Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game

größere Demütigung gegeben? Cami war auch noch da. Alle starrten sie an. Sie konnte das Surren der Kamera und das scharfe Klicken hören, als der Arzt die Indizien fotografisch festhielt. Es war wie ein schmutziger pornographischer Film mit ihr als dem Star.
    »Sind das Zahnabdrücke?«, platzte Sean heraus. »Der Mistkerl hat sie angegriffen.«
    »Sean, wenn du nicht zusehen und einfach den Mund halten kannst«, herrschte Whitney ihn an, »dann schick einen anderen Wächter herein. Männer drücken sexuelle Leidenschaft auf die verschiedensten Arten aus. Es ist eine interessante Frage, wie sie dazu gekommen ist. Und jetzt sei still, damit ich die Daten aufbereiten kann.«
    Cami berührte Maris Hand, um ihr Trost zu spenden. Eine frische Flut von Tränen brannte hinter Maris Augenlidern, und es kostete sie Mühe, die Tränen zurückzuhalten und äußerlich die Fassung zu bewahren, während sie ihrem Kummer am liebsten freien Lauf gelassen hätte.
    »Ich glaube, wir können auf Camellias Anwesenheit
verzichten. Bringt sie in ihr Zimmer zurück.« Whitneys Stimme klang so gereizt, als sei seine Geduld erschöpft.
    Der Arzt begann in sein Aufnahmegerät zu diktieren, eine langsame und gründliche Schilderung ihres Körpers, Quadratzentimeter für Quadratzentimeter. Es war eine leidenschaftslose klinische Bestandsaufnahme, die nur dazu diente, die Situation noch schlimmer erscheinen zu lassen.
    Sie fühlte jemandes Atem auf ihrem Hals, eine hauchzarte Berührung an ihrer Kehle. Zum Teufel mit ihnen allen, Mari. Denk an mich. Denk an uns. Ich kann dich weit aus diesem Raum hinausführen, fort von diesen schmutzigen alten Männern. Wahrscheinlich ist das die einzige Weise, auf die sie noch einen hochkriegen — indem sie eine Frau festbinden und sie in dieser Form vor ihren Augen entblößen. Du bist so wunderschön, dass sie zu große Angst davor haben, dich zu berühren, und das ist verdammt gut so. Sonst müsste ich sie nämlich alle töten, und das hieße, den großen Plan aufzugeben. Also, wenn ich dich festbinden würde, dann klänge meine Stimme nicht wie die eines toten Reptils. Ich wäre so verflucht scharf auf dich, dass ich mich wahrscheinlich blamieren würde wie ein Jugendlicher. Verdammt nochmal, Frau, ich kann nicht mal an dich denken, ohne sofort höllisch steif zu werden.
    Kens Stimme schlich sich in ihr Inneres, ein anzügliches Flüstern, über das sie gern laut gelacht hätte.
    Sie rang darum, die Energie auf einen einzigen Pfad zu leiten, fort von all den anderen, obwohl selbige, wenn sie die Energien telepathischer Verständigung wahrnahmen, ja doch nur vermuten würden, dass sie sich mit den anderen Frauen verständigte. Kannst du mich wirklich aus diesem Raum herausholen, während sie das tun?
    Ken legte seinen Kopf auf seinen Arm. Was konnte er
ihr geben, damit sie sich daran festhalten konnte, während Whitney und dieser erbärmliche Arzt sie folterten? Der Tag der Abrechnung würde kommen, aber nicht heute. Das Team musste zur Stelle sein. Da sie die Höhle des Löwen jetzt aufgespürt hatten, mussten sie sich einen Plan ausdenken, wie sie die Frauen lebend herausholen konnten. Whitney würde nicht zögern, sie zu töten und sämtliche Beweise für seine Forschungsarbeiten zu zerstören. Ken bezweifelte nicht, dass das gesamte Gelände im Falle einer Entdeckung in die Luft gesprengt werden konnte.
    Ken? Ihre Stimme zitterte. Seine Wut pochte in ihr, hämmerte in ihrem Kopf, wie sie in seinem Kopf hämmerte.
    Tut mir leid, Kleines, ich habe mir deine Situation gerade etwas zu Lebhaft ausgemalt .
    Sie konnten das Gelände nicht einfach mit Waffengewalt stürmen und alles kurz und klein schießen – aber Peter Whitney musste trotz allem, was Lily gesagt hatte, sterben. Man durfte ihm nicht erlauben, seine abscheulichen Experimente fortzusetzen. Ken konnte sich nur halbwegs ausmalen, wie Mari zumute sein musste. Dieser Ort war ihr Zuhause gewesen, dieser Mann ihr einziges beständiges Leitbild, und doch wurde sie von ihm so behandelt, wie Ekabela ihn behandelt hatte. Er hatte ihn nackt ausziehen lassen, ihn entmenschlicht, ihm seinen Stolz und seinen Anstand genommen und ihn zu etwas degradiert, was noch unter einem Tier stand.
    Mari roch den Urwald, sie fühlte die Hitze und die Luftfeuchtigkeit, Regentropfen auf ihrer Haut. Die Eindrücke waren so intensiv, dass sie den Schrei eines Affen und den beharrlichen Ruf eines Vogels hörte. Sie hielt die Augen geschlossen, denn sie wusste, dass sie