Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game
chirurgischen Besteck schnappte.
»Mach ihr Hemd auf, Jack«, wies Lily ihn an. Ihre Stimme klang ruhig und beherrscht.
Sie nahm Jacks Platz ein, setzte sich auf Mari und stieß die Nadel durch den Brustkorb direkt ins Herz, um das Stimulans zu verabreichen.
Ken merkte, wie sich ihm fast der Magen umdrehte. Einen Moment lang herrschte Stille. Er hörte das Ticken einer Uhr. Lilys Atem. Die scharrenden Füße eines der Anwesenden. Neben ihm schnaufte Mari, sog scharf Luft in ihre Lunge ein und riss die Augen auf. Auf ihrem Gesicht stand ein Ausdruck des Grauens, ihre Hand griff nach seinem Handgelenk, als hinge ihr Leben von der Berührung ab, und dann sank sie wieder in sich zusammen.
Lily beugte sich über sie, fühlte ihren Puls und lauschte ihrem Herzschlag. »Sie ist wieder bei sich. Seht zu, dass sie das Gegengift und so viel Blut wie möglich bekommt. Es kann sein, dass wir dich noch brauchen, bevor das ausgestanden ist, Jack.«
Während sie alles Nötige für Mari tat, warf sie immer wieder Seitenblicke auf Ken. »Du hast gesagt, du glaubst zu wissen, wie wir ihn aufhalten können. Solange er seine Experimente fortsetzen kann, ist keiner von uns in Sicherheit. Hast du tatsächlich einen Plan?«
»Ich kann die Handlungen anderer Leute durch mein Bewusstsein steuern«, sagte Ken und richtete seinen Blick auf seinen Bruder, da er wusste, dass er auf dessen Gesicht einen Ausdruck des Entsetzens entdecken würde. Gib nicht zu, dass du dieselbe Fähigkeit besitzt. Du musst an Briony und die Babys denken.
»Das ist ganz ausgeschlossen.« Lily trat kopfschüttelnd zurück und sah ihn mit plötzlicher Furcht in den Augen an. »Er kann keine Möglichkeit gefunden haben, das zu erreichen.«
»Du weißt, dass er es versucht hat?«, fragte Ryland seine
Frau behutsam. Er streckte die Hände nach ihr aus, zog sie in seine Arme und drückte sie an sich. Die Zärtlichkeit auf seinem Gesicht war nicht zu übersehen, als er sie zu trösten versuchte. Es verlangte ihr schrecklich viel ab, die Schäden, die ihr Vater verursachte, so gut es ging wieder rückgängig zu machen.
»Selbstverständlich. Das wäre der größte aller Triumphe, oder etwa nicht?« Sie löste sich von ihrem Mann, um sich wieder mit Mari zu befassen, obwohl ihr Gesicht sehr blass war. »Es gab viele Auseinandersetzungen über dieses Thema. Mein Vater war der Überzeugung, Bewusstseinskontrolle sei möglich und könnte für zahlreiche Zwecke eingesetzt werden. Er ist mit der Idee hausieren gegangen, Bewusstseinskontrolle könnte eingesetzt werden, um die Herrscher anderer Länder zur Vernunft zu bringen, und könnte sich sogar bei aufsässigen Teenagern bewähren, die sich von ihren Eltern nicht lenken lassen.«
»Du selbst hast oft mit ihm darüber gestritten? Oder war es jemand anders?«, fragte Ken.
»Ich habe mich dagegen ausgesprochen, aber vor allem haben zwei seiner Freunde glühend darauf bestanden, er solle gar nicht erst versuchen, damit zu experimentieren. Jacob Abrams hat sich häufig dagegen ausgesprochen. Ich glaube, ihm hat es Sorgen bereitet, mein Vater könnte diese Form von Macht besitzen. Dann wären Menschen buchstäblich Marionetten gewesen, deren Fäden er in der Hand gehalten hätte. Niemand hätte sich gegen ihn stellen können. Jacob gefiel der Gedanke überhaupt nicht, und es kam oft zu wirklich hitzigen Auseinandersetzungen, wenn das Thema angeschnitten wurde. Mir hat davor gegraut, er könnte tatsächlich eine Möglichkeit finden, wie es sich machen lässt.«
»Er hat sie nicht gefunden. Ich besitze diese Fähigkeit von Natur aus und habe sie selbst weiterentwickelt.«
Sie sah Ken stirnrunzelnd an. »Seit wann weißt du, dass du das tun kannst?«
Er zuckte die Achseln, streckte die Hand aus und versuchte lässig zu wirken, als er die Ränder von Maris Hemd zusammenzog. Ihm war es ein Gräuel, dass sie vor den Augen aller entblößt war. »Ich konnte es schon, so weit ich zurückdenken kann. In meiner Jugend habe ich diese Fähigkeit in erster Linie gegen Lehrer und Pflegeeltern eingesetzt, aber die Ergebnisse waren nicht allzu zuverlässig. « Er schnitt eine Grimasse. »Mit der Zeit habe ich es dann in den Griff gekriegt, obwohl es uneingeschränkte Konzentration erfordert, und wenn ich diese Begabung über einen längeren Zeitraum oder für eine verzwickte Aufgabe einsetze, bin ich hinterher für nichts mehr zu gebrauchen. Ich kann sie auch nicht ohne gewaltige Folgen dazu nutzen, mehr als eine Person gleichzeitig
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