Duestere Vorzeichen
Kerrelak hielt sich zurück. Langsam entspannte er sich und entblößte erneut seinen Nacken, um Arrak zu beweisen, dass er keine Gefahr war und dass es nicht sein Wunsch war, gegen ihn zu kämpfen.
Er ist noch nicht bereit, so weit zu gehen, gegen mich zu kämpfen. Noch nicht. »Ich habe nur deine Frage beantwortet, Herr«, sagte Kerrelak in ruhigem Tonfall. »Ich habe die Fähigkeiten der Menschen als Gegner bewertet. Das heißt nicht, dass ich etwas für sie übrig hätte. Sie wurden überrascht und überwältigt, doch sie geben nicht auf und kämpfen weiter. Diese Haltung muss man würdigen.«
»Die Menschen sind nur Tiere. Nichts weiter. Deine Wertschätzung für ihre kämpferischen Fähigkeiten könnte dich eines Tages den Kopf kosten.«
Ein gefährliches Funkeln trat in Kerrelaks Augen. Ein angriffslustiges Funkeln, das aber so schnell wieder verschwand, dass Arrak sich fragte, ob er es sich vielleicht nur eingebildet hatte. Er beschloss, die Richtigkeit seiner Beobachtung auf die Probe zu stellen.
»Du hast etwas dazu zu sagen?«, fragte er betont unschuldig.
»Mit eurer Erlaubnis, Herr?!«
Arrak nickte auffordernd und Kerrelak erhob sich aus der Verbeugung der Unterwerfung, um seinen Befehlshaber in die Augen blicken zu können.
»Wenn die Menschen Tiere sind, dann frage ich mich, warum sie uns fünfzig Jahre lang in jeder Schlacht besiegt haben. Warum wir sie nicht bereits vor langer Zeit ausgelöscht oder unterworfen haben. Die Stämme brauchen immer Sklaven und die Menschen sind sehr zahlreich und viele für unsere Anforderungen mehr als geeignet.«
»Daran ist nur ihre Technik schuld. Sie waren uns schon immer technologisch überlegen. Um einen Knopf zu drücken, braucht man aber keinen Mut. Und keinen Stolz. Nur ihre Technik hat sie bisher vor uns gerettet.«
»Das zeigt meiner Meinung nach nur ihre Stärke als Erfinder und Konstrukteure«, wandte Kerrelak störrisch ein.
»Du denkst zu viel nach, Kerrelak. Die Zeit der Menschen ist vorbei. Mit dem heutigen Sieg wird der Grundstein zu vielen weiteren Siegen gelegt. Die Menschheit besiegt – endlich!«
»Noch ist die Schlacht nicht geschlagen. Der Feind ist noch nicht am Boden. Noch schlägt sein Herz.«
Arrak knirschte vor Wut mit den Zähnen. Kerrelaks Widerworte beleidigten ihn. Mehr noch. Sie beleidigten alle Ruul. Sowohl jene, die ihnen vorangegangen waren, als auch jene, die ihnen nachfolgen würden. Dieser Wurm stand vor ihm und hatte die Nerven zu behaupten, sie sollten die Menschen achten. Was für ein unsinniger Gedanke.
»Du hast gefährliche Gedanken in deinem Kopf, Kerrelak. Pass lieber auf, dass ich sie dir nicht eines Tages herausschneide.«
»Man sollte niemals einen Gegner unterschätzen, Herr.«
Arrak kochte vor Wut. Diese Ausgeburt eines minderwertigen Stammes hatte tatsächlich den Mut, ihn zu belehren. Oder war es vielleicht doch Dummheit? Kerrelak öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, aber Arrak schnitt ihm mit einem wütenden Zischen das Wort ab.
»Da du ja offenbar so viel von den Menschen hältst, habe ich eine Aufgabe für dich, die deinen Fähigkeiten gerecht wird. Du wirst den ersten Angriff auf die Kommandobrücke dieses Schiffes führen.«
Kerrelak unterdrückte eine wütende Erwiderung.
Arrak hatte ganz bewusst von dem ersten Angriff auf das Befehlszentrum gesprochen. Ohne Zweifel würden die Menschen alles aufbieten, um ihre Brücke zu halten. Es gab nur wenige Zugänge und diese waren so eng, dass immer nur ein Ruul gleichzeitig hindurch konnte. Die Anzahl der Opfer würde hoch sein. Mit etwas Glück würde Kerrelak zu ihnen gehören.
Arraks Untergebener wusste, dass er keine Wahl hatte. Keine Diskussion und keine Argumentation brachten ihn aus dieser Situation wieder heraus. Würde er sich weigern, durfte Arrak ihn auf der Stelle wegen Befehlsverweigerung töten. Diese Genugtuung würde er dem älteren Ruul nicht lassen. Kerrelak verbeugte sich steif und ging davon, um seine Befehle für den Angriff zu erteilen.
Auf der Brücke der Lydia herrschte bedrücktes Schweigen. David konnte hören, wie sich auf der anderen Seite der Türen die Slugs für ihren Angriff sammelten. Er hörte ihre tiefen, hasserfüllten Stimmen. Konnte förmlich ihren Blutdurst spüren. Das M8P5-Maschinengewehr in seinen Händen fühlte sich kalt an. Seine Hände ebenfalls. Er fragte sich, ob das Metall seine Hände so kühl hielten oder anders herum.
Die Marines hatten den Aufzug und die beiden seitlichen Zugänge zur Brücke
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