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Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game

Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game

Titel: Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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worden waren. Wozu sollte das gut sein? Sie wusste nicht, was für ein Gefühl es war, wenn sich jemand um sie sorgte, doch es wärmte sie innerlich auf eine Weise, die sie nicht beschreiben konnte.
    »Ken, was ist deinem Rücken zugestoßen?«
    Einen Moment herrschte Schweigen. Er wollte sich unter ihrer Hand herauswinden, doch sie übte Druck aus und hielt ihn fest, wo er war.
    »Sag es mir einfach«, versuchte sie ihm auf die Sprünge zu helfen.
    Er wollte es ihr nicht sagen. In Wahrheit sah es so aus, dass er nicht daran denken durfte, es sich nicht leisten konnte, an die entsetzlichen Qualen zu denken, die nie aufzuhören schienen. Er wollte sich nicht fühlen wie diese Rehe, die gehäutet an Fleischerhaken vor der Hütte des Senators im Wind geschwankt hatten. Er wollte das Surren der Fliegen nicht hören und auch nicht das stetige Tropfen von Blut, wollte die zahllosen Stiche von Insekten nicht fühlen, die inmitten einer so extremen Folter nicht mehr als ein lästiges Ärgernis hätten sein sollen, aber nachts, wenn er allein war, erinnerte er sich lebhaft an jede kleinste Einzelheit.
    Ihre Finger gruben sich in sein Haar und packten zu, als raffte sie ihren Mut zusammen. »Ich tue nicht, was Brett will, und dafür hasst er mich. Whitney lässt nicht zu, dass er mein Gesicht verunstaltet, und daher schlägt er mir mit seinem Gürtel und manchmal auch mit einem Stock auf meinen Rücken und auf meine Beine. Ich tue
trotzdem nicht, was er will, und daher zwingt er mich dann, wenn ich zu schwach bin.« Demütigung war aus ihrer Stimme herauszuhören.
    Sie verstand nicht, warum sie ihm das erzählte – sie wusste nur, dass sie es ihm sagen musste.
    Ken erstarrte geradezu. Er konnte hören, wie das Herz donnernd in seiner Brust schlug. In seinem Kopf ertönte ein lautes Protestgeheul. Sie hatte ihren Stolz schlucken müssen, um es ihm zu sagen. Er wollte etwas zerschlagen und ein Gemetzel anrichten – Whitney und Brett und jeden anderen umlegen, der dabei half, ein so abscheuliches Verbrechen zu begehen.
    Sie verhielt sich vollkommen still. Sie hatte ihm etwas Wichtiges über sich in die Hand gegeben, und jetzt wartete sie seine Reaktion ab. Er konnte nicht die Wände niederreißen und brüllen wie ein verwundetes Tier. Er musste ihr etwas ebenso Wichtiges in die Hand geben.
    »Ekabela hat mir die Haut auf dem Rücken abziehen lassen. Ich vermute, sie hatten es allmählich satt, all diese ordentlichen, säuberlichen Schnitte anzubringen, mit denen sie meine Vorderseite aufgeritzt hatten, und sie wollten es möglichst schnell hinter sich bringen.«
    Sie schwieg einen Moment lang, und ihre Finger massierten seinen Nacken und seine Kopfhaut. Er hatte kein Wort über den Schmerz oder den Umstand verloren, dass er im Dschungel unmöglich ohne eine massive Infektion davongekommen sein konnte. Es war ein Wunder, dass er noch am Leben war. Und das machte sie noch neugieriger darauf, wie weit sie mit diesem Messer gegangen waren.
    »Leg dich neben mich«, sagte sie schließlich. »Sing mir etwas vor. Das war das Schönste, was ich in meinem
ganzen Leben gehört habe. Ich hatte nicht einen einzigen Alptraum.«
    Ken legte sich aufs Bett, legte seinen Körper schützend um ihren und zog sie eng an sich. Er sang leise für sie, während sie in den Schlaf abglitt, und dann lag er still da; Tränen brannten ihm in den Augen, und das Herz klopfte lautstark und verzweifelt in seiner Brust.

10
    MARI SCHLIEF IM Lauf der kommenden zwei Tage die meiste Zeit und kam langsam wieder zu Kräften. Ken blieb so oft wie möglich bei ihr, und es stand ihr frei, sich im Zimmer umherzubewegen, um die Muskeln in ihrem Bein wieder aufzubauen. Ken machte Konditionstraining mit ihr, Liegestütze und Sit-ups, und rieb ihren Wadenmuskel. Jedes Mal, wenn sie einschlief, war er da, hielt sie eng an sich geschmiegt und sang leise für sie. Wenn eine andere Person den Raum betrat, hörte er abrupt auf zu singen, als sei es ihm peinlich, doch wenn sie wieder allein miteinander waren und sie ihn darum bat, sang er ihr etwas vor. Das gab ihr das Gefühl, zwischen ihnen bestünde eine Verbindung – eine gewisse Intimität.
    Sie erwachte mitten in der Nacht, blickte zur Decke auf und kostete es aus, seinen Körper so nah an ihrem zu fühlen. Sie wusste, dass er wach war und nicht schlafen konnte. Sie wünschte, sie könnte eine Möglichkeit finden, ihm seine Alpträume zu nehmen, wie er ihr die ihren genommen hatte. An seinem abgehackten Atem und seiner

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