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Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Titel: Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Abzweig, Elizabeth.«
    Triumphierend machte sie ihr Zeichen auf den Stein. »Ihr habt Glück, das ihr meine Ohren dabeihabt.«
    »Wir haben Glück, dich ganz und gar bei uns zu haben«, sagte Konrad und bekam dafür ein leises Lachen von ihr.
    Ich wünschte, ich wäre auch so schlagfertig, um solch flirtende Komplimente zu machen.
    Wir gingen den Tunnel hinab und das plätschernde Geräusch wurde lauter.
    »Seht ihr«, sagte Elizabeth, »ich hatte recht.«
    Ganz plötzlich machte der Stollen einen scharfen Bogen nach oben.
    »Hier ist der Boden feucht«, bemerkte Konrad.
    Ich fuhr mit den Fingern über die glatte Wand. »Die Wände sind es auch.«
    Ein paar Minuten lang stiegen wir schnaufend aufwärts, bis der Stollen wieder eben wurde und sich zu dem abfallenden felsigen Ufer eines großen Teichs öffnete.
    »Wir haben ihn gefunden!«, stieß Elizabeth aus.
    Die Wasseroberfläche war nicht glatt wie Glas, wie ich es mir vorgestellt hatte, sondern leicht gekräuselt, als gäbe es viele unsichtbare Strömungen.
    »Ich kann den Grund nicht sehen«, sagte Konrad und hielt die Laterne hoch.
    »Das Licht!«, fiel es mir ein. »Es ist zu hell. Macht die Dochte kürzer. Wir dürfen den Quastenflosser nicht verscheuchen.«
    Als unsere Laternen schwächer leuchteten, dämmerte ein neues Licht in der Höhle, denn die Wände und die niedrige Decke waren wie glasiert mit einem eigenartigen Mineral, das ein rötliches Zwielicht erzeugte.
    »Ich frage mich, wie tief er ist«, flüsterte ich und blickte auf das schwarze Wasser. Bekam der Teich sein Wasser nur vom See, oder gab es auch noch eine tiefere Quelle, die von dem Wasserfall gespeist wurde? Während ich noch auf die Oberfläche blickte, fing es an einer Stelle an zu flimmern und eine blaue Gestalt bewegte sich unter dem Wasserspiegel. Seine Schuppen glitzerten im Dämmerlicht.
    »Das ist er«, hauchte ich. »Der Quastenflosser!«
    Es war nur ein kurzer Augenblick, bevor das Wesen wieder in der Tiefe verschwand. Wir sahen einander lächelnd an. Wir hatten es geschafft. Wir waren durch die Höhlen abgestiegen, hatten den Teich gefunden, und jetzt blieb nur noch, den Fisch zu fangen!
    »Ich hab nicht so richtig gesehen, wie groß er ist«, sagte Konrad.
    »Es ging zu schnell«, stimmte ich zu.
    »Er war so wunderschön dunkelblau«, flüsterte Elizabeth. »Habt ihr die weißen Markierungen bemerkt?«
    Eilig setzten Konrad und ich unsere Angelruten zusammen und bereiteten alles vor.
    Früh am Morgen hatten William und Ernest uns mit unserer Angelausrüstung gesehen und waren eifrig losgezogen, den Garten nach Würmern abzusuchen. Sie hatten nicht verstanden, dass wir für das, was wir suchten, einen gewichtigeren Köder brauchten. Laut Polidori fraß der Quastenflosser andere Fische oder auch kleine Tintenfische. Doch wir ließen unsere Brüder uns stolz mit ihren Eimerchen voll Würmer beschenken und versprachen, ihnen unsere Beute zu bringen. Wir hatten schwere Angelschnur mitgebracht, denn wir wussten von Polidoris Exemplar, dass dieser Fisch groß sein könnte.
    Wir bestückten unsere Haken mit den jungen Hechten, die wir nach unserem Aufbruch vom Schloss bei einem Fischhändler am Ort gekauft hatten, warfen sie an verschiedenen Stellen im Teich aus, traten zurück und ließen unsere beschwerten Leinen ablaufen. Immer weiter sanken sie nach unten, und ich befürchtete schon, die Angelschnur wäre zu Ende, bevor sie den Boden erreichte.
    »Mindestens dreißig Meter«, sagte Konrad schließlich und spulte wieder ein bisschen zurück.
    »Ob er auch fressen wird?«, wisperte Elizabeth. »Vielleicht ist er gar nicht hungrig.«
    »So einem Essen direkt vor der Nase wird er nicht widerstehen können«, murmelte ich zuversichtlich.
    Doch als die Minuten verstrichen, war ich nicht mehr so zuversichtlich. Vielleicht mochten diese Kreaturen keine Hechte. Wasser leckte an den Spitzen meiner Stiefel und ich trat ein paar Schritte zurück.
    Plötzlich ruckte meine Angel und die Schnur spulte sich rasend schnell ab.
    »Er hat ihn angenommen!«, rief ich.
    »Versuch noch nicht, ihn zu stoppen!«, warnte Konrad.
    Ich beobachtete, wo meine Schnur ins Wasser tauchte. Der Quastenflosser bewegte sich schnell und kreiste tiefer in den Teich.
    »Bald hat er meine ganze Leine!«, sagte ich und behielt meine Spule aufgeregt im Auge.
    So geringfügig ich auch den Gegenzug verstärkte, so musste ich mich doch mit all meinem Gewicht zurücklehnen. Ich wollte nicht um Hilfe bitten, aber mir blieb

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