Duestere Vorzeichen
raste mit Höchstgeschwindigkeit zur Lydia zurück. An Bord des Landungsfahrzeugs herrschte angespanntes Schweigen. Nur die Sanitäter sprachen leise miteinander, bei dem Versuch, die zwanzig Überlebenden aufzuwecken. Bisher ohne Erfolg.
Die Jäger ihres Geleitschutzes umschwärmten die fünf Stingrays wie ein Pulk Hornissen. Sie hatte die Piloten angewiesen, zur Lydia zurückzufliegen, aber diese hatten sich geweigert, ihre Schützlinge allein zu lassen. Also flogen die fünf Stingrays und ihre zwei Jägerstaffeln nun als loser Verbund. Der Stingray der Bravos flog vor ihnen und würde auch die Lydia gute zwei Minuten vor ihnen erreichen.
»Gibt's was Neues?«, fragte sie Fuentes, der gerade mit ihren zwei Piloten sprach.
Der Gunny drehte sich kurz um und schüttelte den Kopf. Obwohl er noch immer seinen Kampfhelm trug, konnte sie sehen, wie besorgt er war.
»Immer noch keine Funkverbindung«, erwiderte er. »Auch die Jäger und die Stingrays bekommen keine. Aber …«
»Aber?«
»Aber wir sind nahe genug, um schon Sichtkontakt zu haben, und einige der Jägerpiloten meinten, sie hätten durch einige der Bullaugen so etwas wie Mündungsfeuer gesehen.«
Minokis Kehle schnürte sich zu. Ihre schlimmsten Erwartungen nahmen vor ihren Augen Gestalt an.
»Ein Feuergefecht?«, fragte sie mit trockener Kehle.
»Es scheint so«, sagte Fuentes so leise, dass keiner der anderen Soldaten ihn verstand.
»Verdammt!«, fluchte Minoki. »Wir sollten jetzt dort sein. Wir müssen ihnen helfen.«
»Das werden wir auch«, beruhigte Fuentes sie. »Wir sind bald da.«
»Wie lange noch?«, fragte Minoki an Fuentes vorbei.
»Etwa acht Minuten«, antwortete der Pilot.
Frustriert lehnte sich Minoki zurück. Das würden die längsten acht Minuten ihres Lebens sein.
David wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war. Lange konnte es aber nicht gewesen sein. Als er langsam zu sich kam, befand er sich immer noch auf der Brücke der Lydia. Wenn auch mit auf den Rücken gebundenen Händen. Sein Kopf dröhnte vor Schmerzen und ihm tat jeder Knochen weh. Trotzdem zwang er sich, seinen Blick über die Brücke schweifen zu lassen, um einen Überblick über die Lage zu gewinnen.
Der Kampf konnte erst kurze Zeit vorbei sein. Außer ihm waren noch Mendez, Hargrove, DiCarlo, Salazzar, Ivanov, Wetherby und fünf Marines am Leben. Die Slugs hatten ganz bewusst die Führungsoffiziere der Lydia verschont. Aus welchem Grund auch immer. Die restliche Brückenbesatzung war massakriert worden. Meyer lag keine zwei Meter von ihm entfernt. Die Augen waren noch geöffnet und sein Gesichtsausdruck war im Tode erstarrt. David wünschte sich, er hätte die Augen des armen Jungen schließen können.
Es befanden sich etwa dreißig Ruul auf der Kommandobrücke. Die meisten beäugten ihre Gefangenen misstrauisch. Einige wenige schienen sich mit den Kontrollen zu befassen. Sie hatten augenscheinlich vor, hinter die Funktionsweise der Geräte zu kommen. Der Größte von ihnen war wohl der Anführer.
David hatte eigentlich schon mit dem Leben abgeschlossen, als er die Faust des Ruul auf sich hatte zukommen sehen. Es war eine erfreuliche, nichtsdestotrotz überraschende Tatsache, dass er noch am Leben war. Warum die Slugs ihn verschont hatten, warum sie überhaupt Gefangene machten, war ihm schleierhaft.
Dann schien sich etwas zu verändern. Einer der Ruul, der bisher den Radarschirm beobachtet hatte, trat zu dem Anführer und sprach wild gestikulierend auf ihn ein. Der Angesprochene betrachtete das Radar, als wollte er sich darüber klar werden, was er dort sah.
»Sie haben die anfliegenden Stingrays entdeckt«, flüsterte DiCarlo neben ihm.
»Wie weit werden sie noch entfernt sein?«, fragte David ebenso leise.
DiCarlo schüttelte leicht den Kopf, um ihre Bewacher nicht auf sich aufmerksam zu machen. »Nicht mehr weit. Vielleicht fünf Minuten. Vielleicht weniger.«
Dann war noch nicht alles verloren. Es konnten nicht mehr als drei- bis vierhundert Slugs an Bord der Manassas gewesen sein. Für mehr war der kleine Kreuzer einfach nicht groß genug. Die Ruul konnten die Lydia nicht ohne beträchtliche Verluste erobert haben.
Sie hatten den Überraschungseffekt gut genutzt, um die Besatzung zu überwältigen, aber Opfer hatten sie zweifelsohne erlitten, wie der Berg Leichen auf der Brücke bewies. Wenn man von fünfundzwanzig bis fünfzig Prozent Verlusten ausging, dann hieß das, dass die Slugs nicht mehr die Truppenstärke besaßen, um mit einem Bataillon kampfbereiter
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