Duestere Vorzeichen
Computer ein. Dieser errechnete zwar eine zweiundsiebzigprozentige Chance auf einen Sieg der nestral`avac. Aber die Verluste würden sich bestenfalls auf achtzig Prozent belaufen. Damit wären eine Menge Schiffe, Jäger und Soldaten aus der Gleichung gestrichen, wenn die Ruul in diesen Teil der Galaxis einfielen und sowohl die nestral`avac als auch die Insekten vernichteten. Das war weit besser als erwartet.
Man bekämpft nicht zwei Gegner gleichzeitig, wenn man dafür sorgen kann, dass sie sich gegenseitig auslöschen. An dieses Sprichwort hatte Toorin gedacht, als er den Plan ersonnen hatte, den er nun Gestalt annehmen sah.
Er betrachtete die Karte erneut. Aber diesmal nicht, um die Aufstellung der beiden Seiten zu studieren. Vielmehr hatte er es auf etwas ganz anderes abgesehen. Und er war auch schon fündig geworden. Ein unbewohntes System nahe Negren`Tai. Unter ISS nur acht Minuten Flugzeit. Perfekt.
»Befehlt unserer Flotte, dass sie sich in das Sari`Vo-System begeben soll. Dort werden wir zu ihr stoßen und darauf warten, dass sich unsere stärksten Feinde gegenseitig vernichten.«
Arrak, Kerrelak und die übrigen Ruul auf der Brücke waren nicht die Einzigen, die diesen Befehl hörten. In dem Quartier, zu dem man sie gebracht hatte, verfolgte Jennifer jedes Wort, das gesagt wurde. Sie traute den Ruul gerade so weit, wie sie einen werfen konnte. Daher hatte sie in einem unbeobachteten Moment eine winzige Wanze an der Rückenlehne des Kommandosessels angebracht. Die übertrug die Vorgänge auf der Brücke klar und deutlich.
Als Toorin damit fertig war, Befehle zu brüllen, und sie sicher war, dass nichts von Belang mehr gesagt werden würde, holte sie den Knopf aus dem Ohr, der mit der Wanze verbunden war, und überlegte, wie sie die beschafften Informationen am besten einsetzen konnte.
Kapitel 17
»Ich will vor allem, dass Sie verstehen, Captain«, sagte Hargroves Abbild vom Bildschirm herunter. Wie sich herausgestellt hatte, enthielt die kleine Datendisc eine persönliche Nachricht von Hargrove an DiCarlo. Dieser hatte verständlicherweise keine besondere Lust gehabt, sich die Nachricht anzusehen, aber sich dann doch dafür entschieden. David vermutete, dass der Captain hoffte, auf der Diskette etwas zu finden, das dem ganzen Wahnsinn so etwas wie Logik oder Vernunft verlieh.
»Es tut mir alles so furchtbar, furchtbar leid. Wenn Sie diese Diskette gefunden haben, dann wissen Sie bereits, dass ich Sie, die Besatzung der Lydia und das Konglomerat an die Ruul verraten habe. Ich erwarte dafür keine Vergebung. Von niemandem.« Sie sah betreten zu Boden. David erkannte ihre Schuldgefühle an der Art, wie sie die Schultern hängen ließ.
Sie sah wieder auf und ihr Blick klärte sich ein wenig. »Bei meinem letzten Landurlaub kam in einer Raumhafenbar ein Mann auf mich zu. Ich kannte ihn nicht, aber er mich. Er sprach mich mit Namen und Rang an. Sagte, dass Freunde von ihm etwas im Besitz hätten, das ich sicher gern wiederhaben wolle.« Sie schluckte schwer.
»Dann zeigte er mir ein Foto meines Bruders.« Alle im Raum sahen überrascht auf. David hatte selbstverständlich die Personalakten aller Führungsoffiziere vor Missionsantritt gelesen. DiCarlo kannte den Inhalt der Akte natürlich auch, ebenso sein XO. Nur Ivanov und Wetherby wirkten verwirrt. DiCarlo schaltete die Nachricht auf Pause und setzte zu einer Erklärung an, aber David kam ihm zuvor.
»Hargroves Bruder war bei den Marines und ist vor ein paar Jahren bei den Kämpfen auf Ursus erst als vermisst gemeldet und später für tot erklärt worden. Seine Leiche hat man nie gefunden.«
DiCarlo nickte David einmal kurz zum Dank zu. Der Captain war froh, dass er diesen Teil nicht hatte erzählen müssen. Hargroves Verrat hatte ihn in seinem tiefsten Inneren erschüttert. Er wollte nichts mehr sagen, nichts mehr denken. Nur noch die Nachricht abhören. David konnte es ihm nachfühlen. Genauso war es ihm nach der Sache mit John Mainsfield ergangen. Einem guten Freund und Kollegen. Bis zu dem Zeitpunkt, als dieser versucht hatte, David umzubringen.
»Sieht so aus, als wäre die Nachricht von seinem Tod etwas übertrieben«, zitierte Wetherby und riss damit David aus seinen alten Erinnerungen.
DiCarlo ließ die Nachricht weiterlaufen.
»Sie haben richtig gehört«, sprach Hargrove weiter. »Ein Foto meines Bruders. Ich habe ihn jahrelang für tot gehalten und dann hält mir so ein dahergelaufenes Arschloch ein Bild von ihm unter die Nase. In der Hand hielt er
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