ebene noch die dürre und kahle Landschaft, zerrissen von spitzen Felsen, befanden wir uns hier schon in einer fruchtbareren Welt, ähnlich einer Steppe oder Savanne. Es gab ein paar Bäume hier und da. Der Boden bestand größtenteils aus mit einem leichten Grasflaum bedeckter Erde, der man die Dürreperiode an den zahlreichen Rissen im Boden ansehen konnte. Alles sehnte sich nach einem kleinen Regenschauer, der dieser Landschaft wieder Leben einhauchen könnte.
»Hier regnet es nie. Die Geister sind dazu verdammt, in dieser eigentlich wunderschönen Welt zu leben, die für immer wirkt, als wäre sie kurz vor der Wiedergeburt.« Miros Worte wirkten hart, aber gerecht.
Ich sah mich um. Ich fühlte mich beobachtet, erwartete jeden Moment wieder die Psycho-Attacke eines Geistes. Doch nichts geschah.
Wir wanderten und wanderten durch diese endlose Steppe, bis es dämmerte. Miros suchte gemeinsam mit Sina nach einem geeigneten Ort für unser Lager. Sie entschieden sich für einen Platz, der von ein paar Bäumen umringt war. Auch wenn die kahlen Bäume keinen offensichtlichen Schutz vor Blicken oder Angriffen boten, konnten wir Miros zufolge die Energie der Natur für eine Verstärkung unseres Schutzzaubers nutzen.
In Windeseile war unser Lager aufgeschlagen und das Lagerfeuer brannte in unserer Mitte. Nachdem wir uns mit allen möglichen zurückvergrößerten Nahrungsmitteln den Bauch vollgeschlagen hatten, begannen verschiedene Unterhaltungen, denen ich müde folgte. Als Elric wieder einmal von seinem Leben als Teil einer Elfen-Dynastie erzählte, konnte ich mir ein Gähnen nicht verkneifen. Ich saß eng an Darian gekuschelt am Feuer. Während er meinen Rücken streichelte, wandte er sich an Samantha und Jonah: »Wie kommt es, dass ich noch nie etwas von eurer Familie gehört habe? Es müsste sich doch herumgesprochen haben, dass sich eine der alten Familien für das Vampirdasein entschieden hat.«
Plötzlich war ich wieder hellwach und brannte vor Neugier auf die Antwort.
»Wir sind nicht die Einzigen«, sagte Jonah beinahe schüchtern. »Zwar die Einzigen in England, aber allein in Europa gibt es noch vier andere Familien wie die unsere. Die älteste Vampirdynastie weltweit lebt im heutigen Rumänien. Der frühere Besitz von Graf Vlad ging an seine Nachkommen. Sie leben recht gut von dem Dracula-Tourismus. Auch in Deutschland gibt es eine Vampirdynastie. Sie ist, soviel ich gehört habe, die jüngste.« Ich folgte jedem von Jonahs Worten. Doch mehr schien er dem nicht hinzufügen zu wollen.
Samantha ergänzte daher: »Wir halten nicht viel Kontakt zu normalen Lunaern, wie ihr es vielleicht tut. Wir gehen eher zu den Treffen der anderen Vampire oder führen eigene Zusammenkünfte durch.«
»Wie ist es denn so? Als Vampir meine ich?« Elric war scheinbar wieder ganz der Alte. Neben Großspurigkeit und einer ungesunden Portion Selbstbewusstsein aufgrund seiner Herkunft, gab es noch ein drittes bezeichnendes Merkmal: seine Neugier.
Bislang hatte ich nicht viel von Vampiren mitbekommen. Etienne und Amélie waren welche und hatten besondere Vampirkräfte, aber ich hatte bislang keine Gelegenheit, danach zu fragen, welche das genau waren.
Jonah antwortete wieder auf Elrics Frage: »Es ist hart. Vor allem direkt nach dem Ritual. Wir werden, in unserer wie in den anderen uns bekannten Familien, in der Vollmondnacht nach der Wiedergeburt verwandelt. Die ersten Stunden sind am schlimmsten. Wenn dich der Durst vollständig im Griff hat.
Da unsere Familie die humane Art der Blutzufuhr favorisiert, bekommen wir schon während der Einführungsparty unseren ersten Blutbeutel in die Hand gedrückt. Und bei dem einen bleibt es bei Weitem nicht. Innerhalb der ersten Woche sind wir vom normalen Unterricht und den Besuchen der Mondstätte befreit. Wir würden ohne weiteres jedem das Blut aussaugen, der in unsere Nähe kommt.«
Nun sah ich die beiden mit sehr gemischten Gefühlen an. Mussten wir uns nicht nur Sorgen um die Kreaturen da draußen machen? Sollten wir uns nicht auch vor den beiden schützen?
»Mach ihnen keine Angst«, fuhr Samantha ihren Bruder an. »Es ist nur in dieser ersten Woche so schlimm. Danach reicht uns ein Blutbeutel im Normalfall einen ganzen Monat lang.«
»Was heißt im Normalfall ?«, fragte ich neugierig. Schließlich musste ich wissen, wen wir hier zu unserer Verteidigung an der Seite hatten.
Wieder war Jonah mit seiner Antwort schneller als Samantha: »Wenn wir stark verletzt
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