Duestere Vorzeichen
erlaubte er sich, so etwas wie Hoffnung zu empfinden. Die Hoffnung, dass er einen Teil seiner Marines wieder zurück auf die Lydia schaffen konnte.
Die Marines beschleunigten ihre Schritte. Zuversichtlich bemerkte er, wie seine Soldaten wieder neuen Mut schöpften. Ihre Schultern hoben sich und in ihre Augen trat wieder so etwas wie Lebenswillen und Kampflust. Die Ruul sollten es lieber nicht wagen, sich ihnen auf den letzten paar Metern in den Weg zu stellen.
Die Marines stürmten um die letzte Biegung vor der Luftschleuse – und blieben wie angewurzelt stehen. Jakes Hoffnung löste sich in Wohlgefallen auf. Er hörte würgende Geräusche. Einer seiner Männer übergab sich. Es war ihm egal. Der Anblick brannte sich zu sehr in sein Hirn.
Der Trupp, den er zur Bewachung zurückgelassen hatte, existierte nicht mehr. Die Männer lagen kreuz und quer. Ihre Waffen noch in den Händen. Leere Energiezellen dazwischen. Ruulanische Leichen leisteten ihnen Gesellschaft. Die Slugs waren schneller gewesen. Hatten sie vermutlich durch einige parallele Gänge überholt und das hier angerichtet. Für die Slugs war es wie ein Spiel. Jake war sich sicher, dass sie es im Augenblick sehr genossen.
Einer seiner Marines wurde von einem Kugelblitz getroffen und hoch durch die Luft geschleudert. Aus nicht weniger als drei Korridoren strömten ruulanische Gegner und Jake wusste, dass dies nun das Ende war. Jetzt blieb nur noch die Flucht nach vorn.
»Lauft!«
Eine weitere Aufforderung brauchten die Marines nicht. Sie setzten sich in Bewegung. Setzten mit Sprüngen über die Leichen von Freund und Feind gleichermaßen hinweg. Nur mit dem einen Ziel: die Luftschleuse zu erreichen.
Sie schossen nach allen Richtungen. Wenn eine Energiezelle leer geschossen war, dann warfen sie die Waffe weg. Zum Nachladen war keine Zeit und ohne Gewehr ließ sich besser rennen.
Aber trotz ihrer Bemühungen fiel einer nach dem anderen. Sie wurden von Kugelblitzen getroffen oder von den Pfeilen der Blasrohre. Die Langsameren wurden von den nachrückenden Ruul in Stücke gehackt.
Jake ließ sich nichts anmerken, aber innerlich weinte er. Er weinte um jedes einzelne Mitglied seiner Kompanie. Die Männer und Frauen waren ihm in den Kampf gefolgt und nun starben sie einen grausamen, einsamen Tod.
Sein einziger Gedanke war es nun, die Lydia zu warnen. Er musste die Luftschleuse erreichen. Koste es, was es wolle! Ein Ruul griff ihn von der Seite an und er schoss ihm zweimal ins Gesicht. Der Slug fiel jaulend zurück.
Nur noch einige wenige Meter und er war in Sicherheit. Dann konnte er die Luftschleuse schließen und die Drucktür sichern. Er bezweifelte, dass die Ruul durch eine zentimeterdicke Stahltür schnell hindurchkamen.
Ein stechender Schmerz traf ihn am Nacken und sandte Wellen der Agonie durch sein Rückgrat. Er stolperte. Sein eigener Schwung trug ihn weiter und er landete unsanft direkt vor dem Druckschott der Luftschleuse. So nah. Sie war so nah.
Er versuchte, sich weiterzuschleppen, aber seine Glieder versagten ihm den Dienst. Mit zitternden Fingern griff er sich an den Nacken. Mit einem kurzen Ruck zog er den kleinen Pfeil heraus. Ungläubig betrachtete er das winzige Geschoss, das an der Spitze blutverschmiert war. Die Sicht verschwamm ihm vor den Augen. Dann wurde alles schwarz.
Kapitel 9
»Wir werden durch die Manassas und über das ALPHA-Startdeck geentert, Captain.«
Ivanovs Stimme zitterte vor Panik, als er Meldung machte.
»Rufen Sie sofort die Marines von der Station zurück«, ordnete DiCarlo ruhig an. »Wir brauchen sie hier.«
» Lydia an Stingray Eins bis Fünf«, probierte Meyer die Marines zu erreichen. » Lydia an Stingray Eins bis Fünf.« Er wartete kurz, aber es kam keine Antwort. »Sir, ich erreiche niemanden. Alle Funkkanäle sind wie tot.«
»Weiterversuchen!«, befahl Vincent knapp. »Miss Mendez, Andockklammern lösen, bringen Sie uns von der Manassas weg.«
Die Navigatorin schlug regelrecht auf ihre Tastatur ein in dem Versuch, dem Befehl Folge zu leisten. Schließlich drehte sie sich frustriert zu ihrem Captain um und schüttelte nur den Kopf. Mehr war nicht nötig, um Vincent zu sagen, dass sie wirklich tief in der Scheiße steckten.
»Captain, ich habe versucht, ALPHA zu erreichen«, sagte Meyer mühsam und aufgeregt. »Irgendjemanden auf ALPHA. Aber es antwortet niemand. Genauer gesagt antwortet niemand unterhalb von Deck 9. Ich höre nur Schüsse und viele Schreie.«
»Die Slugs sind auf dem Vormarsch«, erklärte der XO
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