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Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Titel: Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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vertäuten das Boot an der Anlegestelle, eilten ins Bootshaus und hämmerten gegen die Tür des Schlosses, bis Celeste, eines unserer Dienstmädchen, aufmachte. Sie war in Nachtgewand und Haube, hielt eine Kerze in der Hand – und schaute uns entsetzt an. Ihre Hand flog zum Mund, um einen Schrei zu unterdrücken.
    Erst da fiel mir ein, dass ich bis auf die Haut durchnässt und Elizabeth und ich außerdem mit Krakes Blut bespritzt waren. »Ist schon gut, Celeste.«
    »Meister Victor … wo sind Sie drei gewesen? Was ist passiert?«
    »Das erkläre ich später.«
    Wir eilten durch das Tor und hinauf zu Konrads Zimmer. Vor der Tür zögerte ich. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, wenn Mutter bei Konrad war. Wie sollte ich alles erklären? Und wenn sie dann ihre Erlaubnis verweigerte, ihm das Elixier zu geben?
    Leise öffnete ich die Tür und spähte hinein. Zu meiner ungeheuren Erleichterung war es Maria, die dösend in dem Sessel bei Konrads Bett saß.
    Wir schlüpften alle drei ins Zimmer.
    Konrad schlief. So wachsbleich und still, dass ich schon fürchtete, wir wären zu spät gekommen. Doch dann sah ich das schwache Heben und Senken seiner Brust. Als wir uns dem Bett näherten, erwachte Maria und schlug die Augen auf. Erschrocken starrte sie uns an und sog scharf die Luft ein, ungewiss, ob das nicht alles ein Albtraum war.
    »Keine Angst«, sagte ich leise. »Alles ist gut. Wir haben das Elixier.«
    Elizabeth zog das Fläschchen aus der Tasche, dessen lederne Schutzhülle noch von Krakes Blut bedeckt war.
    »Ich bin ganz durcheinander«, sagte Maria. »Wie …?«
    »Wir haben die letzten Vorbereitungen mit Julius Polidori abgeschlossen«, sagte Elizabeth.
    »Was ist mit deiner Hand passiert?«, fragte Maria plötzlich, als sie die zerfetzten Bandagen sah.
    »Später«, sagte ich. »Wo ist Mutter?«
    »Ich habe sie vor ein paar Stunden ins Bett geschickt. Sie ist völlig erschöpft.«
    Ich nickte. »Dann ist es jetzt an der Zeit.«
    »Warte«, sagte Maria. »Und wenn es ihm schadet? Das könnte ich mir niemals verzeihen.«
    »Er atmet kaum noch«, sagte Elizabeth und nahm Konrads schlaffe Hand in ihre. »Wir müssen es versuchen – und beten.«
    Maria nickte einmal zögernd, dann noch einmal entschlossener. »Ja, bring ihn uns zurück, Victor.«
    Elizabeth schob meinem Bruder ein weiteres Kissen unter den Kopf.
    »Konrad«, sagte sie dann sanft, »wir haben dir eine neue Medizin gebracht. Wach auf und nimm sie.«
    Er wachte nicht auf.
    »Wir müssen es ihm selbst verabreichen«, entschied ich.
    Ich öffnete das Fläschchen. Elizabeth teilte behutsam seine Lippen. Ich ließ einen kleinen Tropfen des Elixiers auf seine Zunge fallen und beobachtete, wie er in Konrads Kehle rann. Im Schlaf murmelte er etwas Unverständliches und schluckte. Erst dann träufelte ich ihm etwas mehr auf seine Zunge.
    Tropfen für Tropfen gab ich ihm das Elixier des Lebens. Es dauerte mehr als eine halbe Stunde. Aus Furcht, er würde vielleicht würgen oder die kostbare Flüssigkeit ausspucken, wagte ich nicht, sie ihm schneller zu geben.
    Nach dem letzten Tropfen schaute ich Henry und Elizabeth an. Noch nie in meinem Leben war ich so müde gewesen.
    »Wir haben es getan«, sagte ich. »Alles, was wir tun konnten, ist getan.«
    Elizabeth strich Konrad das strähnige Haar aus der Stirn und wieder bewegte er sich. Diesmal öffnete er die Augen.
    »Konrad«, sagte ich.
    Er blickte mich ruhig und bei vollem Bewusstsein an, dann Henry und schließlich Elizabeth. Er lächelte. Dann fielen ihm die Augen zu und er war eingeschlafen.
    Henry wankte davon in seinen Schlafraum und Elizabeth und ich gingen in Vaters Arbeitszimmer. Dort machte ich den Arzneikoffer auf, goss etwas desinfizierende Flüssigkeit auf einen Wattebausch und säuberte die Wunden in Elizabeths Gesicht.
    Sie war tapfer und zuckte nicht zurück. Zum Glück waren die Kratzer nicht tief. Nur die äußersten Spitzen von Krakes Krallen schienen ihre gebräunte Haut erwischt zu haben.
    »Es ist nichts Ernsthaftes«, sagte ich. »Und es muss nicht genäht werden.«
    Die Kratzer bluteten immer noch ein bisschen, daher schnitt ich ein Stück Verbandsmull ab und klebte es vorsichtig auf ihre Wange. »Das war’s.«
    »Ich danke dir«, sagte sie. »Was macht deine Hand?«
    »Sie tut nicht sehr weh.«
    Sie nahm meine Hand und wickelte die Bandagen ab.
    »Ist es sehr scheußlich?«, fragte ich und sah mit einem eigentümlichen Mangel an Aufgeregtheit hin.
    »Nein. Es ist heroisch.«
    Von

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