Duestere Vorzeichen
Rangstufen zustimmen würde. Am liebsten hätte er dem Mann gesagt, dass alles gut werden würde. Aber er hielt nichts davon, andere Menschen anzulügen. Tatsache war, dass er nicht wusste, ob sie es überleben würden.
»Nur die Ruhe«, bemühte er sich, den Mann zu beruhigen. Worte, die sich selbst in seinen eigenen Ohren jämmerlich anhörten. Mallorys Unterlippe zitterte. Bei Pjotrs Worten fing er an zu kichern. Erst leise, dann immer lauter. Bis der Tonfall des Konstrukteurs einen entschieden hysterischen Grad erreichte.
»Nur die Ruhe? Nur die RUHE?«, kreischte Mallory. »Wir werden alle sterben! Wir sind so gut wie tot! Und Sie sagen mir, ich soll die Ruhe bewahren? Wir werden heute alle …«
Eine schallende Ohrfeige ließ ihn verstummen. Mallory rieb sich die schmerzende Wange, die sich bereits leicht rötlich verfärbte, und starrte mit offenem Mund den Mann an, der ihm den Schlag verpasst hatte. Pjotr war nicht minder überrascht und sah zu Calough auf, der immer noch mit erhobener Hand über ihnen stand. Ungeachtet des ringsum tobenden Schusswechsels.
»Halten Sie endlich die Klappe!«, herrschte er sie an. »Alle beide, um Himmels willen! Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, hier versuchen Menschen, Leben zu retten, und Sie sitzen unter einer Liege und jammern.«
Er zog Mallory auf die Beine und drückte ihm einen der Verwundeten in die Arme, der noch gehen konnte. »Machen Sie sich nützlich. Bringen Sie den Mann hier raus.«
Langsam kehrte Leben in Mallorys Augen zurück und ein Teil der alten Arroganz nahm den Platz seiner Angst ein.
»Wie können Sie es wagen?!«, sagte er in dem verzweifelten Bemühen, etwas Würde zurückzuerlangen. Aber der Arzt ließ es gar nicht so weit kommen und schnitt mit einer ungeduldigen Geste jede Widerrede ab.
»Sie werden diesen Mann hier herausschaffen! Sofort!«
Calough hatte diese Worte gefährlich leise gesprochen. Trotzdem waren sie so intensiv, dass Pjotr sie sogar über den Gefechtslärm so deutlich hören konnte, als hätte der Arzt geschrien. Seine Augen ließen Mallory nicht aus den Augen. Es war wie ein Machtkampf zwischen den beiden Männern. Wer zuerst wegsah, hatte verloren.
Mallory wollte noch etwas sagen, überlegte dann kurz und ging ohne ein weiteres Wort an dem Arzt vorbei. Immer den Soldaten stützend, den Calough ihm übergeben hatte.
»Und Sie«, wies Calough Pjotr an, den Finger anklagend erhoben. »Sie benutzen besser das Ding, das Sie da in der Hand halten. Falls nicht, übergeben Sie es lieber jemanden, der auch damit schießt, und helfen Sie mir, die Verwundeten in Sicherheit zu bringen.«
Pjotr brauchte nicht lange zu überlegen. Er warf die Waffe einem Besatzungsmitglied zu und schnappte sich den nächsten Verwundeten, um ihn aus der Gefahrenzone zu schleppen.
»Die Krankenstation wurde überrannt«, meldete Ivanov mit müder Stimme. »Beide feindlichen Kräfte haben sich jetzt vereint und sind auf dem Weg zur Brücke.«
Auch das noch! »Wie lange noch?«, fragte Vincent.
»Es befinden sich keine nennenswerten Widerstandsnester mehr zwischen den Slugs und uns«, antwortete Hassan an Ivanovs Stelle. »Das ganze Schiff ist ein heilloses Durcheinander und niemand scheint zu wissen, wer in den einzelnen Abschnitten das Sagen hat.«
Damit hatte Hassan den Nagel auf den Kopf getroffen. Der Widerstand war weit unkoordinierter und ineffektiver, als er eigentlich hätte sein dürfen. Die Hauptschuld daran trug die Sabotage der Funkanlage. Die Brücke konnte die meisten Abteilungen nicht erreichen.; insbesondere keine der Sektionen, die zwischen der Brücke und den Slugs lagen, sodass es unmöglich war, eine wirkungsvolle Verteidigung aufzubauen.
Funksprüche an Ziele außerhalb des Schiffes abzusetzen, war sogar völlig unmöglich. Sie konnten nur hoffen und beten, dass den Marines an Bord der Raumstation auffiel, dass etwas nicht stimmte und sie umgehend zurückkamen. Wenn nicht, war die Lage mehr als aussichtslos.
Die Marines hinter ihm entsicherten die Waffen und machten sich bereit, die Brücke zu verteidigen.
»Bewegung, Bewegung, Bewegung!«, brüllte Fuentes unentwegt. Die Soldaten der Charlie-Kompanie rannten die Gänge entlang, so schnell sie konnten. Ihre Beweglichkeit wurde nur durch die zwanzig Tragen mit den besinnungslosen Überlebenden eingeschränkt. Aber sie zurückzulassen, hatte nie zur Diskussion gestanden. Sie würden entweder alle gehen oder gar keiner.
Sie stürmten über die letzte Kreuzung vor dem Eintrittspunkt. Die
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