Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game
Augen gesehen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nur hinterher das Blut.«
»Ihr habt keine Leiche gesehen, und Whitney ist ein Meister der Täuschung. Ich vermute, sie wurde in eine seiner anderen Einrichtungen gebracht.«
»Aber du weißt es nicht mit Sicherheit.«
»Nein, aber wir hatten viel Zeit, uns mit Whitney zu befassen.«
»Ach wirklich?« Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus. »Ich habe mein ganzes Leben unter seiner Aufsicht und mit seinen Experimenten verbracht. Er ist ein Megalomane. Er bildet sich ein, Vorschriften gälten nicht für ihn und er sei klüger als seine Mitmenschen. Er hält alle
anderen für Dummköpfe und glaubt, sie mit Leichtigkeit manipulieren zu können. Er kann es tatsächlich – und er tut es ständig.«
»Er ist eine Einzelperson, Mari«, sagte er sanft.
»Wenn Männer wie der Senator und Jacob Abrams ihn nicht im Zaum halten können, wie könnten wir es dann? Wenn er den Befehl erteilen würde, einen von den beiden umzubringen, dann hätte er die Mittel, es durchzusetzen. «
»Das kann schon sein«, räumte Ken ein. Was zum Teufel hält dich auf, Jack? Sie zittert, und sie beginnt zu schwitzen.
Jack kam ins Zimmer geeilt. »Tut mir leid. Kaden hat angerufen.«
»Er hätte warten können.« Kens Stimme war mürrisch. Er schob die Spritze in den Kanülenansatz. »In ein paar Minuten wirst du dich besser fühlen«, beteuerte er Mari, und sein Daumen glitt wie versehentlich über ihre Haut. »Wenn nicht, dann holen wir den Arzt.«
Aus seiner Stimme war echte Sorge herauszuhören, doch sein Gesicht blieb so ausdruckslos wie sonst auch. Sie sah unwillkürlich in das Gesicht seines Bruders. Auch Jacks Gesicht wies auf einer Seite ein paar lange Narben auf, als hätte Ekabela ihn in die Finger bekommen und sein Werk begonnen, sei aber nicht weit gekommen. Bei ihm unterstrichen die Narben nur sein gutes Aussehen. Sie gaben ihm einen Anflug von Verwegenheit, der faszinierend war. Kens Gesicht zeichnete ein Narbengitter und verlieh ihm den Anschein eines Menschen, der sehr beängstigend war. Ein Kind hätte vor ihm fortlaufen können.
Sie spürte seinen Blick auf sich, und als sie den Kopf drehte, sah sie, dass er sie mit funkelnden Augen anstarrte.
Sie lächelte matt. »Ihr beide seht euch erstaunlich ähnlich. Er hat dieselbe sture Mundpartie wie du.«
Er tauchte den Waschlappen in kühles Wasser und wischte ihr die Schweißperlen von der Stirn. »Was glaubst du, wie viel Zeit uns bleibt, bevor sie diesen Ort finden?«
»Vergesst Whitneys Beziehungen nicht. Wenn ihr einen Hubschrauber und auch nur die geringste Hilfe vom Militär oder von Leuten in Anspruch genommen habt, die bei verdeckten Operationen tätig sind, wird er die Information innerhalb von Stunden haben.«
»Das dachte ich mir schon. Wir haben dich nach der Operation einmal verlegt, aber wir mussten für den Transport einen Hubschrauber benutzen. Wir werden dich wieder verlegen müssen.«
»Uberlasst mich ihnen, damit sie mich zurückbringen.«
»Nein.« Seine Stimme war ein leises Zischen, das ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließ. »Wir haben den Hubschrauber bereits bestellt. Wenn du aufwachst, wirst du in einem anderen Versteck sein.«
»Und es wird eine Frage von Stunden sein, bis er auch diese Information hat. Früher oder später wird er uns einholen, und jemand wird getötet.«
»Wir werden in Bewegung bleiben, bis du vom Tropf abgehängt werden kannst. Der Arzt sagt, noch vierundzwanzig Stunden. Das werden wir schaffen.«
In dem Moment ging ihr auf, was er gesagt hatte. Wenn du aufwachst. »Ihr habt mir ein Betäubungsmittel gespritzt. «
»Ich bin doch nicht blöd. Sowie du glaubst, deine Leute seien irgendwo in der Nähe, würdest du Telepathie einsetzen, um dich mit ihnen zu verständigen. Natürlich habe ich dir ein Betäubungsmittel gespritzt. Glaubst du
etwa, ich hätte deinen Körper nicht gesehen, als sie dir die Kleider vom Leib geschnitten haben? Jemand hat dich mit einem Stock halb totgeprügelt.« Seine Stimme war so leise, dass sie das Aufblitzen der unterdrückten Wut kaum hören konnte. Er zog sein Hemd hoch, um ihr das Gitter von langen, tiefen Narben zu zeigen, das seinen Körper wie eine Patchworkdecke aussehen ließ. »Ich weiß, was für ein Gefühl es ist, wenn jemand dich förmlich zerschneidet und dich häutet wie ein Tier – dich behandelt, als hättest du keine Rechte und keine Gefühle, als seist du überhaupt nichts, ein Stück Dreck.«
»Hör auf.«
Er drehte
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