Duestere Vorzeichen
verbarrikadiert, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis die Ruul sich vorgearbeitet hatten.
Sie hätten die Möglichkeit gehabt zu fliehen, bevor die Slugs bis hierher vordrangen. Aber das hätte bedeutet, die Brücke dem Feind kampflos zu überlassen. Das war undenkbar. Also hatten sie ausgeharrt und von der Brücke aus getan, was sie konnten, um den schiffsweiten Widerstand am Laufen zu halten. Nun war es zu spät.
Etwas Schweres schlug gegen eine der Türen. Alle zuckten überrascht zusammen. Nur die Marines nicht. Diese Männer und Frauen schien nichts zu erschüttern. David beneidete sie für ihre stoische Gelassenheit.
Die Navigatorin – er glaubte sich zu erinnern, dass sie Sabrina Mendez hieß – kniete neben ihm auf dem Boden, verzweifelt bemüht, ihr Gewehr durchzuladen. Es war offensichtlich, dass sie es nicht gewohnt war, mit Waffen umzugehen. Er legte sein eigenes Gewehr auf den Boden und nahm ihr sanft die unhandliche Waffe aus den zierlichen Händen.
David brauchte keine zwei Sekunden, um die Waffe durchzuladen und betriebsbereit zu machen. Dann gab er sie der jungen Frau zurück in ihre zitternden Hände. Sie bedankte sich mit einem schüchternen Lächeln.
»Alles in Ordnung?«, fragte er besorgt.
»Ja«, antwortete sie zögernd. Dann besann sie sich eines Besseren. »Nein.«
David nickte verständnisvoll. »Sie kriegen das schon hin. Halten Sie sich immer dicht bei den Marines. Die Jungs haben ein Talent fürs Überleben.«
»Ich habe Todesangst«, gab sie leise zu.
»Ich weiß«, erwiderte er wahrheitsgemäß. »Geht mir auch so.«
»Als ich zu dieser Mission aufgebrochen bin, hätte ich nicht gedacht, dass ich kämpfen müsste. Ich dachte, ich wäre in ein paar Wochen wieder zurück, und jetzt sieht es so aus, als würde ich hier sterben. Ich wünschte, ich könnte mich noch einmal richtig von meiner Familie verabschieden.«
David hatte großes Verständnis für die Frau. Sie schien viel zu jung, um jetzt hier sein zu müssen. Sie hatte noch ihr ganzes Leben vor sich. Am liebsten hätte er sie getröstet und ihr versichert, dass sie auf jeden Fall überleben würde. Aber selbst wenn sie es geglaubt hätte, hielt er nichts davon, sie anzulügen. Er konnte sich nicht sicher sein, dass sie überleben würde. Genauso wenig, wie er sich sicher sein konnte, dass er überleben würde.
Seine Gedanken schweiften zu Kim ab, die in diesem Moment auf dem Mars ihrer Arbeit nachging. Nicht ahnend, dass ihre Ehe schneller vorbei sein könnte, als sie es beide je für möglich gehalten hätten. David konnte Mendez' Gefühle verstehen. Er wünschte sich, er könnte sich noch einmal von Kim verabschieden.
Wieder hämmerte etwas gegen die Türen. Diesmal gegen beide. Eine der Türen erzitterte besorgniserregend. Lange würden sie dem Feind nicht mehr standhalten. Dann würden sie den Ruul Auge in Auge gegenüberstehen.
»Commander Salazzar. Wie lange noch, bis die Stingrays zurück sind?«, fragte DiCarlo angespannt.
Der Erste Offizier sah auf seine Konsole. Sein Gesicht gab bereits die Antwort, bevor er auch nur ein Wort gesagt hatte.
»Nicht rechtzeitig«, sagte er schließlich. »Sie sind noch etwa fünfundzwanzig Minuten entfernt.«
Fünfundzwanzig Minuten. Eigentlich keine große Zeitspanne, aber in einer Kampfsituation eine halbe Ewigkeit. In fünfundzwanzig Minuten konnte viel passieren. Aber David bezweifelte, dass sie den Slugs so lange standhalten konnten.
Es befanden sich derzeit etwas mehr als vierzig Personen auf der Brücke, von denen aber nur die Hälfte im Bodenkampf ausgebildet war. Im Gegenzug lauerten da draußen Dutzende von Slugs. Vielleicht sogar Hunderte. Und jeder von ihnen lechzte nach ihren Blut.
Ein drittes Mal schlug etwas gegen die Türen. Die Erschütterung war so heftig, dass David die Vibration durch das Metall unter seinen Füßen spüren konnte. Die Schotts verformten sich langsam. Egal womit die Angreifer die Zugänge zur Brücke bearbeiteten, ihre Bemühungen zeigten langsam Wirkung.
Die Ruul schienen ihren drohenden Erfolg ebenfalls zu spüren. Etwas hämmerte ein viertes, fünftes und sechstes Mal gegen die geschlossenen Schotts. Beim siebten Mal gaben sie dann nach.
Die Türflügel wurden nach innen gedrückt und zu beiden Seiten des Aufzugs strömten die Ruul auf die Brücke. Leichte Lasergeschütze und schwere Maschinengewehre begannen fast gleichzeitig zu schießen und deckten die Angreifer mit Dauerfeuer ein. Im Gegenzug eröffneten die Männer und Frauen, die die
Weitere Kostenlose Bücher