Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game
Liebling. Ich bin ein Schattengänger. Wusstest du noch nicht, dass wir durch Wände gehen? Er versuchte sie behutsam zu necken, um ihr zu beteuern, dass bei ihm alles in Ordnung war.
Mari lugte durch die Gitterstäbe und sah Blutspritzer auf der gegenüberliegenden Wand und rote Pfützen, die sich auf dem Boden bildeten. Brett kam auf ihre Tür zugekrochen. Sein Hemd war leuchtend rot von etlichen großen Blutflecken, die ineinanderzulaufen begannen. Seine Zähne waren fest zusammengebissen, und er knurrte, wobei Blut aus seinem Mund rann. Sean folgte ihm erbarmungslos und hielt ein blutiges Messer in der Hand. Sein Gesicht hatte sich zu dem eines Fremden verzerrt.
Sie wich von dem Fenster zurück und presste sich eine Hand auf die zitternden Lippen. Sie hatte gewusst, dass Sean Brett töten würde, aber der bösartige Ausdruck auf seinem Gesicht, die immense Selbstzufriedenheit und der Triumph waren mehr, als sie ertragen konnte. Sein Gesichtsausdruck hatte etwas Barbarisches, als er sich an Brett heranpirschte.
Ihre Kniekehlen stießen gegen ihre Pritsche, und sie sank darauf und rutschte zurück, bis sie sich in der hintersten Ecke an die Wand kauerte und sich so klein wie möglich machte. Ihre Hand glitt unter die Matratze und legte sich um Kens Halskette, um Trost zu finden.
Ken fühlte Maris plötzliche Ablehnung, ihren vollständigen Rückzug, als sei es ihr unerträglich, innerlich in Verbindung mit ihm zu stehen. Gewalttätigkeit war immer ein großer Bestandteil ihres Lebens gewesen, aber nicht in dieser Form, nicht die kalte, grausame, animalische Aggression, die von den beiden Männern an den Tag gelegt wurde. Sie wollte nichts damit zu tun haben. Sein Herz zog sich zusammen, ein sonderbares Gefühl, und eine neue Furcht packte ihn – diesmal die Furcht davor, wie sie über ihn denken würde. Wenn es einen wahrhaft gewalttätigen Mann auf Erden gab, einen, der sich vonjeglichen Gefühlen freimachen konnte, dann war das Ken. Noch schlimmer war allerdings, dass er, wenn er seinen Gefühlen gestattete, die Vorherrschaft zu übernehmen, mit der Brutalität eines wilden Raubtiers zuschlagen konnte.
Stoß mich nicht weg . Innerlich flehte er, doch die Worte kamen in einem Befehlston heraus, und er fühlte, wie sie vor der Grobheit seiner Stimme zurückschreckte. Er vermasselte alles, bevor er überhaupt zum Zug kam. Was ein einzelner Mensch ertragen konnte, hatte seine Grenzen, und Mari war an ihre Grenzen gelangt. Sie musste dringend von hier fort. Sie brauchte Freiheit und die Möglichkeit, selbst ihre Wahl zu treffen.
Jemand kommt . Mari hielt den Atem an, als sie Schritte vor ihrer Tür hörte. Sie vergewisserte sich hastig, dass die Kette und das Kreuz gut versteckt waren. Ein Stimmengemurmel war zu vernehmen. Sean war nicht allein. Sie
hätte sich gern weiterhin an der Wand zusammengekauert, aber sie durfte nicht zulassen, dass sie ihr ansahen, wie zerbrechlich sie sich fühlte. Daher reckte sie ihr Kinn in die Luft, stand auf und blickte mit klopfendem Herzen zur Tür.
Ich bin bei dir, meine Süße. Ich bahne mir gerade einen Weg durch die zweite Ebene. An ein schnelles Vorankommen ist nicht zu denken, weil mir einige Sperren den Weg verstellen, aber ganz gleich, was passiert, ich werde zu dir kommen.
Der gesamte Komplex ist überall mit Sicherheitskameras versehen, aber es gibt auch Bewegungsmelder und Infrarotmelder.
Danke für die Warnung. Und noch etwas, Mari. Verschließe dich mir innerlich nicht. Ich muss wissen, ob du in Gefahr bist. Das hieß nicht etwa, dass er von dort aus, wo er war, viel für sie tun konnte. Die Gänge in den hohen Betonmauern waren schmal, und das Labyrinth erschien ihm endlos. Er neigte nicht zur Klaustrophobie, und das war auch gut so, denn je länger er sich im Innern der dicken Mauern befand, desto leichter fiel es ihm zu glauben, das Labyrinth hätte kein Ende.
Die Tür glitt auf, und Sean stand in der Öffnung. Er hatte Blut auf den Händen, und ein breites Grinsen stand auf seinem Gesicht. Hinter ihm stand Whitney in seinem makellosen Anzug und mit seinen toten Augen und seinem beängstigenden Halblächeln.
»Sean hat sich entschieden, dein neuer Partner zu sein, Mari«, sagte Whitney. »Ich bin sicher, dass dich diese Nachricht freut, da du gegen Brett immer Einwände hattest.«
Sie zwang sich, die beiden Männer und nicht die Leiche anzusehen, die auf dem Boden lag. Dann sah sie Whitney in die Augen, doch sie blieb stumm, da sie ihm die Genugtuung
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