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Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Titel: Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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grünen Augen schauten mich ruhig an, und ich wusste, dass wir seine Intelligenz nicht unterschätzen durften. Polidori hatte ihn offensichtlich gut abgerichtet, so gut, dass er uns in den Sturmwald folgen und auf uns aufpassen konnte, sollten wir in Gefahr geraten.
    »Entscheidend ist, dass wir sie bekommen haben«, sagte ich. »Die erste Zutat!«
    »Ich hoffe ja nur, dass es genug ist«, warf Elizabeth mit gerunzelter Stirn ein und zog das Fläschchen aus der Tasche.
    Der Luchs stieß mich sanft mit dem Kopf an und dann wieder, diesmal nachdrücklicher. Um den Hals war ein kleiner Beutel gebunden. Erwartungsvoll blickte er mich an. Ich löste den Beutel ab und fand darin eine handschriftliche Notiz.
    Werter Herr,
    ich vertraue darauf, dass im Sturmwald alles gut gegangen ist und Krake eine gewisse Hilfe war. Ich hoffe, seine Anwesenheit hat Sie nicht erschreckt. Um Ihnen den Weg nach Genf zu ersparen, können Sie die Flechte in Krakes Beutel stecken und er wird unverzüglich zu mir zurückkehren. Meine Arbeit an der Übersetzung macht Fortschritte. Kommen Sie in drei Tagen wieder vorbei, wenn es Ihnen beliebt.
    Ihr ergebener Diener
Julius Polidori
    Ich zeigte Elizabeth den Brief.
    »Ein ungewöhnlicher Bote, aber bestimmt sehr zuverlässig«, meinte sie und verstaute das Fläschchen in Krakes Beutel.
    Ohne Verzögerung sprang der Luchs in den Wald und nach Genf zu seinem Herrn.

7. Kapitel
Wundersame Wandlungen
    Ich wachte davon auf, dass ein Zimmermädchen durch mein Zimmer ging. Meine Bettvorhänge waren noch zugezogen, aber ich hörte, wie sie meine Fensterläden öffnete, mir eine frische Waschschüssel richtete und meinen Tee. Ich wartete auf das Geräusch, dass sie meinen Nachttopf nehmen und das Zimmer verlassen würde.
    Doch stattdessen hörte ich, wie sie sich mit einem zufriedenen Seufzer hinsetzte und anfing zu pfeifen. Ich runzelte die Stirn. Was machte sie da? Dann hörte ich, wie sie sich eine Tasse Tee eingoss, und das Klirren von Porzellan, als sie davon trank. Wir führten ja einen liberalen Haushalt, aber das hier ging doch etwas zu weit!
    »Willst du den ganzen Tag liegen bleiben, du fauler Sack?«, fragte sie.
    Nur dass es keine Sie war. Es war ein Er und ich kannte die Stimme so gut wie meine eigene. Ich zog die Vorhänge auseinander. Da saß mein Zwillingsbruder in einem weißen Nachthemd ganz ruhig in der einfallenden Morgensonne und trank meinen Tee.
    »Konrad!«, rief ich, und dann wurde mir schwindlig, und ich fürchtete, bloß zu träumen. »Konrad?«
    »Meine Güte, Victor«, sagte er. »Man könnte meinen, du hättest einen Geist gesehen!«
    Er lächelte und plötzlich war der Bann der Angst gebrochen. Ich sprang aus dem Bett und rannte zu ihm. Er stand zur Begrüßung auf und wir fielen uns in die Arme.
    »Geht es dir wieder gut?«, rief ich.
    »Viel besser jedenfalls«, sagte er.
    Unter dem Nachthemd spürte ich seine Knochen und trat etwas zurück, um ihn zu betrachten. Sein Gesicht war immer noch ausgemergelt, doch die Haut wirkte nicht mehr wie Papier und auf den Wangen lag ein Hauch von Farbe.
    »Dein Fieber ist weg«, sagte ich.
    Er nickte. »Die Medizin des Doktors wirkt offenbar.«
    Einen Augenblick, nur einen ganz kurzen Moment lang, schoss mir ein merkwürdiger Gedanke durch den Kopf. Ich sollte doch derjenige sein, der ihn heilte, der ihm das Elixier des Lebens an die Lippen hielt und zusah, wie Farbe und Lebenskraft wieder in seinen Körper strömten.
    Aber dann überkam mich die Scham, etwas so Engherziges gedacht zu haben, und ich fühlte wieder nur noch Erleichterung und reine Freude.
    »Wissen es Vater und Mutter schon?«, fragte ich.
    »Noch nicht. Ich wollte, dass du es zuerst siehst.«
    »Komm schon, wir erzählen es allen!«, sagte ich. »Jetzt sofort!«
    Es war unbeschreiblich schön, Konrad beim Essen wieder mit am Tisch zu haben, ihn angezogen und herumlaufen zu sehen und sein Lachen zu hören.
    Er war viel dünner und immer noch schwach, doch er hatte einen guten Appetit, und ich war sicher, dass er in kürzester Zeit wieder ganz der Alte sein würde.
    Jeden Tag würde er noch für einige Stunden ins Bett müssen, um mit Dr. Murnaus Nadel gestochen zu werden und sich noch mehr Medizin in die Adern träufeln zu lassen. Dr. Murnau meinte, Konrad müsse noch viel Ruhe haben und dürfe sich nicht überanstrengen.
    Aber jetzt erst mal war es wie Weihnachten und alle Geburtstage zusammen. Mutter und Vater wirkten plötzlich wieder viel jünger, Elizabeths Lächeln

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