Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game
beherrschte. Ihre Schwester war ihr längst fremd geworden. Sie war in einer liebevollen Familie aufgewachsen und nicht in einer Kaserne. Cami! Ich brauche dich. O Gott, was habe ich bloß getan? Panik war ihr neu. Sie war nicht in Panik geraten, wenn sie in Gefangenschaft gewesen war. Sie war nicht in Panik geraten, wenn auf sie geschossen wurde, aber als sie jetzt in einem richtigen Zuhause stand, umgeben von all den Dingen, die sie nicht kannte ...
»Wenn du den Haushalt führen willst, wirst du schon dahinterkommen, wie das geht; wenn nicht, dann macht das auch nichts. Wir sind jahrelang allein damit zurechtgekommen. «
Sie klammerte sich an ihn, denn ihr Selbstvertrauen war erschüttert. »Ich habe noch nie selbst entschieden, wann ich am Abend ins Bett gehe. Um elf wurden die Lichter ausgeschaltet, es sei denn, ich hatte Schwierigkeiten gemacht. Dann waren sie um neun oder zehn aus.«
»Du kannst die ganze Nacht aufbleiben, meine Süße.«
»Ich durfte nie nach neun Uhr abends mein Zimmer verlassen.«
»Wenn du Lust hast, nach Kalifornien zu fahren, springen wir ins Auto und fahren los. Und wenn du in die Küche gehen und dir frisches Obst holen willst, dann tust du es ganz einfach.«
»Und ich darf draußen auf der Veranda sitzen?« Sie biss die Zähne zusammen, damit sie nicht klapperten. Der Gedanke, Ken zu verlassen, war ihr unerträglich, aber bleiben konnte sie auch nicht. Das hatte nichts mit ihr zu tun. So würde sie nie sein. Sie gehörte zu ihren Schwestern, den Frauen, die wussten, wie ein Leben mit Whitney aussah.
»Die ganze Nacht, Mari. Briony sitzt gern auf dem Dach, obwohl Jack das nicht so gern sieht, weil ihre Schwangerschaft schon fortgeschritten ist. Aber wenn du aufs Dach willst, bin ich sofort dabei. Es ist einer meiner liebsten Orte. Und es gibt Bäume, auf die man klettern kann, und Wanderwege. Bist du überhaupt schon mal Fahrrad gefahren?«
Sie schüttelte den Kopf, und eine frische Tränenflut stieg in ihre Augen auf. »Kleine Kinder fahren Fahrrad, und nicht mal das kann ich. Ich habe auch noch nie auf einem Pferd gesessen.«
»Wir haben Mountainbikes. Ich bringe dir das Fahrradfahren bei.«
»Es ist beängstigend. Ich denke andauernd an die anderen, meine Schwestern, die jetzt dort draußen sind und sich fragen, wie man all diese Entscheidungen trifft. Whitney hat uns sogar unseren Speiseplan vorgeschrieben. Mir graut davor, Vitamine einzunehmen.« Sie behielt ihn im Auge, weil sie seine Reaktion sehen wollte.
»Ich nehme meine Vitamine zu mir, indem ich Obst und Saft in den Mixer kippe, nach einem ganz tollen Rezept, das ich von deiner Schwester habe, aber wenn du keine Vitamine zu dir nehmen willst, dann lässt du es eben bleiben. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung nimmt keine Vitamine zu sich. Du hast das Recht, in jeder Hinsicht deine eigenen Entscheidungen zu treffen, meine Süße.« Ken legte sein Kinn auf ihren Kopf. »Es sei denn, es geht um deine persönliche Sicherheit. Wenn die gefährdet ist, gewinnen meine Instinkte die Oberhand, und dann wirst du dich nach mir richten.«
»Und wenn es um andere Männer geht.« Sie musste irgendwie damit fertigwerden. Es blieb ihr gar nichts anderes
übrig, denn andernfalls würde sie so schnell wie möglich so weit wie möglich weglaufen.
Er erstickte fast. »Darüber reden wir gar nicht erst. Das verkraftet mein Herz nicht. Unsere Beziehung beschränkt sich ausschließlich auf uns beide. Ehe. Mann und Frau. Partnerschaft. Team. Mit all dem kann ich umgehen, aber nicht mit einem anderen Mann.«
»Dann gibt es also doch Regeln«, beharrte sie, und ihr Magen beruhigte sich, als sie ihn bewusst provozierte.
»Ja, klar. Sogar Jack und ich haben Regeln für das Zusammenleben im selben Haus aufgestellt. Das ist eine Frage des gegenseitigen Respekts.«
»Dann gibt es also in keiner Beziehung zwei Männer und eine Frau.«
»Nicht in unserer.« Das klang endgültig.
»Aber es gibt solche Beziehungen«, beharrte sie. »Es könnte nämlich gewisse Vorteile mit sich bringen, wenn du weißt, was ich meine ...«
Er hielt sie auf Armeslänge von sich und sah in ihr Gesicht hinunter, das ihm zugewandt war. In ihren Augen stand Gelächter, und ihre Niedergeschlagenheit ließ nach, da sie ihn neckte. »Das ist überhaupt nicht komisch. « Aber es war unmöglich, nicht zu lächeln, wenn sie ihn anlächelte.
»Das hast du verdient. Du bist ein Idiot, ist dir das klar? Was bringt dich immer wieder auf den Gedanken, ich wollte
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