Duestere Vorzeichen
bevor er auf die Behauptung einging.
»Commodore. Sie wollen hoffentlich nicht andeuten, dass sich Ihre Schiffe aus dem System zurückziehen werden? Sie können uns doch nicht einfach im Stich lassen.« Seine Stimme wurde nun fast schrill vor Panik.
Stockton schüttelte vehement den Kopf und versuchte, über seine Stimme so viel Vertrauen wie möglich an den Gouverneur zu übermitteln.
»Das liegt und lag nie in meiner Absicht. Ich wollte nur sicherstellen, dass allen die Situation mit sämtlichen Konsequenzen klar ist. Wir können nicht gewinnen. Wir können bestenfalls den Gegner eine Zeitlang aufhalten.«
»Aufhalten …«, ergriff Needler zum ersten Mal das Wort. »Und was bringt uns das?«
»Zumindest genug Zeit, um einen Teil der Zivilisten in Sicherheit zu bringen.« Stockton wandte sich erneut an Hassler.
»Herr Gouverneur, welche Notfall- und Evakuierungspläne gibt es für einen solchen Fall.«
Hassler schluckte schwer. »Keine. Wir hatten nie Probleme und haben auch nie damit gerechnet, dass so ein Fall eines Tages eintreten könnte.«
Stockton schloss kurz die Augen und nannte sich selbst in Gedanken einen Dummkopf. Hassler hatte natürlich recht. Mit einem Angriff war nie gerechnet worden. Und wenn es Notfallpläne gäbe, wäre es seine Aufgabe als militärischer Befehlshaber des Systems gewesen, sie zusammen mit der Zivilregierung auszuarbeiten.
»Also schön«, fuhr Stockton fort. »Beschlagnahmen Sie jedes zivile Schiff auf dem Raumhafen und stopfen Sie es mit so vielen Menschen voll, wie Sie nur können. Alle übrigen Bewohner sollen sich in den unterirdischen Schutzräumen einschließen und den Angriff aussitzen.«
»Aber Commodore Stockton. Die Kolonie hat über einhundertfünfzigtausend Einwohner. Mit den Schiffen auf dem Raumhafen bekommen wir nur einen Bruchteil davon in Sicherheit und der Rest findet niemals in den Bunkern Platz.«
»Ich weiß«, antwortete Stockton knapp.
Der Gouverneur öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, schloss ihn aber sofort wieder und nickte verstehend. Es ging nicht darum, alle Menschen zu retten. Es ging vielmehr darum, zumindest einen annehmbaren Prozentsatz in Sicherheit zu bringen. Alles, was zählte, waren nackte, harte Zahlen. Mathematik konnte mitunter furchtbar grausam sein.
»Und was machen wir währenddessen?«, wagte Straußer zu fragen.
»Wir fliegen der feindlichen Flotte entgegen, stellen uns ihnen in den Weg und bekämpfen sie mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.«
Erneutes Schweigen senkte sich über die Offiziere, denen die Implikationen des Gesagten langsam ins Bewusstsein sickerten. Das war ihr Tod. Das wussten sie alle. Aber es gab keine Alternative: Sie waren dazu abgestellt dieses Sonnensystem – mehr noch die Kolonisten – zu schützen.
Stockton spürte erneut eine Aufwallung von Stolz, als die anderen Offiziere ohne Ausnahme die Notwendigkeit dessen anerkannten, was er vorhatte.
»Bitte machen Sie Ihre Schiffe kampfbereit«, wies Stockton die Captains an. »Wir rücken in zwanzig Minuten aus. Sarah, Sie bleiben bitte noch. Mit Ihnen muss ich noch etwas besprechen.«
Nacheinander klinkten sich die Offiziere und der Gouverneur aus der Verbindung aus, bis nur noch die Kommandantin des Zerstörers Undefeated auf dem Bildschirm zu sehen war.
»Wir können bei Höchstgeschwindigkeit in etwa vierzig Minuten zu Ihnen stoßen, Commodore«, informierte Jenkins ihn.
»Genau darum geht es, Sarah. Sie werden auf Ihrer derzeitigen Position bleiben. Ich habe eine andere Aufgabe für Sie. Und das ist vielleicht die schwerste Aufgabe in der bevorstehenden Schlacht.«
Zwanzig Minuten später rückte die dezimierte Kreuzergruppe gegen den sich nähernden Feind aus. Stockton hatte auf sämtliche Finessen verzichtet und sich für eine eher traditionelle Formation entschieden. Gegen diesen Feind würden Finessen und Tricks nicht viel bringen.
Die Southampton mit ihren schweren Waffen bildete Zentrum und Anker der Aufstellung. Mit der Essex auf der Steuerbord- und der Kyoto auf der Backbordseite. Die Tombstone sicherte wiederum die Steuerbordseite der Essex. Damit hatte Stockton seine ganze schwere Artillerie im Zentrum konzentriert.
Die Courageously bildete an der rechten Flanke das Schlusslicht, während die beiden Fregatten Dawn und Sunset die linke Flanke der Formation schützten und somit direkt neben der Kyoto Position bezogen.
Sein Plan war ganz einfach. Die Kreuzergruppe würde direkt auf den Gegner zuhalten und aus allen Rohren feuern,
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