Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game
Anliegen war die Flucht, und sobald sich eine Möglichkeit dazu geboten hat, bin ich geflohen. Das kann Sean bestätigen.«
Whitney musterte mit seinen toten Augen ihr Gesicht und verriet durch nichts seine Gedanken.
»Das ist richtig«, sagte Sean.
Whitney ignorierte den Soldaten. »Du hast dich unerlaubt entfernt.«
»Ja, das ist wahr. Und für diesen Fehler habe ich reichlich bezahlt.«
»Worauf willst du hinaus, Mari?« Er wurde plötzlich ungeduldig.
Sie zwang sich, die Augen niederzuschlagen und in eine unterwürfige Rolle zu schlüpfen. »Heute Abend bin ich müde und ausgelaugt und würde Sie darum bitten, dass Sie noch warten, bevor Sie Sean zu mir schicken. Warten Sie wenigstens so lange, bis wir wissen, ob Norton mich geschwängert hat oder nicht.«
»Nein!«, warf Sean glühend ein. »Sie haben mir Ihr Wort gegeben, Sir.«
Dr. Whitney hob eine Hand, und Sean verstummte. »Mit all den Fruchtbarkeitsspritzen, die ich dir gegeben habe, habe ich deine Chancen beträchtlich erhöht«, sagte Whitney zu Mari und musterte dabei ihr Gesicht. »Aber ich glaube nicht, dass ich warten werde. Ich glaube, du heckst etwas aus, und ich habe Sean, wie er bereits hervorgehoben hat, mein Wort gegeben.«
Mari blieb stocksteif stehen und sah ihn mit ausdrucksloser Miene an, doch es gelang ihr nicht, ihr heftiges Herzklopfen zu unterdrücken. Am liebsten wäre sie schluchzend auf dem Fußboden in sich zusammengesackt. Sie konnte das nicht noch einmal durchmachen – nicht mit Sean. Wie hatte er Whitney bloß erlauben können, ihn in sein wahnsinniges Programm aufzunehmen? Sie hatten oft darüber diskutiert, dass Whitneys chemischer Cocktail die Männer in entsetzliche Scheusale verwandelte.
Dr. Whitney blickte zu der Kamera auf. »Wenn ihr hier fertig seid, wirst du dich für ein paar weitere Tests in der medizinischen Abteilung einfinden. Mir war nicht klar, dass deine übersinnlichen Kräfte weit genug entwickelt sind, um nicht nur eine, sondern mehrere Kameras und das komplette Audiosystem zu beschädigen.«
Er wartete, nachdem er diesen Köder ausgeworfen hatte, doch sie biss nicht an und blieb stumm.
»Nun, dann wünsche ich euch jetzt einen sehr angenehmen Abend«, sagte Whitney. Sein Lächeln verrutschte nicht, als er mit der Spitze eines tadellos geputzten Schuhs Bretts Fuß zur Seite stieß. »Die Leiche werde ich abholen lassen.« Er machte auf dem Absatz kehrt und entfernte sich.
Die Tür schloss sich mit dem vertrauten metallischen Geräusch hinter ihm. Mari erschauerte bei dem Gedanken an Bretts Leiche, die keinen halben Meter von ihrer Tür entfernt lag, während sein Mörder mit Blut auf der Kleidung und an den Händen vor ihr stand.
Sie schüttelte den Kopf. »Warum hast du das getan, Sean?«
»Du weißt, warum, Mari. Du hast schon immer gewusst, was ich für dich empfinde.« Er stolzierte an ihr vorbei in das kleine Badezimmer, wobei seine Schulter sie so streifte, dass sie fast getaumelt wäre.
Sie lehnte ihren Rücken an die Wand. Tränen brannten hinter ihren Lidern und schnürten ihr die Kehle zu. »Nein, Sean. Ich schwöre es dir, ich habe es wirklich nicht gewusst.«
Er kam aus dem Bad und trocknete sich die Hände ab. »Was glaubst du wohl, wie mir dabei zumute war, Brett reinzulassen und zu hören, wie du dich gegen ihn wehrst und wie er dich schlägt? Ich konnte nichts daran ändern. Er hat nie zu dir gepasst. Das wusstest du selbst, und ich habe es Whitney gesagt. Whitney war meiner Meinung.«
»Und daher hast du seinen Platz eingenommen? Das ist doch absolut aberwitzig.«
»Besser ich als ein anderer. Ich wollte dich schon immer.
Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht. Du warst diejenige, die es unbedingt dabei belassen wollte, dass wir Freunde sind und sonst nichts.«
»Und das hätte dir etwas sagen sollen. Du hast zugelassen, dass Whitney dich zu meinem Partner macht, obwohl du wusstest, dass ich mit dir befreundet sein wollte und sonst gar nichts. Das ist für mich keine Rettung, Sean.« Zum ersten Mal beschlich sie abgrundtiefe Verzweiflung. Er sah sie verständnislos an, ohne das geringste Interesse daran, was sie dachte oder fühlte. »Hier geht es nur um dich. Du wolltest mich und hast getan, was nötig war, um mich zu bekommen. Meine Gefühle waren dir ganz egal, stimmt’s?«
Er zuckte die Achseln. »Besser ich als Brett oder ein anderer. Ich habe es dir hundertmal angeboten. Du hättest das Angebot annehmen sollen.«
»Ich habe für dich keine anderen Gefühle als
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