Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game

trotzdem töten müssen. Ich spare dir nur all die Mühe.«
    Ken sah seinen Bruder finster an. »Dir ist doch wohl klar, dass dich jeder für einen Schönling hält, seit mein Gesicht vernarbt ist. Das verträgt sich nicht gut mit deinem Image als Dr. Death.«
    »Schönling!« Jack funkelte ihn grimmig an. »Wenn ich die Hände nicht voll hätte, würde ich dich für diese Bemerkung erschießen.«

    »Willst du mir damit etwa sagen, Briony sagt dir nicht spät nachts, wenn ihr beide ganz allein seid, wie hübsch du bist?«
    »Glaube bloß nicht, ich würde dich nicht umlegen«, drohte Jack.
    Ken grinste plötzlich, und diesmal war es echt. »Sie tut es, stimmt’s?«
    »Sie findet, ich sähe verwegen aus«, korrigierte ihn Jack.
    »He, Nico«, rief Ken, als sie an Bord des Hubschraubers gingen, was nicht gerade einfach zu bewerkstelligen war, da sie verhindern wollten, dass Maris Bein erschüttert wurde. »Findest du nicht, dass unser Jack ein hübscher Junge ist?«
    Nico warf einen Blick auf Jacks Gesicht und grinste. »Ja, er ist ein toller Hecht, das stimmt schon. Das muss das Weibervolk um den Verstand bringen.«
    »Ihr könnt euch beide zum Teufel scheren«, sagte Jack.
    Ken wandte sich ab und legte Mari behutsam auf der Krankentrage ab, die im Hubschrauber installiert war. Jack sicherte den Ständer mit dem Tropf, und Nico nahm auf dem Pilotensitz Platz. Sie warteten auf den Arzt, der mit dem restlichen medizinischen Bedarf, den sie brauchten, hinter ihnen hereilte. Eric Lambert war ein guter Arzt und half den Schattengängerteams häufig, obwohl er weder genmanipuliert war noch übersinnliche Anlagen hatte. Er kannte sich gut mit Gentherapie aus und interessierte sich für Whitneys Experimente, und da er außerdem auch blendende Unbedenklichkeitsbescheinigungen hatte, war er oft der Mann, den Lily zu Einsätzen mitschickte, um die Schattengänger zu betreuen. Er war der Chirurg, der Jesse Calhoun das Leben gerettet
hatte, als man ihm mehrfach absichtlich in beide Beine geschossen hatte, und Jack und Ken hatten ganz einfach deshalb eine Schwäche für ihn, weil Jesse ihr Freund war und sie nur wenige wahre Freunde auf Erden hatten.
    Ken rutschte ein Stück, um ihm Platz zu machen. »Sind Sie für ein bisschen Aufregung zu haben?«
    »Nein. Erschießt bloß niemanden.«
    Jack schnaubte. »Siehst du, es geht nicht nur mir so. Er weiß, dass du eine Menge Blödsinn redest und die Leute am Ende doch erschießt.«
    Ken kniff die Augen zusammen, als Eric aufstand, um nach seiner Patientin zu sehen. »Ihr Puls ist kräftiger, als ich angenommen hätte, wenn man die Dosis bedenkt, die wir ihr gegeben haben. Ich hätte gern noch ein paar Blutproben von ihr. Ich glaube, ihr Gewebe heilt viel schneller, als wir vorhergesehen haben. Whitney hat euch ein zusätzliches Chromosomenpaar gegeben, als er euch alle verändert hat, und da konnte er eine Menge zusätzlicher genetischer Informationen reinpacken. Je genauer ich euch alle studiere, desto klarer wird mir, dass wir nicht einmal ein Drittel dessen wissen, was man tun kann.«
    »Sie haben ihr genug Blut abgenommen«, wandte Ken ein. »Sie ist ihr Leben lang als Versuchskaninchen für Whitneys Experimente benutzt worden. Ich halte es nicht für notwendig, dass wir ihr dasselbe noch einmal antun.«
    Wie immer klang Kens Stimme sanft, aber Eric hörte einen warnenden Tonfall heraus und warf einen Blick auf Jack, der einfach nur den Kopf schüttelte. Eric lehnte sich auf seinem Sitz zurück. »Wir müssen wirklich verstehen, was mit euch allen los ist«, hob er hervor. »Wenn bei ihr alles schneller heilt und chemische Substanzen rascher durch ihr System geschleust werden, dann müssen wir
das wissen. Wir würden doch nicht wollen, dass einer von euch inmitten eines komplexen Eingriffs wach wird.«
    Eric schloss die Augen und hielt sich am Sitz fest, als der Hubschrauber startete. Ken fiel wieder ein, dass er noch nie gern geflogen war und dass sie ihm dankbar für seine Bereitschaft sein sollten, immer zu ihnen zu kommen, wenn einer von ihnen verletzt war, aber stattdessen fühlte Ken eine irrationale Woge von Gefühlen in sich aufsteigen, die er nicht genau identifizieren konnte.
    Er biss die Zähne gegen die unerwünschten Bilder zusammen, die ihn bestürmten, sowie Eric ihn auf den Gedanken gebracht hatte, während eines chirurgischen Eingriffs zu sich zu kommen. War das die Form von Experimenten, die Whitney regelmäßig durchführte? Nach allem, was man hörte, liebte