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Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Titel: Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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dass es im See schmale Spalten gibt, die zu unterirdischen Grotten führen, wohin sich diese Fische zurückziehen.«
    »Aber diese Grotten unter Wasser zu finden …«, fing Henry mit gerunzelter Stirn an.
    »Dürfte nahezu unmöglich sein«, unterbrach ich ihn. »Es sei denn, es gibt noch einen anderen Zugang vom Land aus.«
    »Genau das«, sagte Polidori. »Die Berge, die unseren wunderbaren See umgeben, sind von einem Labyrinth von Höhlen durchzogen. Sie reichen tief hinab.«
    »Kennen Sie jemanden, der in diese Tiefen hinuntergestiegen ist?«, fragte Elizabeth.
    »Sehr wohl«, antwortete Polidori. »Doch der ist nun tot.«
    »Was ist ihm zugestoßen?«, fragte Henry nervös.
    »Er ist einmal zu oft in die Tiefe gestiegen«, sagte Polidori. »Er war ein Forscher, ein Kartograf.« Er unterbrach sich und blickte mich an. »Doch ich glaube, seine Witwe wohnt noch immer gleich vor der Stadt.«
    »Dann müssen wir ihr einen Besuch abstatten«, sagte ich.
    Polidori begleitete uns nach oben, und als wir gerade den Laden verlassen wollten, rief er mich zurück: »Junger Herr, auf ein Wort, wenn es gestattet ist.«
    Elizabeth und Henry warteten draußen in der Gasse auf mich.
    »Es ist mir völlig bewusst, dass das hier schwierige Aufgaben sind«, sagte Polidori freundlich. »Und ich weiß, dass meine Hilfe begrenzt ist. Aber ich habe etwas, das vielleicht den Abstieg in die Tiefe, sagen wir mal, erhellen könnte.«
    »Vielen Dank«, sagte ich und war neugierig darauf, was es wohl sein könnte.
    »Sie haben die Sicht des Wolfs erfolgreich hergestellt, nicht wahr?«
    »Ja, habe ich.«
    »Ich hatte das nicht bezweifelt.«
    Er schien tief in mich hineinzublicken. Das Gefühl drängte sich mir auf, dass ihm gefiel, was er sah. »Und ich vermute, dass Sie neben Agrippa und Paracelsus auch noch ein paar andere hilfreiche Bücher zur Hand haben.«
    Ich blickte ihn an und überlegte, ob er nach ihnen fragen würde.
    »Wenn dem so ist«, sagte er, »möchten Sie vielleicht Eisenstein zurate ziehen. Falls Sie Ihre Fähigkeiten erneut erproben möchten.«
    Noch einmal in die Dunkle Bibliothek während der Geisterstunde.
    Ich versuchte zu schlafen, doch jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich Elizabeth und stellte mir vor, es sei ich und nicht Konrad, der sie berührte. Ich streichelte ihre Wange, und dann beugte ich mich vor, um ihren vollen Mund zu küssen … und konnte es nicht länger ertragen. Ich stieg schnell aus dem Bett, musste meine Gedanken ablenken – und war froh, dass ich eine Arbeit hatte, auf die ich mich stürzen konnte.
    In der Bibliothek wühlte ich mich fast eine Stunde lang durch verstaubte Bände, bis ich schließlich den richtigen fand. Ein schmales grünes Buch, auf dessen Rücken nur der rote Buchstaben E eingraviert war.
    Ludvidicus Eisenstein.
    Zu meiner großen Erleichterung war der Text auf Deutsch geschrieben. Ich fing an, die hauchdünnen Seiten durchzublättern, ohne genau zu wissen, wonach ich überhaupt suchte. Ich überflog die Überschriften und war erstaunt, wie banal sie waren:
    Das Prüfen von Erzen
Die Eigenschaften der Farben
Die idealen Temperaturen, um Töpferware zu brennen
Das Herstellen von Salpeter
Ein Liebestrunk
    Auf dieser Seite blieb mein Blick hängen und überflog die Liste der Zutaten. Dann aber zwang ich mich weiter, und kurz darauf kam ich zu einer Seite mit der Überschrift: »Die Zubereitung des Feuers ohne Flammen.«
    Ich las den Text. Das musste es sein, was ich Polidoris Meinung nach finden sollte. Eine unauslöschliche Lichtquelle in der Dunkelheit. Er hatte mich ausgewählt. Er hatte gespürt, dass ich eine spezielle Begabung hatte und dass ich diese Substanz selbst herstellen könnte.
    Ich stellte mir Konrads Gesicht vor, wenn er sie erblickte.
    Ich stellte mit Elizabeths Bewunderung vor.
    Ich schob das Buch unter meinen Morgenrock, kehrte zurück in mein Zimmer und schlief tief und fest ein.
    Ich bin ein Dieb .
    Am Nachmittag hatte Elizabeth eine geheime Nachricht für Konrad hinterlassen – und ich habe sie gestohlen.
    Durch reinen Zufall kam ich an der Bibliothek vorbei, und durch das in Blei gefasste Glas in der Tür sah ich, wie sie ein zusammengefaltetes Blatt Papier in die chinesische Vase fallen ließ. Als sie sich dann umdrehte, um sich verstohlen umzublicken, bewegte ich mich schnell von dem Fenster weg. Ich eilte den Flur entlang, bog um eine Ecke und wartete, bis ich sie die Tür hinter sich schließen hörte und ihre Schritte verklangen. Ich kehrte

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