Duestere Vorzeichen
ein Leichter Kreuzer und ein Zerstörer, gingen bereits auf Abfangkurs, um den unerwarteten Eindringling zu stellen. Stockton fuhr sich durch das Haar, als er verschiedene Möglichkeiten durchging, was dieser Neuankömmling bedeuten könnte.
Durchaus möglich, dass es sich dabei um einen Handelskonvoi handelte, der einfach seinem Zeitplan voraus war. Bei vier Schiffen war das sogar wahrscheinlich. Piraten operierten selten in einem größeren Verband. Es waren meistens Einzelgänger, die einsame Schiffe und nicht verteidigte Kolonien überfielen. Er hatte noch nie gehört, dass sich vier Piratenschiffe zusammengeschlossen hatten.
Es blieb aber genug Zeit, um das festzustellen. Die Eindringlinge würden mindestens drei Stunden brauchen, bis sie Morgan II erreicht hatten, und die Patrouille würde sie weit früher abfangen. Innerhalb der nächsten zehn Minuten würden sie die Schiffe identifiziert haben und er konnte Entwarnung geben. Die Möglichkeit, dass es tatsächlich ein Angriff sein könnte, erwog er gar nicht erst.
Er begrüßte allerdings die Abwechslung in der Routine seiner Kreuzergruppe. Mannschaften, die zu lange auf einem Garnisonsposten stationiert waren, litten oftmals an einem Mangel an Disziplin. Es wurde Zeit, sie etwas auf Trab zu bringen.
»Mr. Howard«, sprach er seinen Ersten Offizier an. »Wir gehen besser auf Nummer sicher. Alarmstufe Gelb für die Kampfgruppe. Alle Mann auf Gefechtsstationen.«
»Aye-aye, Skipper. Alle Mann auf Gefechtsstationen.«
Sein XO diente bereits sehr lange unter seinem Kommando und wunderte sich daher keineswegs über den Befehl. Er kannte seinen Kommandeur gut genug, um zu wissen, welche Gedanken Stockton durch den Kopf gingen.
Der Commodore lehnte sich in seinem Sessel zurück, während Howard die Mannschaft auf die Stationen rief. Der Befehl wurde von Schiff zu Schiff weitergegeben, bis die gesamte Kreuzergruppe kampfbereit war. Es dauerte weniger als zwei Minuten. Stockton nickte merklich zufrieden. Er erwog sogar, den Zerstörer Undefeated zurückzurufen, den er auf Patrouille zur südlichen Nullgrenze geschickt hatte.
Er entschied sich aber dagegen. Es bestand kein Grund zur Überreaktion. Es waren nur vier, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit harmlose Schiffe. Nun hieß es also warten.
Die Minuten vergingen quälend langsam, als er auf seinem Bildschirm beobachtete, wie sich die beiden Schiffsgruppen einander näherten. Dann veränderte sich plötzlich etwas. Der Leichte Kreuzer und der Zerstörer wendeten und gaben Vollschub in die entgegengesetzte Richtung.
»Wir empfangen eine Transmission von der Trafalgar «, meldete Howard.
»Lassen Sie hören, Mr. Howard.«
»Es ist lediglich ein Datenpaket, Sir«, erklärte sein XO verwirrt. »Wie es aussieht, Sensordaten.«
»Auf meinen Bildschirm überspielen.«
Das Übertragen dauerte nur wenige Sekunden, und als er sah, was der Captain der Trafalgar ihm geschickt hatte, riss er überrascht die Augen auf. Es waren in der Tat Sensordaten. Gesammelte Daten über die vier Schiffe. Kein Wunder, dass die Patrouille floh, als wäre der Teufel persönlich hinter ihnen her.
Das waren keine Händler. Auch keine Piraten. Es waren vier Til-Nara-Schlachtkreuzer, die sich mit Maximalgeschwindigkeit dem inneren System näherten! Sie kamen direkt auf Morgan II zu. Selbst in den wenigen Sekunden, in denen er die Daten überflog, erkannte er, dass diese vier Schiffe bis an die Zähne bewaffnet waren. Sie reichten vollkommen aus, um sein ganzes Kommando zu vernichten.
Und er konnte nichts dagegen tun.
»Sir, die Neuankömmlinge eröffnen das Feuer.«
Mit vor Schreck geweiteten Augen beobachtete er die Tragödie, die sich vor ihm abspielte. Ohne Möglichkeit, etwas zu ändern. Ohne Möglichkeit, seine Leute zu retten. Zur Untätigkeit verdammt.
Das führende Til-Nara-Schiff hatte die Trafalgar und die Innocent unter Beschuss genommen. Die beiden weit unterlegenen Schiffe feuerten mit ihren Achterwaffen zurück. Die waren aber viel zu schwach, um das riesige Feindschiff zu beschädigen oder auch nur nennenswert aufzuhalten. Das Til-Nara-Schiff erzielte Treffer um Treffer, bis schließlich die Innocent und kurz darauf auch die Trafalgar vom Bildschirm verschwanden.
Auf der Brücke der Southampton herrschte bedrücktes Schweigen. Stocktons Hals war trocken und er versuchte, ihn mit Speichel etwas anzufeuchten. In den nächsten Stunden würde er viel Speichel brauchen.
»Mr. Howard, geben Sie Alarmstufe Rot für die gesamte
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