Duestere Vorzeichen
über ihn hinwegpfiff.
Ohne zu überlegen, schoss er aus der Hüfte und mähte den Slug mit einer vollen Salve nieder. Aber statt nach diesem Erfolg innezuhalten, zog er den Abzug durch und deckte den Korridor mit Dauerfeuer ein, damit sich seine Marines wieder ein Stück zurückziehen konnten. Drei Slugs gingen unter dem unkontrollierten Feuer zu Boden.
Einer der Angreifer schaffte es, ihre Feuerlinie zu erreichen, und schlitzte dem Marine neben Jake mit einem Schwert die Kehle auf. Der Mann ging sterbend zu Boden und Blut spritzte in alle Richtungen. Jake richtete sein Lasergewehr auf das Gesicht des Ruul und machte dessen Leben ein schnelles Ende.
Die Slugs zogen sich hinter den nächsten Korridor zurück und ließen die Marines inmitten von Blut und Tod ihre Wunden lecken. Die Männer sanken müde zu Boden. Aus Erfahrung wussten sie, dass die Ruul sie mindestens zehn Minuten in Ruhe lassen würden. Die Slugs hatten es wohl nicht eilig damit, sie zu Tode zu hetzen.
»Ich verstehe das nicht«, jammerte einer der Soldaten. »Warum kommt niemand, um uns zu helfen? Jemand muss doch schon aufgefallen sein, dass wir in Schwierigkeiten sind. Sind die denn alle blind?«
»Keine Ahnung«, antwortete Jake. »Aber wir sind nur noch etwa hundert Meter von der Luftschleuse der Lydia entfernt. Sobald wir dort sind, sind wir gerettet. Haltet nur noch ein wenig durch.«
»Und dann?«, fragte ein anderer.
»Dann machen wir die Manassas wieder dicht und sperren die Slugs hier ein. Im Notfall könnte die Lydia dann sogar den Kreuzer aus dem All bomben.«
»Und unsere Kameraden? Einige von ihnen sind noch am Leben. Ich habe es gesehen. Sie haben sie lebendig davongeschleift.«
»Im Augenblick können wir nichts für sie tun«, bemühte Jake sich, den Mann zu beschwichtigen. »Wir können nur uns selbst helfen und am Leben bleiben. Dadurch helfen wir unseren Freunden am meisten.«
Die Männer nickten müde. Ihnen war die Erschöpfung deutlich anzumerken. Der Kampf ums Überleben forderte seinen Tribut. Ihre Schultern sackten herab. Weit beunruhigender war aber der Blick in ihren Augen. Er war leer.
Jakes Ausbilder bei den Marines hatte so etwas immer den Tunnelblick genannt. Ab einem gewissen Punkt war den Männern ihr Überleben nicht mehr wichtig. Erschöpfung und Angst sorgten für einen Zustand, der sich nur als maschinenhaft beschreiben ließ. Wenn dieser Zustand eintrat, war höchste Vorsicht geboten, denn dann waren sie am verwundbarsten. Wenn der Tunnelblick einsetzte, starben die meisten.
»Hoch mit euch«, versuchte Jake die Soldaten aufzurütteln. »Es ist nicht mehr weit. Gleich geschafft.« Die Männer und Frauen erhoben sich langsam und mit deutlichem Widerwillen. Die meisten wären wohl am liebsten sitzen geblieben. Auch kein gutes Zeichen.
Die Marines schleppten sich weiter. Die meisten setzten müde einen Fuß vor den anderen, ohne auf die Umgebung zu achten. Der Schock des Überfalls saß tief. Jake konnte ihnen keinen Vorwurf machen. Wie auch? Ihn berührten die Ereignisse nicht minder stark. Sie hatten erwartet, lediglich ein steuerloses Schiff sichern zu müssen. Mit wirklichen Problemen hatte keiner von ihnen gerechnet.
Warum denn auch? Verstärkungen von der Lydia waren ja immer nur einen Funkspruch entfernt. Keiner von ihnen hatte mit dieser Hölle gerechnet.
Sie gingen langsam weiter Richtung Luftschleuse. Sich immer bewusst, dass der Gegner sie belauerte. Nur auf seine Chance wartete, ihnen den Rest zu geben. Viel war dazu wirklich nicht mehr nötig. Rasch zählte Jake seine Leute durch und kam zum deprimierenden Ergebnis von neununddreißig. Neununddreißig! Von hundert! Wenn er die zehn Männer dazurechnete, die er an der Luftschleuse zurückgelassen hatte, dann waren das immerhin Verluste von über fünfzig Prozent. Er war sich sicher, dass die Zahl noch steigen würde. Die Slugs würden ihnen keine Ruhe lassen.
Er sah verstohlen auf seine Armbanduhr. Seit dem letzten Angriff waren bereits zwölf Minuten vergangen. Diesmal ließen sie sich aber besonders viel Zeit. Das war mehr Zeit, als bei den letzten Angriffen vergangen war. Jake war sich sicher, dass das etwas zu bedeuten hatte. Und sicher nichts Gutes.
»Da vorne!«, schrie einer der Marines.
Jake blickte auf. Tatsächlich. An der nächsten Biegung leuchtete ein dünner Lichtstrahl auf. Sie hatten die Luftschleuse erreicht. Ein optimistischer Teil von ihm gönnte sich einen Seufzer der Erleichterung. Zum ersten Mal, seit der Kampf begonnen hatte,
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