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Duestere Vorzeichen

Duestere Vorzeichen

Titel: Duestere Vorzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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sobald die feindlichen Schiffe in Feuerreichweite waren. Über Dinge wie Munitionsknappheit mussten sie sich zum Glück keine Sorgen machen. Sie würden feuern, bis die Torpedorohre glühten.
Aber das Wichtigste war, dass sie ihr Feuer nicht aufteilen würden. Es würde schon schwer genug sein, eins dieser Schiffe auch nur anzukratzen. Um es ernsthaft zu beschädigen, war eine große Portion Glück notwendig. Deswegen würden sie alles auf eine Karte setzen und das Feuer auf ein Schiff im Zentrum der gegnerischen Formation konzentrieren, das Stockton für das feindliche Flaggschiff hielt. Wenn es ihnen wenigstens gelang, es ernsthaft zu beschädigen oder sogar kampfunfähig zu schießen, dann war ihr Opfer nicht vergebens.
Sie brauchten fast fünfzig Minuten, bis sie in äußerster Feuerreichweite waren. Die längsten fünfzig Minuten, die Stockton je erlebt hatte. Es wurde auf der Brücke der Southampton wenig gesprochen. Und wenn doch, dann lediglich im Flüsterton. Als wäre der Feind in der Lage, sie zu belauschen. Eine aberwitzige Vorstellung. Doch das Gefühl des drohenden Verhängnisses, das sich ihnen näherte, ließ sich nicht abschütteln.
»Sir, wir sind in dreißig Sekunden in Torpedoreichweite«, meldete Howard pflichtbewusst.
»Torpedorohre laden und Mündungsklappen öffnen.«
Die Mannschaften arbeiteten mit äußerster Präzision und Disziplin. Innerhalb weniger Sekunden waren alle Schiffe der Gruppe feuerbereit.
»Feuerreichweite erreicht, Skipper.«
»Waffenfreigabe, Mr. Howard. Feuer frei!«
»Aye-aye, Skipper. Feuer frei.«
Der taktische Offizier der Southampton betätigte einige Kontrollen, die an Bord der restlichen Schiffe in gleicher Weise wiederholt wurden. Nur zwei Sekunden später rollte die erste Torpedowelle auf die Til-Nara-Schiffe zu.
Die Southampton war ein Schwerer Kreuzer der neuen Sioux-Klasse und mit 12 Torpedorohren bestückt. Die Essex und die Kyoto gehörten der älteren Night-Klasse an und konnten nur mit jeweils 10 Torpedorohren aufwarten. Die Tombstone, ein Leichter Kreuzer der Falcon-Klasse, verfügte über 8, der Zerstörer der Norfolk-Klasse über 3 Torpedorohre. Die Fregatten, Schiffe der alten Puma-Klasse, jeweils nur über 1 Torpedorohr.
Mit einer Salve war die Kampfgruppe also in der Lage, 45 Torpedos auf den Feind zu feuern. Die Flugkörper brauchten nur wenige Sekunden, um die Distanz zum Gegner zu überbrücken.
Menschliche und Til-Nara-Schiffe waren noch nie in kriegerischen Auseinandersetzungen aufeinandergetroffen. Daher wusste Stockton nicht, was er zu erwarten hatte. Auf der Oberfläche der Schiffe waren keine Waffenstellungen zu erkennen. Jedenfalls nichts, was einer menschlichen Definition auch nur nahe gekommen wäre.
Aber egal, was er sich vorgestellt hatte – nichts bereitete ihn auf das vor, was die Til-Nara zu bieten hatten. In der Front der Schiffe öffneten sich kleine, annähernd kreisrunde Öffnungen. Zuerst geschah gar nichts und Stockton erlaubte sich den Anflug von Hoffnung, dass die gesamte Torpedowelle durchkommen würde.
Doch plötzlich spien die Feindschiffe etwas aus, das einem Insektenstachel ungemein ähnlich sah. Nur viel größer. Etwa von der Länge eines Torpedos. Aber sehr viel schmaler. Die Stacheln hatten in etwa den Durchmesser eines menschlichen Arms.
Jedes der Schiffe feuerte in schneller Folge Hunderte der Geschosse ab. Sie bildeten einen dichten Abwehrgürtel vor den Schlachtkreuzern. Wo immer sie auf einen Torpedo trafen, spießten sie ihn zunächst auf, nur um ihn anschließend zur Explosion zu bringen. Alle 45 Torpedos wurden auf diese Weise abgefangen und zerstört.
»Mein Gott«, flüsterte jemand auf der Brücke andächtig.
Die Stacheln, die nicht auf einen Torpedo trafen, rasten weiter – auf Stocktons kleine Flottille zu. Die Flakbatterien der Kreuzergruppe erwachten zum Leben. Die taktischen Offiziere versorgten die Geschützmannschaften mit Anflugvektoren und allen Daten, die sie hatten, um ihre Kollegen zu unterstützen.
Die Flakgranaten schlugen zwischen den Stacheln ein. Pulverisierten einige, stießen andere aus ihrer Flugbahn, wo sie ohne Gefahr für die menschlichen Schiffe davontrudelten. Nur leider gab es so unglaublich viele davon, dass die Menge, die ausgeschaltet wurde, kaum ins Gewicht fiel.
Stockton hatte vorsorglich befohlen, die Sensoren auf volle Leistung fahren zu lassen, um möglichst viele Daten zu sammeln. Nun rief er die bereits gesammelten Informationen ab. Hätte nicht eine solch akute Gefahr

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