Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duestere Verlockung

Duestere Verlockung

Titel: Duestere Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Veel
Vom Netzwerk:
gleichzeitig mit der rechten Hand vier seiner Finger, wohl um schon die nächsten Shots zu bestellen. Da war es also, das „Wo kommt ihr her und was macht ihr so“-Gespräch, auf das ich keine Lust hatte. Rachel dagegen kichert und beginnt sofort, ihre Lebensgeschichte vor ihrem Bewunderer darzulegen. Ich schiele Carl von der Seite an um zu sehen, ob er Rachel gebannt zuhört oder  ob er genauso gelangweilt ist wie ich. Er sieht mich in genau dem selben Augenblick an und unsere Augen treffen sich. Ich werde rot. Carl lächelt.
     
    „Ich weiß genau, was du denkst.“ flüstert mir Carl zu.
     
    „Ach ja?“ gebe ich erstaunt zurück.
     
    „Ja. Ich kann diese Art von Smalltalk genauso wenig leiden.“
     
    Ich kann nicht anders als ihn breit anzulächeln. Er scheint meine Gedanken lesen zu können. Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee, die Beiden nicht weg zu schicken. Die nächsten zwei Stunden vergehen wie im Flug. Carl und ich reden über alles mögliche, Musikgruppen die uns gefallen, unsere unglaublichsten Lebenserfahrungen, witzige Kindheitserinnerungen und das Leben selbst. Er stellt mir keine typischen Fragen nach meiner Herkunft, was mich hierher getrieben hat und ob ich noch Single bin. Es scheint keine Rolle zu spielen, wir unterhalten uns einfach köstlich und haben nebenbei mindestens acht weitere Shots. Ich bin nicht ganz sicher, da ich nicht mitgezählt habe und mir mittlerweile leicht schwindelig geworden ist. Der Alkohol zeigt bei mir schnell seine Wirkung, aber bei Rachel noch schneller, glaube ich. Sie lacht noch lauter, ist nun an Brian gelehnt und berührt ihn immer wieder an Schultern, Hals und im Gesicht. Wahrscheinlich fangen die beiden gleich an, wild miteinander rumzumachen. Ich sehe wieder Carl an, der mir den nächsten Shot entgegen hält. Leicht lehne ich mich gegen die Bar, da es mir langsam schwer fällt, gerade zu stehen. Meine Füße fühlen sich so schwer an und irgendwie dreht sich alles ein wenig.
     
    „Also, Emily, oder Mädchen mit coolem Musikgeschmack. Hast du Lust, kommenden Sommer mit auf’s Lollapalooza in Chicago zu fahren? Es kommen ein paar echt coole Bands.“
     
    Hat Carl mich gerade tatsächlich gefragt, ob ich in Zukunft etwas mit ihm unternehmen will? Und dann auch noch zum Lollapalooza, einem der besten Rockfestivals der USA, zu fahren? Ich weiß nicht, ob es der Alkohol oder die Aufregung über diese eine simple Frage ist, aber eine heiße angenehme Welle steigt in mir auf. Ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr. Ein toller Typ, der mich nicht dämlich anbaggert, der die selben Interessen hat wie ich, möchte mich wiedersehen, Dinge mit mir unternehmen. Dann trifft es mich wie ein Schlag. Im Sommer bin ich wahrscheinlich gar nicht mehr hier. Wahrscheinlich bin ich dann schon für einige Monate zurück in England. Kein Rockfestival. Kein Carl. Und nur für das Festival her zu fliegen ist viel zu teuer.
     
    „Ich weiß nicht. Ich mein, ich würde gern, so gern! Aber mein Visum läuft in weniger als drei Monaten aus. Ich muss dann wahrscheinlich zurück nach England. Momentan sieht es wirklich schlecht aus, sehr schlecht. Verdammte Bürokratie.“
     
    Ich höre, wie ich leicht lalle. Kann mich nicht mehr wirklich vernünftig ausdrücken. Carl zieht die Augenbrauen hoch, sieht mich überrascht an. Ich sehe die Enttäuschung in seinen Augen.
     
    „Wirklich? Es ist unwahrscheinlich, dass du hier bleibst?“
     
    „Ja. Es sieht schlecht aus, wirklich schlecht.“
     
    Ich scheine mich zu wiederholen, mir fallen aber irgendwie keine schlauen Sätze mehr ein. Und dass wir nun über mein derzeit unliebstes Thema Visum reden, macht es nicht besser. Im Gegenteil, ich fühle mich unter Alkoholeinfluss und mit diesem Thema nur noch schlechter. Ich merke nun, wie dringend ich pinkeln muss und beschließe, das als willkommene Möglichkeit zu nehmen, das Thema fallen zu lassen und ein neues Thema zu beginnen, wenn ich von der Toilette zurück komme. Ich säusele Carl irgendetwas von „Toilette“ zu und drehe mich schon um, um Richtung Toilette zu laufen, oder eher zu torkeln. Es fällt mir wirklich schwer, gerade zu gehen und das, obwohl meine High Heels gerade mal 5cm hoch sind. Nachdem ich meine Blase entleert habe, sehe ich in den Spiegel über dem Waschbecken. Mein Haar klebt leicht an meinem Kopf, mein Gesicht glänzt leicht. Ich nehme etwas Klopapier und reibe damit über mein Gesicht. Es ist aber auch verdammt warm in der Bar. Zu viele

Weitere Kostenlose Bücher